Ventilierter Blödsinn

Dieser Tage beherrschen die angekündigten hohen Temperaturen der nächsten Tage die Journalie und manch Hirnzwerg die entsprechenden Ratgeberredaktionen. Thema: Wie kann man auf einfache Art Linderung erzielen, wenn die Außentemperaturen die 30°C-Marke nach oben durchbrechen? Quell des Blödsinns: Der Ventilator. Und die Idee, mit ihm ein Zimmer zu kühlen. Deswegen zwei wichtige Gedanken zum Miefquirl, die sich gegenseitig auszuschließen scheinen. Trotzdem ist er ein wichtiges Mittel, das persönliche Wohlbefinden bei Hitze zu erhöhen.

Der Ventilator erwärmt die Luft um ihn herum.

Letztendlich erzeugt ein Ventilator genauso viel Wärme wie ein Heizstrahler mit der gleichen Leistungsaufnahme, da die gesamte elektrische Energie, die er aufnimmt in Wärme umgewandelt wird (teilweise mit dem Umweg über die Bewegungsenergie der Luft, die er beschleunigt). Mein Ventilator hat einen Anschlusswert von 50 W, die er im Betrieb in Wärme umwandelt. In etwa mit der gleichen Effizient wie eine Glühbirne der gleichen Leistung. Dabei hat der Ventilator noch den Vorteil, dass er die erzeugte Wärme gut im ganzen Raum verteilt, da er ja die Luft bewegt. Ihn als Zimmerheizung zu verwenden, wird aber auch nichts bringen, wobei der Vergleich zu einem klassischen Heizstrahler mit >2000W Anschlussleistung als Vergleich ausreichen sollte. Wenn man 40 Ventilatoren hätte, könnte es allerdings klappen. 😉

Es ist also absolut hirnrissig zu behaupten, ein Ventilator kühlt einen Raum ab. Das ist nicht seine Aufgabe. Vielleicht könnte er dabei helfen, die Luft aus einem kühleren Raum in einen wärmeren zu transportieren, dann muss man ihn aber im kühlen Raum auf den Boden stellen, und von dort aus die Luft nach oben in den warmen Raum schießen … Ob dafür die Wirbel, die so ein Gerät erzeugt, überhaupt taugen, wage ich mal zu bezweifeln.

Der Ventilator hilft, einen kühlen Kopf (und Körper) zu behalten.

Die wichtige und ureigenste Aufgabe eines Ventilators ist es, Luft zu bewegen. Und genau das ist es, was seine wichtige Hilfeleistung bei Hitze ausmacht. Allerdings heißt das aber auch, dass die gleiche Aufgabe auch ein gepflegter Durchzug oder ein steter Wind erzielen kann.

Wie kann also ein Ventilator oder ganz allgemein Luftbewegung unserem Körper helfen, kühl zu bleiben? Wie funktioniert die körpereigene Klimaanlage und wo greift die Luftbewegung helfend ein?

Wenn unserem Körper zu warm wird, versucht er die Temperatur mittels Schwitzen zu regulieren. Dabei wird auf die Hautoberfläche Wasser ausgeschieden, dass dort verdunstet. Dieser Verdunstungsprozess (also die Umwandlung von Wasser in Dampf bei unter 100°C) braucht Energie, die der Haut entzogen wird, die entsprechenden Hautpartien sind kühler. Wer nicht schwitzt, kann sich auch mit ein wenig Wasser besprühen, ist funktional das gleiche.

Nun hat Dampf aber eine wärmeisolierende Wirkung. Wer erinnert sich nicht an den Wassertropfen auf der heißen Herdplatte, der darauf herumsprang, aber nicht verdampfte. Hier isolierte eine kleine Wasserdampfschicht den Tropfen von der Herdplatte und die große Hitze kam nicht ins Wasser. Wenn der Schweiß verdunstet, sind wir quasi von einer Dampfschicht umnebelt. Die Luftfeuchtigkeit um uns herum ist stark erhöht, die Luft kann keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen. Der Körper sondert doch Schweiß aber, aber er verdunstet nicht, der Kühleffekt bleibt aus.

Und genau hier kommt der Ventilator ins Spiel: Der bläst die mit Wasser gesättigte Luft um uns herum weg, die ausgewechselte Luft kann wieder Wasser aufnehmen, der Schweiß verdunstet und kühlt unseren Körper. Und schon fühlen wir uns wieder wohl. Wichtig ist also, dass sich die Luft um uns herum bewegt. Entweder, wir bewegen uns selber, oder es helfen ein Ventilator, Durchzug, eine luftige Terrasse oder was auch immer. Aber wir sollten auch an regelmäßige Flüssigkeitszufuhr denken. Wenn der Tank der Klimaanlage leer ist, kühlt sie eben auch nicht mehr und wir fühlen uns wieder unwohl.

Wie sieht es eigentlich mit den Tipps von wegen geschlossener Fenster und/oder Lüften aus? Hat schon mal jemand in den Tropen jemand ursprüngliche Häuser von Eingeborenen gesehen, die Fenster haben? Öffnungen ja. Vorhänge ggf. auch. Aber Fenster, die man schließen kann? Und die kennen sich mit Hitze besser aus als wir. Wer sich aber nicht davon trennen möchte, bei Hitze seine Räume zu verrammeln, sollte sich für wenig Geld eine Thermometer-/Hygrometer-Kombination mit Außensensor für beide Werte zulegen. Der Außensensor sollte fachgerecht (schattig, luftig) installiert werden. Und wenn dann der Innensensor entweder bei Temperatur oder bei Luftfeuchtigkeit einen höheren Wert als der Außensensor anzeigt, dann gilt es, alle(!) Fenster aufzureißen.

Durchzug hat noch niemanden umgebracht!

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Weiterführende Infos: hier

Zeit verbrennen im ÖPNV

Ein Gedanke gleich vorweg: Ich bin für einen gut ausgebauten ÖPNV (öffentlichen Personennahverkehr). Wenn er gut gemacht und bezahlbar ist, ist es ein schönes Ding. Aber bis dahin ist doch noch ein bisschen Luft nach oben.

Vor etwa 4 Jahren habe ich mich schon mal über entsprechende ÖPNV-Planungs-Apps ausgelassen. Das Webangebot hat sich mittlerweile verbessert, wie eine aktuelle Stichprobe ergab, aber … Naja. Routenanzeige VMVDas ist übrigens die angezeigte Route meines aktuellen, an damals angelehnten Beispiels, mit dem ÖPNV morgens von Neubrandenburg nach Greifswald zu kommen. Chic, chic.

Kommen wir aber vom Fern- zum Nahverkehr und spielen wir auch dieses an meinen persönlichen Bedarfen durch. Um es vorwegzunehmen: Der ÖPNV wird haushoch verlieren. Da muss sich auf irgendeine Art und Weise unbedingt etwas ändern. Ich weiß aber auch, warum die Lage im Moment so ist, wie sie ist. Vor Jahren bereits konnte ich in die Materie etwas tiefer hineinschnuppern und mich damit befassen. Soll heißen: Die Lösung, wie sie im Moment existiert, ist für die Allgemeinheit unter den gegebenen, historisch gewachsenen Rahmenbedingungen schon sehr optimal. Aber es geht hier jetzt nicht um die Allgemeinheit, sondern um mich. Und wenn mir auf dem Weg zur Arbeit der Bus, mit dem ich ggf. zum gleichen Ziel gefahren wäre, entgegenkommt(!), dann ist das schonmal ein Indiz, warum der ÖPNV hier leider im konkreten doch verliert.

