Medien.Macht Macht.Medien

Es ist doch immer wieder interessant, die (scheinbare*) Machtdemonstration „Sozialer“ Medien zu erleben, spätestens auch dann, wenn sie den Multiplikator klassische Medien bekommen.

Da finden sich ein paar Menschen mit gleicher Meinung zu einem Thema temporär zusammen, um ein riesen Getöse zu veranstalten, das im wesentlichen davon ablenkt, dass für die Gruppe selbst der Begriff „Minderheit“ schon sehr euphimistisch ist (was sie selbst natürlich überhaupt nicht so sehen). Springen dann die klassischen Medien auf das Thema auf, fungieren sie quasi als Wärmepumpe und machen aus ein wenig warmer Luft eine Menge heißer. So etwas wird dann gern als Shitstorm bezeichnet, wobei ein echter meist mehr Substanz hat als das, was sich als warmes Lüftchen aus den „Sozialen“ Medien erhebt. Leider bewirken sie dann doch, was sie bezwecken, da sich ab einer gewissen Größe der Heìßluftwolke keiner mehr traut, sich dem entgegen zu stellen. Da fehlt dann die Coolness, an der die Wolke quasi implodiert und abtropft.

Vielleicht sollte man das Potenzial „Sozialer“ Medien diesbezüglich öfter nutzen, also den Kristallationskern eines Themas für die Geburt eines Diamanten nutzen, der dann im Sauerstoff der Medien und unter dem Brennglas der Öffentlichkeit einmal aufblitzt und dann nur warme, verbrauchte CO2-reiche Luft erzeugt**. Die Menge sollte das Messer stumpfen. Je mehr Aufregung durch die „Sozialen“ Medien erzeugt werden soll, desto unaufgeregter wird es. Die spontane Gruppenbildung bleibt dann weg, wenn eigentlich jeder weiß, dass es nichts mehr bringt.

P.S.: Natürlich weiß ich, dass das Bild der Wärmepumpe nicht stimmt, aber ich wollte diesen Reiz-Begriff unbedingt mit im Text haben. Das Prinzip ist natürlich ein anderes: Einer großen Menge Luft wird Energie entzogen (sie wird quasi ein wenig abgekühlt), um diese Wärmeenergie einer kleinen, abgeschlossenen Menge Luft (Wohnraum) zuzuführen. Pumpt die Wärmepumpe die Wärme aus einem kleinen, abgeschlossenen Raum in den großen, haben wir es beim kleinen Raum mit dem Kühlschrank zu tun. Insofern hat eigentlich fast jeder Haushalt bereits eine Wärmepumpe in Nutzung.

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*) Das „scheinbar“ bezieht sich auf im wesentlichen auf „Macht“, wobei, solange man sie lässt und sich von ihnen beeinflussen lässt, hat sie die Macht. Die Verpufft aber schnell, wenn sich die Funktion als „Leitmedium“ erledigt hat.

**) Vor einer gefühlten Ewigkeit habe ich mal in einer Anekdotensammlung die Story gelesen, wie ein Wissenschaftler herausfand, aus was Diamant besteht. Leider erinnere ich mich weder an das Buch, wo es stand, als an den Namen des Forschers. Das Verfahren war recht einfach. In einem verschlossenen Glasgefäß befindet sich ein Diamant und als Gas reiner Sauerstoff. Mit einer Lupe bündelte er Sonnenlicht auf den Diamanten, der in einer hellen Leuchterscheinung verging. Die Analyse des Glasinhaltes ergab dann neben dem vorher eingefüllten Sauerstoff auch Kohlendioxid, was den Forscher zu dem richtigen Schluss führte, dass der Diamant reiner Kohlenstoff ist. Eine Schnellsuche im Internet brachte leider kein Ergebnis, eine Befragung einer KI meinte, es wäre Antoine Lavoisier gewesen. Ob es der Name ist, den ich damals las, weiß ich nicht.

Richtig lesen und dann erst denken

Tja, das kommt dabei heraus, wenn man von Artikeln nur die Überschrift und das fettgedruckte liest.

100.000 Klicks für Justizvollzug Mecklenburg-Vorpommern

Justizministerin Katy Hoffmeister: „Wir erreichen online die Interessenten von morgen.“ JVA Stralsund und die Online-Plattform JOBBOX drehten Ausbildungsfilm

Jetzt machen sie schon Werbung für Kapitaldelikte. Und Clickbaiting gehört auch endlich dazu. JVAs sind auf der Suche nach den Verbrechern der Zukunft, sie wollen ja schließlich als Institution auch überleben und brauchen nachhaltige Lösung zur Existenzsicherung. Und: Wie groß sind eigentlich die Zellen, wenn man sie auch als „BOX“ bezeichnen kann?

