Lest die Klassiker!

Europa kämpft im Moment mal wieder um Geld. Oder hat man schon den Grexit beschlossen? Manchmal achtet man einmal nicht auf die Nachrichten, und schon ist was anderes aktuell. Da liebe ich mir doch die Klassiker, die man dann doch ab und an mal lesen sollte – immer aktuell. Wie wäre es mit der Europa-Hymne?

Van Helsing … ähm … Beethoven schrieb die Musik, Schiller (Friedrich) hat den Text dazu gemacht. Ok, historisch gesehen war es wohl irgendwie anders herum. Zum aktuellen Bezug wird zwar immer die 9. Zeile etwas verhunzt, indem daraus “seit verschlungen Millionen” machte. Aber manchmal lohnt es sich doch auch, weiter zu lesen; wenn es nicht daran scheitert, dass man mal wieder nur die erste Strophe kennt …

Zeile 69 hilft vielleicht doch, bestehende Probleme zu lösen. Oder zumindest bei einer teilweisen Nutzung zumindest zu helfen. Vor allem, wenn man die nachfolgenden Zeilen mitnimmt und das Sternenzelt zum Sternenkranz á la Europa(-Flagge) uminterpretiert.

Unser Schuldbuch sey vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder – überm Sternenzelt

So sei es. Immerhin unsere Europahymne.

Gewinnen mit Schulden

Aktuell ist immer mal wieder in den Nachrichten davon zu hören, dass Länder für ihre Staatsanleihen immer mehr Zinsen bezahlen müssen, um sie an den Mann oder die Frau zu bringen. Hatte ich heute oder gestern nicht mal was von Spanien gehört, die wohl 6% für ihre 10-jährigen Staatsanleihen zahlen musste. Von deutschen Staatsanleihen hieß es neulich, die gibt es schon für nach 0%.

Sicher: Je risikoreicher ein Geldgeschäft ist, desto teurer wird es. Und der Preis fürs Risiko sind die Zinsen. Das heißt also, dass ein Land beispielhaft für 1 Mio. Euro eine Staatsanleihe verkauft. Bei 6% Zinsen und 10 Jahren Laufzeit muss das Land dann nach diesen 10 Jahren mit knapp 1,8 Mio Euro die Anleihen wieder zurückkaufen.

Von der Gegenseite aus gesehen, sieht das dann so aus, dass der Käufer anfangs Papiere für 1 Mio Euro kauft und nach 10 Jahren 1,8 Mio Euro zurück bekommt. Nun stellen wir uns mal die Frage, die das eigentlich wirklich wichtige erkunden will: Wer ist eigentlich dieser Käufer? Schon mal darüber nachgedacht?

Da so eine Staatsanleihe eigentlich etwas recht sicheres, wenn auch etwas sperriges sind (unsicher wird es nur bei einer Staatspleite), ist der Käufer vermutlich eher wertkkonservativ und sicherheitsorientiert. Er will sein Vermögen schützen und ggf. gut verzinst wieder bekommen. Dabei stört ihn auch die lange Laufzeit nicht, hat er doch genug finanzielle Mittel, um ständig Anleihen zuzukaufen, die dann genauso ständig mit Zinsen ausgezahlt werden.

Und nun raten wir mal, wo die garantierten Zinsen einer Lebensversicherung oder auch einer Rentenversicherung her kommen. Genau! Unsere Altersvorsorge wäre nicht möglich, wenn die Staaten, allen voran die USA, aber auch die europäischen Staaten, nicht so viele Schulden machen würden. Mal salopp und sehr pauschal verallgemeinert.

Merke: Gewinnen kann man am besten mit den Schulden anderer.

Lernen vom großen Bruder

In der Neuen Zürcher Zeitung Online gab es am 23. Juni einen schönen Artikel: “Kalifornische Kleinstadt stellt ihren Betrieb ein -Zu hohes Defizit”. Dabei handelt es sich um die Gemeinde Maywood in der Nähe von Los Angeles. Die Stadt entlässt alle angestellten und bittet benachbarte Gemeinden, Sicherheits- und Verwaltungsdienstleistungen für ihre Bürger zu übernehmen.

Die Gemeinde hat 30’000 Einwohner und ein Defizit von 450’000 Dollar.  Das sind umgerechnet 366’000 Euro. Oder hoch gerechnet auf eine Gemeindegröße wie Neubrandenburg knapp 770’000 Euro bei gleicher Pro-Kopf-Verschuldung.

Die USA sind doch schon immer ein großes Vorbild für Deutschland gewesen …

Mit wievielen Euro war doch gleich Neubrandenburg verschuldet?