Spielen wir also die Situationen mal durch und fangen mit den Rahmenbedingungen an. Ich habe zwar Gleitarbeitszeit und bin da durchaus etwas flexibel, was Anfangs- und Endzeiten betrifft, aber es gibt auch Öffnungszeiten, die abgesichert werden müssen, und so liegt mein Feierabend kurz nach der Schließzeit und mein Arbeitsbeginn sollte im Mittel so liegen, dass ich mein Stundensoll erreiche. Soweit, so einfach. Im allgemeinen pflege ich mit dem Pkw zur Arbeit zu fahren. Bei großer Flexibilität, was die Zeiten betrifft, bin ich in ca. 15 min. (inkl. notwendiger Fußwege) auf Arbeit. Rechne ich 20 Minuten, komme ich dort glücklicher, weil mit einem Milchkaffee in der Hand, an. Der Heimweg liegt auch bei ca. 15-20 Minuten, je nach Länge des “Umweges” durchs naheliegende Einkaufszentrum für Abendbrotzubehör. Selten gibt es auch mal eine “Havariefahrt”, meist in Tagesrandlagen, dann bin ich auch in 10 Minuten auf Arbeit, ohne Kaffee und “wild” parkend. Aber nachts um 2 Uhr stört das wenig.

Vorteil beim ÖPNV: Sowohl zu Hause als auch in Arbeitsstellennähe gibt es in gehfähiger Entfernung jeweils eine Haltestelle. Auch für Gehfaule wie mich. Aber nun gehts los. Zu Zeiten meines normalen Arbeitsbeginns fährt der Bus im Stundentakt. Er braucht zwischen beiden Haltestellen laut Plan-App 21 Minuten. Hinzu kommen etwa 15 Minuten Fußweg in Summe an beiden Enden und die Pufferzeit, die man sicherheitshalber früher an der Haltestelle ist, bevor der Bus abfährt. Der Weg zur Arbeit beläuft sich also auf 35 bis 40 Minuten. Ohne Kaffee. Den gibt es auf der Strecke nämlich nicht. Ein Minus für den Kaffeeeinzelhandel. 😉

Falsche Route, richtige RouteAuf der Webseite wird übrigens eine sehr komische Route angezeigt. Die Linien im Grünton sind die Originale, die roten meine Korrekturen. Wo also der Bus wirklich langfährt. Und da ist der komische Knubbel am linken Rand in Höhe der Torgelower Straße noch gar nicht mit beachtet. Aber das kommt dabei heraus, wenn man dem Routenplaner nur die Haltestellenorte übergibt, aber eben nicht die eigentliche Fahrstrecke, und es werden die vermeintlichen Verbindungslinien gezogen, die mit den wahren Fahrstrecken leider nix zu tun haben. Aber auch hier ist die Angelegenheit noch steigerungsfähig, wie wir später sehen werden. Und was die stundengetakteten Fahrzeiten angeht, kann ich mir aussuchen, ob ich eine Dreiviertelstunde zu früh oder eine Viertelstunde zu spät zur Arbeit komme. Oder ich fahre Mo-Do spät und freitags dann früh. Gleicht sich nicht ganz aus, aber immerhin. Lösbar. Nur, dass ich am frühen Tag meine Wecker auch eine Stunde früher stellen müsste… Ganz abgesehen davon, dass ich mir gern sonstige, private Termine gern vor die Arbeitszeit lege (Hausarzt, Zahnarzt, …) Nunja, Hausarzt liegt sogar an der Route. Nur mit dem ÖPNV zu meinem Zahnarzt zu fahren … Dann wird es richtig absurd, obwohl ich das Gebäude, in dem er residiert, fast vom Balkon aus sehen kann … Luftlinie vielleicht 800 m (wenn nicht weniger), Pkw 4,3 km, Bus? Netto-Fahrzeit 33 Minuten. Plus 20 Minuten Fußweg. Mindestens. Und, holla: für die Rückfahrt werden mir auch mal nette 74 Minuten reine Fahrzeit angezeigt, inkl. 57 Haltestellenaufenthalt an einer der belebtesten Straßen der Stadt …

Aber zurück zur Anbindung an die Arbeit. Da bin ich ja nun und tue, was ich so tue. Aber irgendwann ist Feierabend und ich möchte wieder nach Hause. Knappe 17 Minuten nach Feierabend fährt ein Bus in ca. 14 Minuten nach Haus. Knappe halbe Stunden Weg, aber irgendwo noch etwas einkaufen auf dem Heimweg – sonst gelebte Praxis – entfällt. Das muss dann anders organisiert werden. Die Zeitangaben gelten aber nur für Montag, Dienstag und Donnerstag. Am Freitag habe ich etwas früher Feierabend. Aber auch da könnte es klappen. Nur eben eine Stunde früher. Der Mittwoch geht länger. Wenn ich pünktlich den “Laden” verlasse und dann zur Haltestelle schlendere, harre ich dort noch eine halbe Stunde aus, wenn ich vorher den Rufbus bestellt habe. Wenn nicht, dann länger. Wobei es noch eine gewagte Lösung wohl gibt. Der Routenplaner im Web zeigt sie nicht immer an, aber in der Fahrplan-PDF steht sie auch drin:

FeierabendtourDafür muss ich zwar wirklich pünktlich Feierabend machen, dann schaffe ich den Bus, der nicht die gewohnte Linie ist; aber nach einer Nordstadtrundfahrt und vermutlich den Busfahrer in den planmäßigen Feierabend begleitend, bin ich dann auch nach 27 Minuten Nettofahrzeit, also einer knappen Dreiviertelstunde Wegzeit zu Hause.

Soweit die Situation: Wegzeiten, die sich mindestens verdoppeln bis verdreifachen, wenn man sich auf die Abfahrzeiten einstellt. Rechnet man spontanes, nicht fahrplankoordiniertes Losgehen mit ein, wird’s noch mehr. Dazu Routen-Apps von den Anbietern, die voller Fehler in den Anzeigen sind. Positiv: Das normale Monatsticket ist billiger als das, was ich nur fürs Parken in Arbeitsplatznähe bezahle. Dafür ist der Parkplatz aber dichter an der Arbeitsstelle als die Haltestelle und zwischen Parkplatz und Job gibt es frischen Milchkaffee. Rechnet man die wirklich nur gelegentlich stattfindenden “Havarie”-Einsätze hinzu, dann schlagen die mit ca. 30 Euro für’s Taxi (Hin- und Rückfahrt) und nicht abschätzbarer Wegzeit (mindestens 30 Minuten für eine Tour, wenn man die Wartezeit aufs Taxi mit einrechnet) zu Buche, wobei ich mit der Taxiverfügbarkeit nachts keine Erfahrungswerte habe.

Das Auto wird für mich also wohl in absehbarer Zeit Hauptfortbewegungsmittel bleiben. Und solange es am Zielort keine Dusche gibt, fällt das Fahrrad als Verkehrsmittel auch aus.

Richtig lesen und dann erst denken

Tja, das kommt dabei heraus, wenn man von Artikeln nur die Überschrift und das fettgedruckte liest.

100.000 Klicks für Justizvollzug Mecklenburg-Vorpommern

Justizministerin Katy Hoffmeister: „Wir erreichen online die Interessenten von morgen.“ JVA Stralsund und die Online-Plattform JOBBOX drehten Ausbildungsfilm

Jetzt machen sie schon Werbung für Kapitaldelikte. Und Clickbaiting gehört auch endlich dazu. JVAs sind auf der Suche nach den Verbrechern der Zukunft, sie wollen ja schließlich als Institution auch überleben und brauchen nachhaltige Lösung zur Existenzsicherung. Und: Wie groß sind eigentlich die Zellen, wenn man sie auch als “BOX” bezeichnen kann?