Ähm, … ich sollte wohl doch erstmal frühstücken …

Neuer Fernsehsender – kommentiert

… und nun: etwas ganz anderes. 😉 Keine Angst, ich möchte jetzt nicht einen auf Monty Python machen. Aber derartige Übergänge sind manchmal einfach nur passend.

Die deutsche Fernsehlandschaft ist seit heute um einen essentiellen TV-Sender reicher. Das meine ich durchaus ironisch, aber auch nicht nur. Und das kommt so: Aus dem gleichen Hause, aus dem auch „Deluxe Music“ entspringt, quillt seit heute „Schlager Deluxe“ – der Name erübrigt eine Beschreibung. Und ich erhoffe mir einiges von dem Sender.

Sehen konnte ich bisher nichts davon, immerhin liege ich in einem Krankenhaus und in der Kanalliste des Fernsehgerätes im Zimmer gibt es noch „EinsPlus“. Aber ich hoffe, dass die Veranstalter in den Schlagerkanal ähnliche Ansprüche setzen wie an „Deluxe Music“.

Während scheinbare Konkurrenten offensichtlich beinahe reine Vertriebskanäle für die Produkte des jeweils dahinter stehenden Verlages sind und die gefühlte Hälfte des Programms aus CD-Teleshopping-Angeboten besteht, fehlt ein verlagsunabhängiges Angebot, das dann eine größere Vielfalt an Künstler/inne/n bietet. Den beiden wenig profildifferenzierten „Deutsches Musikfernsehen“ und „Volksmusik-TV“, die man oftmals nur anhand des eingeblendeten Logos, aber nicht an der gespielten Musik unterscheiden kann, merkt man ihre Quelle eben doch recht deutlich an.

Nicht, dass mich das Thema „Schlager“ jetzt wirklich interessieren würde, aber ich bin mal gespannt, wie das neue Programm aussieht. Ich freue mich schon drauf, seiner ansichtig zu werden. Aber dazu muss ich sicher erstmal aus dem Krankenhaus raus. Selbst wenn es einen TV-Stream geben würde, nutzt mir das im Augenblick wenig. Ich operiere an den Grenzen der Datenverfügbarkeit meiner Mobilfunkverträge … Leben am Limit.

Aaaaaaaahhhhhhhh – PAAAAAANIK!

Manchmal kann einem die ständige Panisierung schon ein wenig auf den Geist gehen. Vor allem, wenn eigentliche Nichtigkeiten zu Panik auslösenden Weltereignissen hochstilisiert werden. Ein paar Beispiele im kleinen? Gern:

Warum immer die Dramatisierung? Es geht (meistens) nur im Straßenverkehr! Wenn’s sonst nichts wichtigeres gibt …

Papier hat scharfe Kanten, ist manchmal aber auch zweischneidig

Manchmal sind Medien schon eigenartig. Einerseits schreien sie Zeter und Mordio, wenn – aus ihrer Sicht – ein kleines ländliches Amtsgericht die Meinungs- und Pressefreiheit einzuschränken versucht. Über stilistische Fragen soll hier nicht diskutiert werden.

Andererseits schreien sie auch gleich Zeter und Mordio, wenn jemand sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnimmt, zugegeben in etwas drastischen, unpassenden Worten. Aber, wie schon geschrieben, über stilistische Fragen soll hier nicht diskutiert werden.

Überall zu hause?

Stern-Online titelte unlängst: „Jetzt sind wir überall im Sonnensystem zuhause“ und meinte, dass mit dem Vorbeiflug von New Horizon begründen zu können.

Nur, weil wie bisher keinen Planeten jenseits der Pluto-Bahn kennen, der unsere Sonne umkreist, heißt das ja noch lange nicht, dass es da keinen mehr gibt.

Und bei den kleinen Freunden, den Planetoiden, waren wir auch noch nicht überall.

Langsam reicht’s – für was neues

Laut einem Artikel auf ZDNet wertet die „Internetbotschafterin der Bundesregierung“ Gesche Joost das Ergebnis einer Studie (ICILS) so aus, dass Schüler schon im Grundschulalter anfangen müssen, Programmieren zu lernen. Das ist sicher ein interessanter Gedanke, wird aber die Klassen wieder in zwei Teile differenzieren: den eher rational, algorythmisch und den ganzheitlich, emotional denken könnenden Schülern. Den Effekt kann man bereits jetzt wunderbar beobachten bei den Lernenden, die beispielsweise eher Mathematik oder eher Sozialkunde oder eher Sprachen begreifen.

