Boulevardisierung – bei allem Respekt

Denkt man eigentlich über sich und seine Aufgabe auch bei den Medien nochmal nach? Oder sind die Verantwortlichen in den Sendeleitungen noch festmahlträge? Voller Bauch denkt nicht gern – das sagt schon Kollege Volksmund so treffend? Oder ist es gar Volkes Zwang, so dass selbst sachlich seriöse Sender offenen Auges in die Boulevard-Falle laufen lässt.

Sicher, das menschliche Schicksal eines Michael Schumacher ist tragisch. Das Mitgefühl sei seiner Familie und seinen Freunden sicher. Er hat in seiner aktiven Berufslaufbahn eine Reihe von Autorennspiele gewonnen, was ihn bei einer Reihe von Leuten zu einem Vorbild macht. Er ist und bleibt aber ein Thema des Boulevard.

Aber, was machen die Sender? Einer unterbricht sein Programm zu einer Sondernachrichtensendung, einziges Thema: Der Unfall Schumachers. Ein anderer überträgt die Pressekonferenz der Ärzte, danach(!) kommt ein Bericht über die Ereignisse in Wolgograd (Bombenanschlag). Soweit zum Thema Wertigkeit und Wichtigkeit.

Es ist vollbracht

Und das nicht erst eben, sondern bereits letzte Woche Dienstag. Datieren wir es irgendwo am 17.12.2013, so zwischen 9 und 10 Uhr. Einige E-Mail-Wechsel, Telefonate in verschiedensten Richtungen und zwischenzeitliche Enttäuschungen lagen zwischen dem Tag der Auslösung, dem 25. September 2013, und der Herstellung eines sinnvollen Status letzten Dienstag. Und man lernt immer wieder dazu.

Angefangen hat alles mit der Erkenntnis, dass die Realität die Tendenz hat, die Satire einzuholen. Volker Pispers sagte einmal: Die Deutschen sind das einzige Volk, dass etwas in der Hand halten kann, es ansehen und dann sagen: “Das gibt es nicht.” (jedenfalls so ähnlich). So in etwa las sich dann auch die Antwort auf meine erste Eingabe: Das. was Sie da gerade hören, gibt es nicht.

Eine weitere Erkenntnis, die sich im Laufe der Zeit Bahn brach, war diejenige, dass in Anlehnung an das Klischee “drei Juristen, vier Meinungen” selbst halbwegs für den Laien eindeutige Gesetzestexte nicht wirklich eindeutig sind. Wir lernen: Wenn in einem Gesetz steht:

Der Betreiber einer analogen Kabelanlage ist verpflichtet, zeitgleich, vollständig und unverändert weiterzuverbreiten:
1. die für das Land Mecklenburg-Vorpommern gesetzlich bestimmten sowie die auf Grund einer Zulassung nach § 8 veranstalteten landesweiten Programme …

heißt das noch lange nicht, welche Regionalversionen eingespeist werden. Zu den gesetzlich bestimmten Programmen gehören eben auch die fünf Radioprogramme des NDR, Regionalisierungen werden aber nicht berücksichtigt. Komische Regelungen. Und wo liegt – mal wieder – die Grenze, ob man einen Kabelnetzbetreiber zwingen kann, die mit normalem Verstand einzig sinnvolle Lösung durchzusetzen: die wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung. Das heißt im Umkehrschluss: Wenn es wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, wird geltendes Recht weitestmöglich ausgelegt. Vornehm formuliert.

Bleibt das Ergebnis zu benennen: Seit 17.12. wird endlich die richtige Regionalversion von NDR2 ins Neubrandenburger Kabelnetz eingespeist.

Das Resümee: Ist schlecht zu ziehen. War es Unkenntnis oder Ignoranz, die dazu führte, das falsche Programm ins Kabelnetz einzuspeisen. Ein gutes Licht werfen beide Alternativen nicht.

Wiederholung ist nicht die Mutter der Wahrheit

Aussagen werden auch dadurch nicht wahrer, indem man sie immer wieder wiederholt. Neulich habe ich Tim Mälzer mit dem für mich überraschenden Satz im Fernsehen erlebt, dass seine Kochsendung die einzige ist, in der im deutschen Fernsehen einfach nur gekocht wird – ohne Spiel, ohne Show, einfach nur die Zubereitung von schmackhaften Gerichten.

Nachdem ich diesen Gedanken jetzt auch auf einer Webseite über ihn las, möchte ich doch anmerken: Hier irrt der Meister. Auf Anhieb fallen mir zwei Sendungen im deutschen Fernsehen ein, die genau das gleiche auch machen: “Kochkunst mit Vincent Klink” (SWR) und “2 Mann für alle Gänge” (SR), beides auch Produktionen, die immer wieder auch neue Folgen hervorbringen.

Ehre, wem Kochehre gebührt, aber nicht über’s Ziel hinausschießen!

Der Geschichte fünfter Teil und alle Wege offen

Natürlich ist das Problem nicht zum 01.12.2013 gelöst worden.

Aber warum “Natürlich …”?

Ich will doch nicht in Klischees baden.

Nur: Was kann ich dafür, wenn es immer wieder bedient wird?

Der 01.12. war immerhin ein Sonntag. Es stand aber auch ein “spätestens bis zum” davor.

Aber früher? Nein …. (Klischeealarm!!!).

Die kurze Zusammenfassung: Seit dem Umzug der Neubrandenburger Kabelkopfstation am 25.09.2013 wird im analogen Radiobereich nicht mehr das vom Landesrundfunkgesetz vorgeschriebene Programm NDR 2 für Mecklenburg-Vorpommern, sondern, der Einfachheit des Empfangs für den Netzbetreiber wegen, das NDR2-Programm für Niedersachsen eingespeist.

Seither bin ich in E-Mail-Kontakt mit dem Kundenservicecenter. Nachdem die selbst gesetzte Frist (01.12.) und ein weiterer Tag verstrichen war, ohne das irgendetwas hörbares passierte, habe ich heute früh nochmals nachgefragt. Eine Antwort ist bisher nicht eingetroffen.

Was kann man nun noch tun? Ich fühle mich verarscht.