Ähm, … ich sollte wohl doch erstmal frühstücken …

Ich bin enttäuscht – Ein Impfbericht (aktualisiert)

25 Stunden ist es jetzt her, dass ich meine erste Impfung gegen Corona erhalten habe. Ein enttäuschender Vorgang, vor allem unter dem Aspekt, welche Informationen ich vorher darüber in mich aufgenommen habe. Eine in der Reihenfolge wertungsfreie Liste.

  • In den 15 Minuten nach der Impfung sass ich mit Blick auf ein Rollfeld (für alle nichthiesigen: Impfzentrum = Flughafen), und sah in der Zeit zwei (Zivil-)Flugzeuge starten und eins landen.
  • Meine Wartezeit vom Eintreffen bis zur Impfung war praktisch gleich Null, und ich war nicht der einzige im Wartebereich, sprich: gute Organisation.
  • Apropos: Meinen Termin hatte ich problemlos von der Impfhotline, die mich nach einer Onlineregistrierung anrief*.
  • Im Impfzentrum waren alle sehr angenehm im Umgang mit den Menschen (auch wenn der Arzt vorweg etwas angefressen wirkte).
  • Das Hautdesinfizieren direkt vor der Impfung habe ich mehr gespürt als die Impfung selber. Muskelentspannung ist so wichtig. Genau genommen habe ich den Pieks gar nicht gemerkt, und die Injektion auch nicht. Da kenne ich anderes.
  • Mein Handy hat trotzdem immer noch kein 5G.
  • In den Stunden nach der Impfung spürte ich natürlich ein wenig in mich hinein und einige Male dachte ich mir ‘Oh, jetzt geht’s los.’, aber es kam nix.
  • Gestern Abend spürte ich ein wenig die Region, in die die Impfung hinein ging, vor allem, wenn ich den Arm bewegte. Ist jetzt auch noch so. Aber sowas kenne ich auch schlimmer, allein schon, wenn ich mich nachts mal verlegen habe.
  • Mein Windows-PC startet auch nicht schneller.
  • Nicht mal eine allergische/sensible Reaktion auf das Pflaster hinterher habe ich bekommen (da hatte ich im letzten Jahr nach meiner OP andere Erfahrungen).

Insgesamt ein enttäuschender Vorgang, alles hat geklappt, es gab keinen Stress, keinen Grund, sich aufzuregen, quasi keine Nebenwirkungen und der eingepflanzte Chip funktioniert offensichtlich auch nicht.

16.05., 15:00 Uhr: 100 h später (oder 125 h nach der Impfung)

Es ist immer noch nix. Weder vorteilig (5G, besseres Win10) noch nachteilig. Der Arm ist noch dran, es gab keine Verfärbungen, nur ein wenig Druck im Muskel, als ob man sich verlegen hat. Das habe ich aber bei Grippeschutz- oder anderen Impfungen schon ganz anders erlebt. Und ist auch schon wieder weg.

Vielleicht ist es Idee, sich die 2. Impfung in den anderen Arm geben zu lassen … Mal sehen, noch ist das ja ein bisschen hin. Das wäre dann zwar der Arm, auf dem ich beim Einschlafen liege, aber wenn die 2. Impfung die gleichen Nebenwirkungen hat wie die erste, dann soll’s mir recht sein. Es gibt mehr andere Gründe, die mich wecken bzw. nicht schlafen lassen, wie so ein wenig spürbarer Druck im Arm (als Schmerz kann man das definitiv nicht bezeichnen).

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*) Die Geschichte mit der Impfhotline ist eigentlich etwas länger. Aber im Nachhinein und auch mittendrin eher lustig als nervig. Einige Zeit nach der Onlineregistrierung sah ich eine mir unbekannte Schweriner Telefonummer als vergeblichen Anruf auf meinem Handy. Sie sah ein wenig der Impfhotline ähnlich, ohne dass ich einen direkten Vergleich vornahm. Ich rief zurück und landete quasi sofort und wie vermutet bei der Impfhotline. Dort konnte man zwar erstmal nichts mit meinem Rückruf anfangen (kommt wohl nicht so häufig vor), aber offensichtlich war man auch darauf vorbereitet: ich wurde zweimal sehr nett weitervermittelt und dann war ich richtig. Jetzt erfolgte das Mysterium der Terminfindung, was für die Erstimpfung recht schnell ging, obwohl ich eine Wunschuhrzeit vorgegeben hatte. Ende April sollte es sein. Aber da fand sich dann kein Zweittermin. Die Abstimmung mit der Terminverwaltung des hiesigen Impfzentrum erfolgte etwas schleppend, aber etwas Smalltalk überbrückte die Zeit. Der dritte Anlauf brachte dann das gewünschte Impfterminpärchen, nachdem auch der zweite Versuch am Zweittermin zerstob. Insgesamt hat der ganze Vorgang eine knappe halbe Stunde gedauert, was die kolportierte schlechte Erreichbarkeit der Terminhotline erklärt, aber mit etwas Gelassenheit und Anständigkeit kann man das wunderbar händeln.

Tag 7/10

Ohje, die Überschrift ist aber auch mal wieder so meta und vieldeutig … Und da ist der 7.10. als “Republik-Geburtstag” noch gar nicht mal mitgezählt. 😉 Aber sowas fällt einem als leicht zahlenfetischisierender, gelernter DDR-Bürger dann auch noch ein/auf. Aber weil es sich hier nur um mich dreht, soll das auch für die Überschrift gelten. 😉

Das einfachste zum Anfang: Die Stimmung. Die liegt gerade bei 7 von 10 Punkten. Lagerkoller macht sich – auf niedrigem Niveau – langsam breit. Außerdem gab es heute “Zuwachs”. Das Nachbarbett ist jetzt auch belegt. Er ist vermutlich Gallier. Appendix. Ich fürchte, wir werden die nächsten Nächte in einen Baumsägewettbewerb einsteigen. Haben die Gallier nicht seinerzeit Bäume mit der Handkante gefällt? Na, mal sehen, was kommt. Vielleicht bleibt er ja auch noch heute Nacht in der Aufwachstation und kommt erst morgen wieder. Dann habe ich noch eine ruhige Nacht.

Wie zählt man eigentlich Tage im Krankenhaus? Die Ärzte zählen offenbar gern in “Tagen nach OP”; was passiert nur, wenn die OP morgens oder alternativ abends stattfand? Patienten werden wohl auch “Tage nach Einlieferung” zählen. Oder “Tage bis Entlassung”, wenn das dann irgendwann feststeht. Und: Fängt man beim Zählen mit Null oder Eins an? Schau’n wir mal.

Heute ist mein – so hörte ich es in der Visite – 7. Tag nach der OP, letzten Dienstagabend kam ich unters Skalpell. Mit der Einlieferung am Sonntag davor bin ich den 10. Tag im Hause. Und wenn es sich bewahrheitet, dass ich vor dem Wochenende noch entlassen werde, also am Freitag, dann bin ich am 7. von 10 Tagen, die ich nach der OP im Krankenhaus verweilen durfte. Zahlenfetisch befriedigt.

Status Sonntag, 19.07.2020

Einige Zeit ist es hier im Blog recht ruhig geworden. Andere “Projekte” fraßen die zur Verfügung stehende Zeit und die kleinen persönlichen Spitzfindigkiten, für die hier eigentlich die Bühne gebaut war, verblubberten kleinteilig über den gleichnamigen Twitterkanal. Nun liegen aber die anderen Altivitäten auf Eis (okay, Twitter geht schon wieder).

