Vergebliche Werbemüh‘

Natürlich verläuft bei jedem der Sonntag etwas anders. Das Klischee spricht gern von einem gemütlichen Frühstück, etwas seichte Betätigung, einen schmackhaften Sonntagsbraten, Reallifesocialnetworkingaktivitäten, meist verbunden mit Kaffee und Kuchen in geselliger Runde, Abendbrot, Tatort, Anne Will Günter Jauch und dann ab ins Bett.

Sendungsbedingt sieht es bei mir dann doch etwas anders aus. Nachdem mich das Licht des Sonntags den morpheus’schen Armen entreißt, meist in Form eines Weckradios, erhält die Sendung „RundumGenuss“ ihr letztes inhaltliches Update. kulinarisch verschweiße ich das elterliche Mittagessen zum Brunch, um mich anschließend der weitestgehenden Sendungsvorbereitung in der „Redaktionskonferenz“ zu ergehen. Dann gehts – meist mit einem Umweg über McCafé – nach Hause. Dies ist dann auch der Zeitpunkt der Sonntagsleerung meines Briefkastens.

Wahlsonntage bringen den Ablauf nur bedingt durcheinander. Das Update ist etwas straffer organisiert, so dass ein wenig Zeit gewonnen wird, um zur Wahl gehen zu können. Der Termin des sonntäglichen Mittagstisches ist seit Jahrzehnten festgemeiselt, daran ändern auch ein gesellschaftlicher Wandel nichts. Nur: Die Wahlwerbung in „Neubrandenburgs größter Sonntagszeitung“ verfehlt dann völlig ihre Wirkung, sehe ich sie doch erst Stunden nach meinem Wahlakt.

„Streuverluste“ nennt das wohl der Werbefachmann, wenn Werbung Leute anspricht, die die beworbenen Produkte nicht nutzen können. Die Kandidaten haben eine ganze Reihe Unterstützer um sich versammelt, die teilweise aber auch ganz schön streuen, vor allem dann, wenn das eine Partei-A-Mitglied den Kandidaten von Partei B, ein anderes Partei-A-Mitglied den Kandidaten von Partei C unterstützt.

Dürfen die das?

Darf man eigentlich die Sonntagszeitung erst am Mittwoch lesen? Läuft das unter Pressefreiheit? Ich hoffe mal, hab’s zumindest mal so gemacht. Aber vermutlich wäre mir das folgende auch am Sonntag aufgefallen.

Darf man eigentlich ein Fest, in dessen Wettbewerb nur Videos zugelassen sind, als Medienfest bezeichnen (1. Buch VTB vom 27.02.2011, Seite 9). Wo bleiben denn die anderen Medien? Blogs, Webseiten, Podcasts, Wahrsager, Kartenleger, Zeitungen, Geisterbeschwörer, Radio, Bücher, Zeitschriften sind doch auch Medien …

Zielgruppe des Festes sind übrigens Jugendliche. Ob es wirklich sinnvoll ist, diese schon so früh mit Medien in Kontakt zu bringen, darf hinterfragt werden. Nach dem 2. Buch VTB, Seite 13 (gleiche Zeitung, 4 Seiten später) wird in der Suchtwoche vom 2. bis 6. Mai unter anderem der Themenschwerpunkt Medienabhängigkeit behandelt.

Zusammenhänge gibts … 😉