Sehr tiefsinniger und komplexer Humor bei “Zimmer frei”

“Zimmer frei” – DIE Sonntagabend-Sendung des WDR – kann man sich doch immer mal wieder ansehen. Es hängt natürlich auch so ein bisschen vom Gast ab, aber Christine und Götz unterhalten ihr Publikum mittlerweile ja recht unabhängig vom Zimmerbewerber. Da echte Promies nicht unendlich viel in der Zahl vorhanden sind, kommt es mittlerweile zu Zweitbesuchen. Heute war Thomas Herrmanns dran.

Weitere Nebenrollen in der Sendung sind außer den genialen Puppen von Martin Reinl auch gern mal “Nachbarn” der WG, so auch in dieser Sendung. Ein jugendlicher Typ, der zwischendurch klingelnd Einlass begehrte, und dann die im Kühlschrank befindliche Nudelsalatschüssel okkupierte, stellte sich als angehender Comedien vor, der gern mal im Quatsch Comedy Club auftreten wolle, natürlich sofort in der Fernsehausgabe. Überfahren von den prollig platten Gags dieser Szenerie ging der wirkliche Witz des Sendungsteils nur dem kundigen Zuschauer auf. Ob vom WDR gewollt oder nicht, ich ziehe trotzdem meinen Hut.

Zur Erläuterung: Thomas Herrmanns ist Moderator und Inhaber der Quatsch Comedy Clubs. Im Fernsehen sind sie zur Zeit meines Wissens eher weniger zu sehen, die Sendung zeichnete sich aber dadurch aus, Comediens eine Plattform zu bieten, auch eher unbekannten, da neuen Humorhandwerkern. Einige der großen haben mal im “Quatsch” angefangen. ProSieben strahlte sie zuletzt aus. Es gibt aber noch eine zweite Sendung im deutschen Fernsehen, die auch neuen unbekannten wie etablierten Spaßverbreitern eine Plattform bietet: Nightwash. Sie läuft zur Zeit, unter anderem vom WDR produziert, auf EinsFestival und wird moderiert von Knacki Deuser.

Nun ging aber vor einigen Tagen durch die Schlagzeilen, dass genau dieser den Waschsalon-Schlüssel an den Nagel hängen will. Ein Nachfolger ist auch schon gefunden: Luke Mockridge. Der stand auch schon bei Nightwash auf der Bühne und wird dort vom Gast zum Gastgeber. Und genau dieser Luke Mockridge war derjenige, der bei “Zimmer frei” den schlechten Möchtegern-Comedien mimte. Ich finde, das hat durchaus mit tiefsinnigem Humor zu tun.

Prägender Hintergrund?

Obwohl es eigentlich zu viel Geld in Deutschland gibt – die aktuelle Krise ist auch eine Überflusskrise, so komisch das klingt -, wird es auch irgendwie immer knapper. So ist es durchaus einzusehen, dass zum Beispiel die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bei ihren TV-Produktionen zusammenarbeiten. Eine lange, in der letzten Zeit wieder immer mehr auflebende Kooperation gibt es zwischen dem NDR und dem WDR.

Schaut man ins Radioprogramm, so findet man viele Beispiele: das Nachtprogramm von NDR2 und WDR2, mindestens drei Nachrichtenmagazine in den Infoprogrammen usw. usf. Auch im Fernsehbereich wird sichtbar gemeinsame Sache betrieben, zum Beispiel bei der Sendung “Von und zu lecker”, zur Zeit mittwochs um 21 Uhr auf beiden Kanälen.

Bei der Sendung geht es darum, dass sich adlige Landfrauen im Wettbewerb gegenseitig bekochen; nebenbei gibt es etwas Home-Story für die Zuschauer, viel ländliche Idylle und leckeres Essen. So weit, so gut. Das ergäbe noch keinen Eintrag in diesem Blog. Die Ausstrahlung der Sendung wirft eine Frage auf: die nach den Unterschieden und dem Grund dafür.

Obwohl oder weil diese Sendung bei den beiden beteiligten Sendern gleichzeitig ausgestrahlt wird, fallen die beiden Unterschiede vielleicht nicht gleich auf. Ok, der eine läuft unter Pillepalle: Natürlich hat NDR und WDR jeweils ihr eigenes Logo eingeblendet. Aber es gibt noch einen Unterschied, der die Frage nach dem Sinn aufwirft.

Bei derartigen Sendungen gibt es – wie bei vielen anderen auch – einen “Off-Sprecher” bzw. eine “Off-Sprecherin”. Das ist die nette Stimme, die vor der Kamera keine Rolle spielt, aber inhaltlich den roten Faden webt, an dem sich die Handlung entlanghangelt. “Von und zu lecker” hat sogar beides: einen Sprecher und eine Sprecherin. Das ist auch noch nicht verwunderlich, gibt es dafür auch zahlreiche Beispiele. Meist haben die Sprecher dann unterschiedliche Aufgaben. Aber hier? Wer sich die Sendung nur auf einem der beiden Sender anschaut, bemerkt nur einen Sprecher. Beim WDR eine weibliche Stimme, beim NDR eine männliche. Da stellt sich dann aber die Frage nach dem “Wozu?”. Zumal beide, den Eindruck gewann ich durch Stichproben, praktisch das gleiche sagen.

Im (Süd)Westen nichts Neues

Die ARD hat wieder ihr Skandälchen. Ausgelöst hat es (natürlich) die Sendung “Schmidt&Pocher”, herausgefunden hat es (wieder mal) der Rundfunkrat des SWR. Erstaunlich die Parallelität zu früheren Ereignissen: Satire auf unsere Vergangenheit (damals das Nazimeter, jetzt die Stauffenberg-Parodie), der SWR-RR, der es als skandalös deklamiert.

Mal ganz davon abgesehen, dass Pochers sogenannte Stauffenberg-Parodie einfach nur schlecht war, aber wieso kommt die Kritik an solchen Auftritten immer aus dem Südwesten? Gibt es da Befindlichkeiten einzelner Rundfunkratsmitglieder oder ist der SWR einfach nur neidisch, dass der von seinem Rechtsvorgänger SDR groß gemachte Moderator Harald Schmidt jetzt eher beim WDR ist?

Apropos schlechte Parodie: Allein die Idee einer “Stauffenberg-Parodie” ist doch schon verwerflich und spricht von schlechtem Handwerk. Wie kann man etwas parodieren, was keiner kennt? Da kann das nicht funktionieren. Das erinnert an eine alte Wochenshow-Ausgabe, in der Bastian Pastewkas alter Ego Ottmar Zittlau seinen Nachbarn nachgemacht hat. Mit dem Unterschied, dass das dann der Gag war, dass die Parodie nicht funktionierte.