Und das kam so: Vor Jahren bereits stellte sich bei mir eine gewisse Symptomatik ein, der meine Hausärztin und ich das Label “Beobachtung” aufklebten. Einmal war ich damit auch in einer chirugischen Sprechstunde, aber – sagen wir mal so – die Humorlevels von dem Professor und mir unterschieden sich stark und so baute sich kein Vertrauensverhältnis auf, was durch ein paar familiäre Schicksalsschläge – verbunden mit dem gleichen Haus – nicht besser wurde. So kam die ganz Angelegenheit eher auf die Verdrängen- oder Ignorieren-Liste. Zugegeben: ein etwas irrationales Verhalten, aber kein Mensch ist nur rational. Und wenn man unangenehmen Sachen erstmal erfolgreich aus dem Weg gehen kann, nutzt man das. Im Nachhinein keine gute Strategie.

Aus den Augen, aus dem Sinn …? Naja, nicht wirklich. Aus den Augen schon. Auf direktem Weg konnte (und wollte) ich sowieso nicht viel sehen. Und da ich ein kleines Problem mit Spiegeln und anderen bildgebenden Verfahren, solange sie sich auf mich richten, habe, sah ich auch mit Hilfsmitteln nichts. Aber ein paar Entwicklungen spürte ich schon. Aber die ließen sich irgendwie händeln und wirkliche Beschwerden gab es keine. Denn – da bin ich dann doch Mimimi und Schisser – wenn etwas Schmerzen verursachen würde, geht’s doch zum Fachmann.

Das habe ich vor vielen Jahren mit dem Thema “Zahnarzt” durch. Dank einiger “Jugendsünden” im Gebissbereich und irgendwann entfernungssüchtigen Weisheitszähnen trieb mich irgendwann doch der Schmerz zum Dentisten. Mehrfach. Wenn dann wieder alles in Ordnung war, lotterte aber schnell die Prophylaxe. Bis zum nächsten Schmerz. Aber das habe ich alles mittlerweile überwunden und bin (fast) vorbildlicher halbjährlicher Besucher meines Zahnarztes. Jahrelang “Rein-Rauf-Runter-Raus” und zwischendurch Zahnsteinentfernung. Bis dann neulich ein krosses Brötchen und eine Jugendsünde zusammentrafen, aber das ist eine andere Geschichte.

Ein bis zu dem Zeitpunkt noch schöner Donnerstagabend fand mich letzte Woche zum Abendbrot auf dem Sofa wieder, vor mir drei, auf dem Heimweg von einem ereignisreichen Tag erworbene leckere Brötchen, etwas Kochschinkenaufschnitt, Butter und ein Päckchen Harzer Käses. All dies war schnell auf sechs Brötchenhälften verteilt und wurde genüsslich (erst auf etwas niedrigerem Niveau der Aufschnitt, danach mit mehr Genuss der Käse) vertilgt. Dies geschah vermutlich auch etwas unkonzentriert, voll auf dem Fokus des schnellen Geschmacksvergnügens und unter Ignoranz der körperlichen Signale, dass der eigentlich nach der 4. Brötchenhälfte eigentlich genug hatte … Das nachfolgende Völlegefühl, leider nicht wirklich unbekannt, wurde durch einen ruhigen Abend versucht zu mildern. Der nächste Gang auf’s Klo würde es schon richten. Tat er aber nicht.

Es wurde eine unruhige, quasi schlaflose Nacht, deren inhaltlicher Höhepunkt eine gemailte Krankmeldung an den Arbeitgeber war. Ein Tag Ruhe würde es schon richten; aber erstmal wurde es eher schlimmer als besser. Ohne tiefer in Details abtauchen zu wollen, erfolgten die Absage einer geburtstagsinduzierten Mittagseinladung für Sonnabend, inkl. der Umorganisition der in dem Zusammenhang von mir geplanten Fahrdienstleistungen für andere Verwandte, und des Sonntagmittagsessens mit Vattern. Zwischendurch besserte sich der Zustand ein wenig, so dass ich optimistisch an einen guten Wochenstart spätestens am Dienstag glaubte.

Die Nacht zum Sonntag und das Befinden danach ließen mich dann doch beim Notdienst anrufen und danach zum diensthabenen Hausarzt – etwas im dörflichen Umfeld gelegen – fahren. Die Atmosphäre im dortigen Untersuchungszimmer hätte jeden Eisberg vor Kälte erschauern lassen. Aber ich war recht schnell wieder draußen, in der Hand zwei Zettel und die dringende Empfehlung im Ohr: Fahren Sie ins Krankenhaus! Aber erstmal nach Hause, zwei drei Sachen eingepackt, kurz ausgeruht, … Allein dieser Vorgang dauerte mehrere Stunden, ich war so fertig. Schließlich raffte ich mich noch einmal auf, packte alles zusammen und rief ein Taxi. Während ich am später Vormittag beim Bereitschaftsarzt war, zog ich am frühen Sonntagabend ins Krankenhaus ein. Dort wurde ich gleich in der Anmeldung auf einen Transportrollstuhl platziert und nach Erledigung der Formalitäten ging’s ab in die Notaufnahme.

Das erste Mal im Krankenhaus

Natürlich bin ich nicht das erste Mal in einem Krankenhaus. Besuche von Verwandten und Freunden gehörten zu meinem bisherigen Leben genau so wie selbst zwei Übernachtungen zu Untersuchungszwecken. Aber jetzt auch mal selbst Anlass für (coronabedingt nicht stattfindende) Verwandten- und Freundesbesuche zu sein, ist für mich eine neue Situation. Da gehört das Erleben der Abläufe einer solchen Einrichtung mit den eigenen Sinnen genauso dazu wie das Aufschnappen der vielzähligen kleinen täglichen Geschichten und selbstverständlich auch die Entwicklung des eigenen Zustandes.

Im Rahmen der mir gebliebenen Möglichkeiten nahm ich die dortige Atmosphäre durchaus mit Begeisterung auf. Menschen, die täglich mit Krankheit, Leid, bis hin zum Tod zu tun haben, haben einen eigenen Humor und auch eine eigene Art, mit sich, ihresgleichen und anderen umzugehen. Nicht viel Platz für Mimimi und Jammern, hier wird jetzt geholfen, alles andere ergibt sich. Ich fand’s toll. In einer kurzen Ruhephase zwischen Ereignissen erlebte ich so bspw. eine kleine Diskussion über Pizzabeläge, aber nicht theoretisch. Nicht ganz sicher, ob es noch die Phase der Bestellung oder schon der Lieferung war, flogen die Gedanken auch zu den vielen kalt gewordenen Speisen in dem Bereich, die die Unstetigkeit im Tagwerk einer Notaufnahme so mit sich bringt. Oder ist das doch nur ein Klischee?

Währenddessen ging die Untersuchung weiter. Fragen wurden gestellt und beantwortet, Beschwerden gemildert, Ursachen versucht zu ergründen. Ein zwei böse Blicke habe ich auch abbekommen. Zu recht. Deswegen hier nochmal zu Protokoll: Ich bin mir einer Mitschuld durchaus bewusst. Man hätte vor Jahren schon eingreifen können, dann wäre nix passiert. Aber jetzt ist es wie es ist, und damit müssen wir arbeiten. Und damit ab auf Station und gute Nacht. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich die Chance erhielt, meiner sonstigen Sonntagabendgesellschaft abzusagen, aber irgendwann war auch das erledigt. Immerhin ist das erst der zweite oder dritte Ausfall überhaupt seit fast 24 Jahren und auch der heutige Sonntag verlief ohne Sendung.

