In der Philosophie – aber nicht nur dort – baut man gern Kausalitäten oder gar ganze Kausalitätsketten auf. Ursache -> Wirkung ist die Verknüpfung, die immer wieder hergestellt wird und als so allgemeingültig gilt, dass sie bis ins wirkliche Leben hinein wirkt. Wenn irgendetwas passiert, hat das diese oder jene Ursache. Punktum. Wer sich da etwas kundig machen möchte, kann es mit dem dazugehörigen Wikipedia-Artikel versuchen. Dort gibt es auch einen Absatz zur Kausalität in der Physik. Ich erinnere mich dunkel an mein Studium.
Physik und Philosophie waren in der Vergangenheit schon immer eng verbunden. VIele große Physiker waren durchaus auch anerkannte Philosophen. Nicht umsonst hat es die Physik als einzige der anderen Wissenschaften geschafft, ein eigenes Philosophiegebäude – die Metaphysik – aufzustellen. Mal ganz populistisch ausgedrückt. 😉 Gegenseitig befruchtet haben sich Philosophie und Physik ungezählte Male. So kann man sich durchaus fragen, wo das o.g. Kausalitätsprinzip erstmalig als Erkenntnis aufgetaucht ist.
Aber es ist auch nicht das einzige Denkmodell, das man aus der Physik in der Philosophie verwerten kann, es gibt da noch ein anderes, das ursprünglich aus der Elektrotechnik kommt. Hier ist es als “Rechte-Hand-Regel” bekannt, die die Kraftwirkungsrichtung auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld beschreibt. Kennen gelernt habe ich diese Regel (es gibt sie auch als “Linke-Hand-Regel”) als UVW-Regel, die dem philosophierenden Gedanken näher kommt. Die drei Buchstaben stehen für Ursache-Vermittlung-Wirkung. Heißt: Jede Wirkung hat neben einer Ursache auch eine vermittelnde Bedingung. Und hier liegt der Knackpunkt.
Viele der einfachen Kausalitäten sind eigentlich Zusammenhänge, die man eher mit der UVW-Regel beschreiben kann. Nur werden hier entweder Ursache und Vermittlung verwechselt bzw. eine Vermittlung irrtümlich für eine Ursache gehalten, wobei man dann die eigentliche Ursache entweder nicht kennt oder ignoriert. Daraus folgern dann Fehler im Umgang mit den Zusammenhängen. Ein einfaches Beispiel sei unser Umgang mit einer Erkältung. Husten, Schnupfen, dichte Nase, Kopfschmerzen, Fieber. Also nichts wie rein mit Hustenstiller, Fiebersenker, Kopfschmerzpille und Nasenspräy zum Abschwellen der Schleimhäute, Bingo! Uns gehts wieder gut – den Umständen entsprechend. Und eigentlich alles falsch gemacht. Was wir da behandelt haben, warten allenfalls die Symptome der Erkältung, nicht aber deren Ursache. Diese Ursache bekämpft der Körper übrigens ganz gut allein, wenn man ihn ließe. Mit einer Temperaturerhöhung versucht er, die Viren abzutöten, mit Husten und Niesen versucht er, die verseuchten Schleimhäute los zu werden. Dafür braucht er Flüssigkeit, die er sich holt, wo er sie kriegen kann, und schon kriegen wir Kopfschmerzen, wie bei einem Kater, auch ein Flüssigkeitsmangel. Mal salopp ausgedrückt.
So muss doch bei der Bewertung jedes Ereignisses ein wenig Hirnschmalz eingesetzt werden, um die wahren Ursachen zu erkennen und nicht die Vermittlungen für die falschen Ursachen zu halten. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Immer versuchen, hinter die (vermeintlichen) Ursachen zu schauen, ob man nicht doch noch die echten findet. Die Anwendung auf aktuelle Ereignisse überlasse ich mal Euch.