Das ist aber noch nicht mal das bemerkenswerte, was aber den Gedanken durchaus induzieren könnte, spätestens nach der Orientierungsstufe das Programmieren in den Wahlpflichtbereich zu übernehmen. Dort können dann diejenigen, denen sowas liegt, besonders an die Art und Weise des Denkens bei der Programmierung herangeführt werden.

Verwerflich finde ich Joost’s Gedanken, das Programmieren lernen in die vorhandenen Fächer zu integrieren. Das ist ja eine Strategie, die auch schon bei anderen wichtigen Themen, wie zum Beispiel der Medienbildung, wunderbar geklappt hat. Nicht. Aber vielleicht findet sich genau hier ein interessanter Ansatz für die Problemlösung. Wenn man die Themen der Medienbildung und die der aktuellen Forderungen von Gesche Joost (Wie funktionieren die Medien, wie geht man mit ihnen um, wie wertet man deren Produkte, wie gestaltet man sie selber, wie programmiert man Webseiten, Apps, sonstiges? usw.) vereint, reichen die zur Vermittlung anstehenden Kenntnisse und Fertigkeiten locker aus, um damit ein Unterrichtsfach neu zu begründen und ins gesamte Schulsystem aufzunehmen.

Fastenzeit

In der heute beginnenden Fastenzeit gilt es, auf irgendetwas aus seinem Leben für die kommenden 7 Wochen zum Zwecke der Läuterung zu verzichten.

Die Initiative „SCHAU HIN!„, ansonsten durchaus sinnvoll, springt auf den Zug auf und schlägt ein „Medienfasten“ vor. Hier gibt es nähere Informationen zur Aktion.

Statt ständig nur ins Smartphone zu starren wird mal ein gewisser Abstand zum Netz empfohlen. „Eine Auszeit verschafft Kindern die Ruhe, Zeit und Aufmerksamkeit, eigene Fähigkeiten auszu­pro­bieren und aktiv ihre Freizeit zu gestalten.“

Gut, dass die Macher der Initiative echte Profis sind. Das Finden von alternativen Beschäftigungen wird dann doch den Eltern überlassen und nichts konkretes vorgeschlagen. Die üblichen Verdächtigen unter den sinnvollen Betätigungen sind da manchmal ein Austreiben des Teufels mit dem Belzebub.

So wird eben nicht empfohlen, statt im Smartphones mal ein gutes Buch zu lesen. Die Pointe wäre doch zu schön gewesen. Manchmal muss man in solchen Zeilen vielleicht auch mal auf’s Fasten verzichten.

Neuheiten begreifen

In der Frankfurter Rundschau (online) steht mit Datum vom 25. Juni (heute ist erst der 24.) ein Artikel über die „Digitalkanäle von ARD und ZDF“. Hier ist es nachzulesen. Unter der Überschrift „Digitalkanäle von ARD & ZDF: Mumm statt Mutlosigkeit“ stehen einige interessante Sachen aber auch einiger Blödsinn.

Nicht hochziehen will ich mich an dem Verstoß gegen die entsprechende DIN, dass das kaufmännische Und „&“ nur in Firmennamen und nicht in Aufzählungen zugelassen ist. Aber vielleicht sollte man dem Autor mal stecken, dass seit dem 30.04.2012 alle TV-Sender Digitalkanäle sind.

Vielleicht ist dieser Termin nur noch nicht lange genug her. Immerhin gibt es hinreichend viele Fachautoren, die für das hiesige regionale, öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm immer noch den seit dem 03. Dezember 2001 nicht mehr genutzten Namen „N3“ verwenden.

Dürfen die das?

Darf man eigentlich die Sonntagszeitung erst am Mittwoch lesen? Läuft das unter Pressefreiheit? Ich hoffe mal, hab’s zumindest mal so gemacht. Aber vermutlich wäre mir das folgende auch am Sonntag aufgefallen.

Darf man eigentlich ein Fest, in dessen Wettbewerb nur Videos zugelassen sind, als Medienfest bezeichnen (1. Buch VTB vom 27.02.2011, Seite 9). Wo bleiben denn die anderen Medien? Blogs, Webseiten, Podcasts, Wahrsager, Kartenleger, Zeitungen, Geisterbeschwörer, Radio, Bücher, Zeitschriften sind doch auch Medien …

Zielgruppe des Festes sind übrigens Jugendliche. Ob es wirklich sinnvoll ist, diese schon so früh mit Medien in Kontakt zu bringen, darf hinterfragt werden. Nach dem 2. Buch VTB, Seite 13 (gleiche Zeitung, 4 Seiten später) wird in der Suchtwoche vom 2. bis 6. Mai unter anderem der Themenschwerpunkt Medienabhängigkeit behandelt.

Zusammenhänge gibts … 😉