Die Nacht zum Montag blieb ich zwar relativ beschwerdefrei, aber das muss in der Situation nichts heißen. Die erste Nacht in einem fremden Bett ist für mich sowieso immer recht wach, die Situation kam dazu, die fehlende Möglichkeit, gewohnte Einschlafpositionen einzunehmen und und und. Der sommerliche Morgen brachte frühes Licht und ein wenig Bewegung ins Zimmer. Das Montagsgeschäft eines Krankenhauses beginnt früh. Das Nachbarbett füllte sich mit einer geplanten OP und bei mir begannen die Untersuchungen, während sich literweise Tropfe und große Spritzen fein dosiert in mich entleerten. Recht junge Ärzte versuchten, Ursachen zu erkunden und daraufhin Behandlungen zu erstellen.

Grundsätzliches

Man kann zu Krankenhäusern eine Meinung haben, zur Arbeit der dortigen Angestellten auch, man kann auch zur “Schulmedizin” und ihren Alternativen eine Meinung haben. Aber wenn man mit regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen dort in einem Bett liegt, ergebe man sich positiv gestimmt in die Hände der Fachleute. Die machen das schon, und mit ein wenig Unterstützung durch den Patienten klappt das auch alles.

Das ist – zugegeben – vielleicht etwas blauäugig, aber es hilft. Und solange man sich der Blauäugigkeit bewusst ist, bleibt ein kleiner Wachhund ganz weit hinten wach und passt auf.

Wenn so ein Patient mit zwei medizinischen Spielplätzen gleichzeitig rumliegt, ist vermutlich die Diagnose nicht so einfach. Zum einen gab es ein gut sichtbares Krankheitsbild, an dem gearbeitet werden muss, dass aber “nur” Nebenschauplatz war, weil es primär nicht direkt für die Beschwerden verantwortlich ist. Zum anderen müssen die Beschwerden ja auch irgendwo herkommen und das muss behandelt werden. Labordiagnostik (ich weiß nicht, wie viele Röhrchen Blut mir in diesen Tagen abgezogen wurden), sonstige Messwerte, sonstige Beobachtungen, Fragen, Antworten – alles verband sich zu einem Bild. Und immer auch die Abwägung. Man kann natürlich das komplette Portfolio verfügbarer Diagnostik heranrollen, aber es gibt auch immer wieder Verfahren, die im schlimmsten Fall mehr schaden als nutzen können. Interessant, sowas mal zu beobachten, blöd nur, wenn man selbst das Untersuchungsobjekt ist, und eine baldige Behandlung des doch recht unschönen Zustandes erhofft. So ging es in die zweite Nacht: symptomgedämpft, sonstige Werte überwacht und im wesentlichen im Normalbereich.

Man träumt in Krankenhausbetten schon komisches Zeug zusammen. Nicht unbedingt Albträume. Aber ich bin schon nicht der große Freund von Mystery-Serien im Fernsehen, da will ich sowas im Kopfkino auch nicht haben. Ob sowas nur an der permanenten Rückenlage oder auch an dem lag, was so alles in mich hineintropfte und -drückte … wer will es beschreiben? Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass das eine oder andere preisgekrönte Serienformat seinen kreativen Ursprung in vergleichbaren Situationen genommen haben könnte.

Hühnerfrikassee

Diese Speise gilt – warum auch immer – als Krankenhausessen schlechthin. Die erste richtige Mahlzeit, die ich während dieser Aktion im Krankenhaus einnahm, war ein Hühnerfrikassee. Es sollte sich im weiteren Verlauf zwar eher als diagnostisches Mittel denn als Nahrung erweisen. Aber, und das möchte ich unbedingt an dieser Stelle mal erwähnen, es war lecker. Lecker war auch das eine oder andere, was mir aufgetischt wurde, aber das werden ich dann vermutlich irgendwann in Kürze an geeigneterer Stelle auswerten.

Der Dienstagmorgen brachte einiges, unter anderem eine Chefarztvisite. Das sieht im Fernsehen auch meist etwas anders aus; aber es gibt durchaus Parallelen. Nebenschauplatz und Hauptbaustelle wurden sortiert, vermutlich hatte er eine Ursachenvermutung, und so wurde direkt ein großes diagnostisches Geschütz, dem selbst ich passende Erkenntnisgewinne zutraute, angewiesen. Beim Weg zum CT stellte es sich mal wieder heraus, dass sich jemand etwas dabei gedacht hat, Krankenhausbetten mit Rädern zu versehen. Aber nicht nur das! Räder allein bringen es auch nicht. Die brauchen ja auch einen geeigneten Untergrund, und, wenn das Krankenhaus nicht ganz flach ist, auch Fahrstühle. Da Technik sich ständig weiter entwickelt, gibt’s zwischendurch auch mal kleine Übergangsprobleme, bevor dann alles wieder richtig schick wird. Wenn man bei solch einem Prozess helfen kann, freut man sich, und gerade für Belastungstest bin ich doch prädistiniert! Sowas wurde es zwar so direkt nicht und geplant war es auch nicht. Aber auf dem Weg zum CT blieben mein Bettchauffeur und ich mit den Rädern vom Bett im Spalt zwischen Fahrstuhlboden und Außenfußboden stecken. Ein Effekt – wie ich dann mitbekam – der bei “alten” Betten häufiger vorkommt, nachdem der Fahrstuhl umgebaut/erneuert(?) wurde, bei “neuen” Betten bisher eigentlich nicht, aber dies wäre ja nun ein neues Bett usw. usf. Mithilfe anderer Anwesender sollte mein Bett zwar befreit werden, aber ich willigte dann auch der Idee ein, schnell einen Techniker vorbeikommen zu lassen, der sich die Misere am konkreten Fall ansehen konnte. Gerade beschwerdefrei kann man ja gern helfen. Der Techniker kam, es wurde fotografiert, dann gab es ein Hauruck und … die untere Griffstange des Bettes löste sich vom großen Rest, der weiterhin fest steckte. Das wurde schnell gerichtet und der zweite Versuch brachte die Fortsetzung des Weges, eine Untersuchung durch’s CT und einen verschlungenen Rückweg. Der neue Bettchauffeur kannte die Ereignisse des Hinweges und mied die auslösenden Fahrstühle. Ein anderer, ausgewählter, war dann irgendwie blockiert und dann ging’s auf Schleichwegen zurück zur Station. Gut, dass es Fachleute gibt, die sich auskennen, egal, ob medizinisch oder – wie in dem Fall – logistisch.

Die Diagnostik brachte die Diagnose, die Diagnose die Behandlung, die Behandlung die OP und die OP natürlich die OP-Vorbereitung. Papiere, die unterschrieben werden wollten, Aufklärungen, die zumindest mit aufnehmendem Gesichtsausdruck angehört werden sollten, Sonden, die in den Körper wollten, und “Stoffe”, die ihn vorher zu verlassen hatten. Und es ist erstaunlich, was aus so einem Körper noch alles rauskommt. Wir befinden uns zeitlich gerade am Dienstagnachmittag, am davorliegenden Donnerstagabend hatte ich das letzte Mal etwas gegessen, was zumindest teilweise als Nahrung diente. Dazwischen nur Wasser und Tropfe. Und es ist nicht nur die Menge, auch der Zustand ist zweifelhaft. Aber dann war ich fertig für die OP und es begann das Warten. Eingeplant für den Abend war ich noch, nur wann, das ergab der Verlauf der vorhergehenden Operationen. zwischendurch erreichte mich immerhin noch die Information, dass ich nicht die letzte OP am Abend bin, was ich für meinen Nachfolger auch ein wenig bedauerte, wusste ich doch schon von ein paar zeitlichen Unwägbarkeiten meiner OP. Es würde ein langer Abend werden. Gegen halb 9 – wenn ich mich richtig erinnere – wurde es unruhig vor meiner Zimmertür.

