Der Spurt ins Nichts

Der Service einer Firma ist dann am besten, wenn er durch seine Wirkung, nicht aber unbedingt durch seine Sichtbarkeit glänzt. Und wenn es darum geht, an einem Ort für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen, dann sollte es da ordentlich und sauber sein, ohne dass man viel davon mitbekommt, wie dieser Zustand hergestellt wird.

Positiv hervorzuheben – völlig ironiefrei – sind hier die Mitarbeiter der img – Immobilien Management Gruppe, einer Tochter der städtischen NEUWOGES, die den Unterbau des hiesigen Marktplatzes, eine wunderbare Tiefgarage, immer ansprechend pflegen. Das braucht natürlich seine Zeit, die mutmaßlich außerhalb der normalen Öffnungszeiten liegt.

Geschlossen wird meist um 21 Uhr. Aber auch nur meist. Es gibt zwei wesentliche Ausnahmen: Irgendwo in der Stadt ist etwas los, dann wird auch schon mal bis 22 oder gar 23 Uhr das Tor offen gehalten. Oder, ich habe es wirklich eilig und will zwei Minuten vor Toresschluss noch schnell zu meinem Auto, ohne einmal über den gesamten Marktplatz gehen zu müssen (und in der Garage fast den gleichen Weg wieder zurück). Dann wird natürlich früher geschlossen, als mittels Aufsteller im Einfahrtsbereich informiert wurde.

So stand ich also heute um 20:58 Uhr etwas abgehetzt vor dem Eingang Treptower Straße, der dank seiner geschlossenen Gittertür keiner mehr war, und blickte auf eine aufgeräumte, saubere Parkfläche und mit einem einzelnen Auto, dass unerreichbar schien. Der Raum war zwar noch hell erleuchtet, aber kein Schlüsselgewaltiger in Sicht.

Natürlich kenne ich des Problems Lösung, die in einem Aufstieg und einer Diagonalquerung des Marktplatzes mit anschließendem Abstieg liegt (die Tür unter dem Kulturfinger öffnete sich übrigens noch von allein und ohne Verwendung der Parkkarte). Dieser Weg hatte aber in der augenblicklichen Stimmung des Servicenehmers, also mir, einen Nachteil, führt er doch am Aufsichtsbüro vorbei, durch dessen Fenster ich den Servicekräften bei einer scheinbar amüsanten Tätigkeit kurz zuschauen durfte. Vielleicht sahen sie gerade das Video, wie ich vor ein paar Minuten an der gegenüberliegenden Tür vergeblich rüttelte. Schadenfreude ist die reinste Freude. Dafür durfte ich mir bei der Diagonalisierung des Marktplatzes bei feinstem Nieselregen das schöne 21-Uhr-Turmläuten unserer Marienkirche anhören. Das erdet doch ein wenig.

Nicht jede Erhöhung ist wirklich eine

Nun hat es mich auch erwischt. Oder doch nicht. Ich weiß nicht.

Fangen wir mal mit umgekehrtem Vorzeichen an: Angebote in der den Briefkasten verstopfenden Werbebeilage funktionieren gern nach dem Prinzip alter Preis – neuer Preis – Ersparnis, wobei (im gaaaaanz klein Gedruckten) steht, dass der alte Preis nicht unbedingt in der hiesigen Filiale gegolten haben muss, sondern in irgendeinem Hochpreisladen der gleichen Kette. Also: alter Preis 2,00 € (irgendwo anders), alter Preis hierorts 1,50 €, neuer Angebotspreis 1,00 €. Das macht in der Werbung eine Preisersparnis von 50%, obwohl es eigentlich nur 33% sind. Oder noch schlimmer: neuer Angebotspreis: 1,65 €. In der Werbung wird es als also 17,5% billiger angepriesen, in Wirklichkeit ist es aber 10% teurer.

Mich erreichte jetzt auch das Schreiben mit der Mieterhöhung, was bereits im Neubrandenblog ausführlich diskutiert wurde. Erschwerend kommt vielleicht noch hinzu, dass ich in einem der Bavariablöcke wohne, was mir übrigens erst bei der Unterzeichnung des Mietvertrages bewusst wurde; bei der Wohnungsbesichtigung und zu einem anderen Zeitpunkt wurde ich darüber nicht informiert. Aber das nur nebenbei.

Vermieter stehen bei Mieterhöhungen immer in der Kritik, machen sie doch ein Produkt einfach nur teurer, ohne eine Mehrleistung zu erbringen. So etwas passiert natürlich auch bei anderen Sachen, aber irgendwie kreidet man es Vermietern immer etwas mehr an, weil man als Kunde (=Mieter) nicht unbedingt die Wahl hat und sich einen anderen Anbieter suchen kann. Auch die Argumentation mit dem Mietspiegel erinnert mich irgendwie immer an das Münchhausen-zieht-sich-selber-aus-dem-Sumpf-Prinzip. Interessant ist er allerdings trotzdem, weiß ich nun, dass ich ab August den höchstmöglichen Quadratmeterpreis für derartige Wohnungen im Wohngebiet zahle. 🙁 Darf man dafür dann nicht verlangen, dass der Geschäftsführer die Miete monatlich persönlich abholt?

Die Lektüre des Schreibens – ich habe mir mal einen Nachmittag frei genommen, das umfangreiche Material zu studieren – irritierte mich anfangs ein wenig (völlig zu Unrecht, wie sich später herausstellte). Aber das Überprüfen der Ursache der Irritation erbrachte eine interessante neue Betrachtungsweise der Dinge. Die Frage, die sich stellte, war die, ob die angegebene Miethöhe überhaupt stimmte, hatte ich doch eine andere Zahl im Kopf. Zwei Ergebnisse gingen ins Protokoll ein: 1. die Zahlen stimmten und 2. obwohl die Miete erhöht wird, habe ich für diese Wohnung von 11/2009 bis 9/2010 mehr Miete bezahlt als jetzt nach(!) der Mieterhöhung.

So ist doch alles relativ. Das einzig absolute ist die Lichtgeschwindigkeit, die übrigens nicht aussagt, wie schnell wir den Strom beim Licht verbrauchen. Und weil das alles doch ein ernstes Thema ist, und weil Strom und Licht auch noch irgendwie zu den Wohnnebenkosten gehören und weil das Thema auch gerade diskutiert wird, hier noch ein passender Witz:

Murat hat einen neuen Job bei den Stadtwerken und wird losgeschickt, um Stromzähler abzulesen. Er kommt an die erste Adresse auf seiner Liste, eine Frau öffnet die Tür.
Er fragt sie: “Wieviel Nummern Du machen bei Licht?”
Die Frau ist empört: “Dieter, komm’ mal schnell. Hier steht ein Türke und beleidigt mich!”
Dieter kommt, breit wie ein Schrank: “Was willst du?”
Murat: “Ich will nur wissen, wieviel Nummern du machen bei Licht. Wenn du mir nix sagen, kommt Kollege, schneiden dir alles ab, und Deine Frau muss nehmen Kerze …”