Es geht los, die OP naht. Das Bett setzte sich in Bewegung und ich kam das erste Mal in den wohl sterilsten Bereich des Hauses. Mikrobiologisch kann ich es nicht einschätzen, unterstelle es aber mal. Innenarchitektonisch und designerisch stimmt es aber auch. Wenn Funktion vor Aussehen geht. Mich umfing konzentrierte Betriebsamkeit. Ich wurde auf den OP-Tisch(?) umgebettet und mit vorgewärmten Decken bedeckt. So kommt sich also der Schinken beim Strammen Max vor, wenn das Spiegelei ihn kröhnt… Im OP-Saal selbst wurde ich weiter vorbereitet, neue Eingänge geschaffen, ein paar sowohl beruhigende als auch aufklärende Worte gewechselt. Dann stieg langsam die Personenzahl und an das letzte, woran ich mich wirklich erinnere, war das Entfernen einer vermutlich überflüssig gewordener und/oder störenden Sonde, beruhigende Worte einer weiblichen Stimme und … dann hörte irgendwas piepsen und klingeln.

Ob es so gut ist, wenn man eine Kirche sieht, wenn man nach einer OP aufwacht? Zugegeben: direkt beim ersten Aufwachen sah ich sie nicht. Aber neben meinem Bett war ein Fenster, und als ich – Stunden später – etwas länger herausblickte, identifizierte ich ein sichtbares Gebäude als Gotteshaus. Das Piepsen und Klingeln setzte sich fort und kam auch schon bei der ersten Wahrnehmung aus einer Zeit nach der OP. Wie soll man nur in aller Ruhe richtig wach werden, wenn es um einen herum zart blubbert, piepst, pumpt, glockt, klickt, klackt, und das aus unterschiedlichen Entfernungen, man aber selbst nicht wirklich räumliche Vorstellungen zur Einordnung hat? Nunja, kommt Zeit, kommt Erkenntnis. Im Nachhinein hätte mich vielleicht die Frage bedrängen können, wohin mich die OP-Verlaufs-Lotterie eigentlich gebracht hat, Optionen hat es einige gegeben: Intensiv-Station, Aufwach-Station, …? Die Extremfälle waren es jedenfalls nicht, dafür war es entweder zu dunkel oder zu kalt.

Mit der Zeit erkundet man seine Freiheitsgrade, lernt bei den Geräuschen die Zuordnung, was sich auf einen selber bezieht, was aus der direkten Nachbarschaft oder von weiter weg kommt. Der nahende Sonnenaufgang hilft bei der optischen und zeitlichen Orientierung, letzteres über den Umweg, dass es hier eine Wanduhr gab, die zunehmend erkennbar beleuchtet wurde. Mit der Zeit wurde auch die Rückenlage bequemer, wer weiß, wie man da aufs Bett gelegt wurde? Und – auch wichtig: die Bewegung erzeugte keine Schmerzen. Mit dem zunehmenden Bewusstsein kam auch die Erkenntnis, dass man sich eigentlich nicht wirklich schlecht fühlt. Schmerzfrei, beschwerdefrei, sicher nicht quicklebendig und irgendwie auch “gebunden”: es gehen doch einige Kabel und Schläuche von einem weg bzw. kommen an. Flexüle sei Dank mag es auch einige Stoffe in der Blutbahn gegeben haben, die ein wenig beim Wohlbefinden mithalfen, bei der Schmerzfreiheit auf jeden Fall. Der Blasenkatheter brannte irgendwann auch nicht mehr, der kam wohl irgendwann während der OP mit zum zeitweiligen Inventar. So ein Ding ist irgendwie praktisch, aber vermutlich nichts für Kontrollfreaks. Wann da was passiert, ist der eigenen Kontrolle entzogen. Dafür kommt der quantitative Aspekt hinzu, den man besser kontrollieren kann, wenn man dann möchte. Meine wichtige Erkenntnis in dem Zusammenhang ist, dass Kräutertee – mein Hauptgetränk mit Geschmack der katheterbegleiteten Tage – beim Verlassen des Körpers sein Aussehen kaum verändert hat.

Ob ich die Sache mit dem Blasenkatheter überhaupt aufschreibe, da war ich nicht so ganz sicher. Aber dann erinnerte ich mich an die Visite am Dienstagmorgen. Wer schon mal mit unbekleideter unterer Körperhälfte im Fokus von 5 oder 7 Männern und Frauen stand, dem kann einiges andere jetzt auch egal sein.

So langsam schälte sich die Erkenntnis heraus, dass a) ich nicht allein im Zimmer lag und b) doch auch einiges an Technik anwesend war. Spätestens nach dem ersten Verlassen des Bettes blieb die sehr sichere Ahnung, dass so eine Intensivstation nicht aussieht. Es war schon eine Station mit intensiverer Überwachung und Pflege, aber ich folgerte mal, dass bei der OP doch auch einiges gut gegangen ist. Das bestätigte sich auch in den nächsten Stunden, die begleitet waren von zunehmenden Bewegungsmöglichkeiten, mit dem Beutelchen in der Hand rumstapfen, sich von sehr netten Menschen den Hintern abwischen lassen und anderen Ereignissen. Immerhin habe ich auch in der Situation die Fähigkeit nicht verloren, andere Menschen zu verblüffen. Es kommt wohl nicht oft vor, dass jemand so kurz nach solcher OP auf’s Klo will. Aber ich stellte für mich fest, dass einzig der Übergang vom waagerechten zum senkrechten Zustand und umgekehrt immer etwas unangenehm war; war der geschafft, ging’s.

Und dann kam der Schleim. In dem Fall in Form von Haferschleim als Nahrung. Für mich auch eine kulinarische Premiere. Den begleitetenden Naturjoghurt naturell kannte ich wenigstens schon, er war das leckerere von den beiden. Wobei: Haferschleim ist jetzt natürlich kein geschmacklicher Höhepunkt, aber es gibt ihn durchaus mit Geschmacksunterschieden. Auf Basis meiner drei Verkostungen würde ich mal unterstellen, dass die Höhe der Temperatur positiv auf den Geschmack wirkt, je heißer desto besser. Es war dann die vierte Mahlzeit nach der OP, die sowas wie Konsistenz erahnen ließ. Ein undefnierbares, aber sehr leckeres Süppchen machte den Anfang, Brot, Brötchen, Aufschnitt, Joghurt mit Geschmack kamen im Verlauf der Tage dazu, mittlerweile gab es auch sehr leckeren Brühreis (auf Basis einer Rinder- und keiner Geflügelbrühe, mit Gemüse). Den Sonntagmittag präsentierte dann das, was man prinzipiell eine “richtige” Mahlzeit nennen könnte, dargeboten in seiner kantinösen Dreieinigkeit von Fleisch (mit Soße), Gemüse und Kartoffeln. Das Stück Putenbrust war gut und nicht trocken zubereitet, die Buttermöhren weich, aber nicht zerkocht und die Kartoffeln eben Kartoffeln. Es geht aufwärts.

Mittlerweile habe ich technisch etwas aufgerüstet, dieser Text ist schon mt einer Art Tastatur-Tablet-Kombination entstanden. Das wird vermutlich dazu führen, dass ich mich die nächsten Tage öfter hier mal melde. Die kulinarischen Aspekte wollen ja auch noch ausgewertet werden. Das dann im passenden Blog. Direkt auf dem Tablet oder dem Smartphone längere Texte eingeben macht ja auch keinen Spaß. Aber mit der USB-Tastatur … Man muss nur immer gut auf die Akkustände achten, damit alles gut zusammen funktioniert. Vielleicht kommen auch irgendwann noch Bilder dazu, aber mein erstes Datenvolumen habe ich schon beinahe aufgebraucht, der Monatswechsel ist noch etwas hin und ich weiß noch nicht, wie lange ich wohl noch hier bin. Das klärt sich aber die nächsten Tage.

DIN 5008 – … und wenn man sich nicht dran orientiert

Eigentlich wollte ich in der Überschrift schreiben “… und wenn man sich nicht dran hält”, aber so eine DIN ist ja auch nur eine Richtlinie. Deswegen reicht eine weitreichende Orientierung, nicht immer kann man alle Punkte erfüllen, wir wollen ja auch nicht zu pinschiettrich werden. Aber derartige Normen haben ja durchaus einen Sinn. Die DIN 5008 zum Beispiel demonstriert, wie ein Brief aussehen soll.

Nun nicht gleich an die Decke gehen. Dabei geht es nicht primär um private Korrespondenz, Liebesbriefe und ähnliches. Wobei es auch Regelungen für den Privatbriefbogen gibt. Aber das trifft eher auf die Korrespondenz in geschäftlichen oder amtlichen Vorgängen zu. Spätestens die Parfümierung von Liebensbriefen ist nicht genormt. 😉 Aber wie die weitestgehende Einhaltungen von Rechtschreibung und Grammatik ein Ausdruck der Höflichkeit gegenüber dem Leser ist, braucht der nicht immer drauf rumdenken, was mit dem geschriebenen wohl gemeint sein soll, ist die Einhaltung der äußeren Form bei geschäftlicher oder amtlicher Korrespondenz ein Maß für die Seriösität des Absenders.

Wer mich auf Twitter verfolgt, dem wird in der letzten Woche ein Thread aufgefallen sein. Eigentlich mag ich ja keine Threads. Twitter hat nicht umsonst 280 Zeichen als Begrenzung und das ist auch gut so. Aber Prinzipien sind auch dazu da, sie ab und zu mal nicht zu beachten. Ich fasse die wesentlichen Punkte aber hier nochmal zusammen: Am Mittwoch entnahm ich meinem Briefkasten ein Schreiben, wie es unseriöser nicht aussehen konnte. Auf dem Briefumschlag war nehmen einer QR-Briefmarke nur ein Aufdruck “Wichtige Dokumente” und im Fenster des Umschlages erschien meine Adresse. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auf dem Umschlag vorn auch noch eine kryptische Zahl auf Kopf drauf stand, die mir aber keinen Sinn brachte. Ansonsten: Kein Absender, kein Hinweis auf einen Absender. Kein Hinweis auf den Ort des Absender (Poststempel oder so). Nichts.

Warum ich den Umschlag nicht wegschmiss sondern öffnete, weiß ich nicht. Es stellte sich aber als Schreiben meines Vermieters heraus, der dringend um die Zustimmung zu einer Mieterhöhung bat. Das Thema soll hier aber nicht weiter interessieren, das würde diesen Artikel nur unnötig aufblähen, wäre aber vielleicht einen eigenen wert. Was mich viel mehr aufregte, war die Form des Schreibens. In einer ensprechenden Antwort an den Vermieter schrieb ich: “Ich möchte keinem Mitarbeiter oder Azubi zu nahe treten, aber das sieht aus wie vom 8.-Klasse-Schülerpraktikanten ohne Anleitung durch den Betreuer.” Das einzige, was gegen diese These sprach, war die orthografische und grammatikalische Fehlerfreiheit des Schreibens.

Was den fehlenden Absender betraf, ergoss ich mich wie folgt: «Wie kann man seinen Kunden/Mietern ein wichtiges Schreiben zukommen lassen, ohne einen Absender darauf zu drucken? Der Möglichkeiten gibt es viele: Da die Beschriftung eines Birefumschlages sicher nicht so einfach ist, könnte man es aber beim Frankieren in den Stempelautomaten mit einbauen. So wird es nicht vergessen. Aber auch im Adressfeld ist es nach wie vor üblich, eine Zeile über die Adresse im Kleindruck anzubringen, die den Absender erkenntlich macht. Das passt bei hinreichender Kleinschreibung alles in eine Zeile! Und sollte nun bei einem derartigen Seriendruckelement kein Problem des Einfügens sein und wäre dann durch das Umschlagfenster sichtbar.»

Aber die Form des Schreibens und des beigelegten Antwortschreibens war auch unter aller Würde. «Das Antwortblatt. Ich möchte keinem Mitarbeiter oder Azubi zu nahe treten, aber das sieht aus wie vom 8.-Klasse-Schülerpraktikanten ohne Anleitung durch den Betreuer. Wobei: Das “An” in der Adresse deutet eher auf die 1960er Jahre. Das Adressfeld ist viel zu hoch eingeordnet. Wenn man selber das Antwortschreiben in einen Fensterumschlag stecken möchte, nutzt das nichts, wenn man das Blatt standardgemäß faltet. Es ist doch genug Platz nach unten! Vor allem auch, wenn man die 3 Zeilen Abstand zwischen den zweizeiligen Texten auf ein sinnvolles Maß verringert. Ich empfehle dringend die Lektüre von DIN 5008. Und dann der Bereich rund um die gewünschte Unterschrift. Ein heilloses Formatdurcheinander mit den Strichen mal unter “Unterschrift”, aber nicht unter Neubrandenburg. Und dann der Name des Unterschreibenden direkt unter dem Wort “Unterschrift”, das Wort “Datum” aber mitten unterm Strich …»

In der DIN 5008 steht alles so schön drin. Hier zum Beispiel gibt es einen wunderbaren Musterbriefbogen. Aber auch dem Anschriftenfeld ist ein eigener Absatz gewidmet. Das kann doch nicht so schwer sein. Irgendwie kam mir das Schreiben wie ein Mensch in dreckigem T-Shirt und zerrissener Hose vor und nicht wie einer in Anzug und Krawatte.

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P.S.: Dieser Artikel wurde am Sonntag, 18.08. geschrieben (nach dem Absenden der E-Mail an den Vermieter) und wurde am 21.08., 00:00 Uhr veröffentlicht. Ich hoffte noch auf eine Antwort, die ich mit einarbeiten kann. Kam aber nicht.

Vorsicht Hitze

Da steht einer der heißesten Tage des bisherigen Jahres bevor und sogenannte Fachleute und die, die sich dafür halten, streiten darüber, wie man die Hitze am besten übersteht. Da gibt es welche, die plädieren für Durchzug und Ventilatoren, dann gibts andere, die dringend vor den Luftbewegern warnen.

Der Mensch hat – mal so ganz grundsätzlich – eine eingebaute Klimaanlage, die bis zu Temperaturen von weit über 40°C einwandfrei funktioniert. Über xunddrölfzig kleine Schweißdrüsen am Körper sondert er Wasser ab, dass auf der Haut verdunstet und damit dem Körper Wärme entzieht. Der natürlichste aller Vorgänge und gar nicht schlimm. Und beinahe 100%ig funktional. Durch das Verdunsten entsteht beim ruhenden Körper rundum eine Dampfschicht, die eine weitere Verdunstung behindert. Also muss die Dampfschicht weg und alles ist gut.

Das Wasser für die Kühlung muss natürlich auch irgendwo her kommen. Für den kleinen Schweißausbruch zwischendurch reichen die körpereigenen Reserven, wenn aber quasi ständig geschwitzt wird, muss natürlich mehr Wasser über die Nahrung bzw. einfach so durch Trinken nachgeliefert werden. Eigentlich trivial. Da steigt der Wasserbedarf von den üblichen anderthalb bis 2 Liter pro Tag gern mal auf 3 oder 4 oder noch mehr Liter. Auch das ist völlig normal. Da sollte man also auch drauf achten. Und trinken. Und sich dabei nicht selber im Weg stehen. “Soviel kann ich gar nicht trinken” ist Ausdruck von psychosomatischen Störungen und sollten im Sinne der Gesundheit schnell überwunden werden (mal halbwegs gesunde Menschen vorausgesetzt). Noch bescheuerter ist allerdings die Äußerung: “Ich trinke mal nicht so viel, weil ich sonst so viel schwitze.” Und sich dann über Beschwerden wie Hitzschlag und ähnlichem wundern. Alles schon erlebt bei Menschen in meiner Umgebung.

Nun ist es nicht jedem gegeben, sich hinreichend zu bewegen, dass die ihn umgebende Dampfschicht immer wegtransportiert wird, was für die Funktion der menschlichen Klimaanlage zwingend notwendig ist. Nun ist Bewegung aber relativ (ich muss da mal ein wenig den Physiklehrer raushängen lassen). Wenn sich also der Mensch nicht in der ruhenden Luft bewegen kann, muss ich um den ruhenden Menschen eben die Luft bewegen. So einfach ist das. Dabei ist es relativ egal, ob es der Wind selber ist, der die Luft bewegt oder ob es durch einen Ventilator passiert oder mittels Durchzug. Letzterer ist übrigens auch weniger tötlich als man denkt. Wer sich natürlich beim kleinsten Lüftchen verkrampft (ob nun bewusst oder unbewusst), braucht sich nicht zu wundern, wenn er einen steifen Hals oder Spannungskopfschmerzen bekommt. Auch alles nur psychosomatisch.

Jörg Kachelmann hat sich im oben verlinkten Video schon ausreichend über die “Todesgefahr durch Durchzug” geäußert. (Das war ironisch.) Was mir bei seinen Äußerungen ein bisschen fehlt, ist der Hinweis, dass zum guten Funktionieren der körpereigenen Klimaanlage nicht nur bewegte Luft um den Menschen gehört sondern auch vermehrte Wasserzufuhr, gern auch mit einem kleinen Spritz Geschmack durch Saft oder gute Limo. Aber nicht mehr als im Verhältnis 1:5. Dann übersteht man den Durchzug auch lebend und wohlbehalten.

Etwas mehr hanebüchenen Unsinn hat futurezone.de – bisher von mir eigentlich gut geschätzt – verzapft. Hier werden Experten zitiert, die vor dem Ventilatoreneinsatz bei über 35°C warnen. Sie können Hitzeschäden verursachen, den Menschen dehydrieren. Außerdem scheinen sie Ventilatoren und Klimaanlagen in einen Topf geschmissen zu haben. Folgender Satz bezieht sich im Kontext betrachtet auf Ventilatoren: “Die kalte und vor allem trockene Luft, die aus den Geräten ausströmt, könnte auch negative körperliche Folgen haben.” Schwachsinn. Das gilt ggf. für Klimaanlagen, die hier nicht Thema sind. Für Ventilatoren gilt dieser Satz nicht. Zum einen ändern Ventilatoren nichts an der Luftfeuchtigkeit (sie bewegen die Luft nur), zum anderen heizen sie sie streng genommen sogar auf (Motorabwärme und die Luftbewegung als solche). Der kühlende Effekt eines Ventilators besteht einzig und allein darin, die Verdunstung der Feuchtigkeit auf unserer Haut zu forcieren (Dampfschicht wegblasen) und damit die kühlende Wirkung der Verdunstung zu verstärken. Hätten wir keine Wasser auf der Haut, würde ein Ventilator keinen kühlenden Effekt haben.

Was die befürchtete Dehydrierung betrifft, haben sie natürlich recht, die Kühlung passiert über das Wasser, das aus dem Körper kommt. Und dieses Wunderding menschlicher Körper erschafft das Wasser auch nicht aus dem Nichts. Er kann nur das Wasser ausschwitzen, was er vorher aufgenommen und zwischengelagert hat. Da kann man natürlich die Gefahr des Dehydrationstotes an die Wand malen, man kann aber auch nur immer wieder den Tipp geben, dass bei Hitze im allgemeinen und bei Hitze mit bewegter Luft um einen herum im besonderen mehr getrunken werden muss. Die Menschen in Südkorea haben laut des Artikels auch ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Ventilator. Ein Aspekt, wo sich die Weisheit des fernen Ostens nicht zeigt.

Also: Wenn’s um Euch herum mal wieder so knackig heiß ist und ihr das ggf. vorher wisst: Ventilator benutzen, viel Wasser trinken, leichte Bewegung. Ist es doch ein wenig windig draußen, dann hilft das für einen schönen gepflegten Durchzug,  den man entspannt den ganzen Tag genießen sollte. Es ist nicht die Hitze, die für den menschlichen Körper schädlich ist, es ist die Behinderung des Schwitzens (durch stehende Luft und/oder fehlendes Wasser), was den Körper viel mehr zu schaffen macht!

Neubrandenburg kurios

Neubrandenburg ist schon manchmal eine komische Stadt. Ihr zu eigen ist Deutschlands meist befahrene Fußgängerzone. Das ist vermutlich pointierter als nachgewiesenerweise wahr, aber lustig.

Aber es gibt nicht nur das. Wenn man die Landkarte studiert, findet man im Stadtgebiet nicht nur eine Dorfstraße sondern im Norden auch eine Südstraße.

Und wenn wir dann von den Immobilien zu den Mobilien kommen, bleibt’s paradox. Bewegt man sich von besagter Südstraße in Richtung Stadtzentrum, kann es passieren, dass einem ein Stadtbus mit gleichem Ziel entgegenkommt. Planmäßig und mit Sinn.

Warum ich zu keinen Events gehe?

Vorweihnachtszeit ist auch eine Zeit der Events. Alles was  in Neubrandenburg zur Zeit los ist (Auszug) und das Umland teilweise nicht minder. Aktuell natürlich viele Adventsmärkte oder vergleichbare Ereignisse, die nur einen Tag stattfinden. Aber auch unterm Jahr gibt es immer wieder ein paar Sachen die regional interessant sind. Sachen im Speicher Woggersin oder auch die Feste in Alt Schwerin.

Es ist schön, dass diese Veranstaltungen so erfolgreich sind. Ganz unironisch. Aber das ist aus meiner Sicht genau das Problem: Menschenmassen, die sich auf die Wege zu den Veranstaltungsorten machen, alles ist überlaufen, man muss sich durch die Massen hindurchdrängeln und wenn man nicht spätestens eine halbe Stunde vor der jeweiligen Eröffnung da ist, braucht man es gar nicht mehr versuchen. Alles zugeparkt, verstopft oder – falls es was zu kaufen gibt – schon nix mehr da (oder nur noch ein sehr ausgesuchtes Sortiment).

Bei Tagesveranstaltungen kann man es auch mal am Nachmittag probieren, aber meist verschärft sich die Situation nur, inkl. der Beigabe von besonders liebenswürdigen Menschen (sehr ironiebeladen), die ihren Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle haben. Und da reicht manchmal schon ein Glas leicht aufgespriteter Kinderpunsch.

Wenn man das so liest, kann man einen ausgewachsenen Festmuffel hinter den Worten vermuten. Dem ist nur bedingt so. Aber Menschen in größeren Gruppen haben die Tendenz, mich zu nerven; vor allem, wenn mindestens einer von ihnen der Meinung ist, dass Alkohol zu einer Party dazugehört. Und nix verträgt, und das nicht weiß.

Für etwas mehr Misantrophie in der Welt!