Da steht einer der heißesten Tage des bisherigen Jahres bevor und sogenannte Fachleute und die, die sich dafür halten, streiten darüber, wie man die Hitze am besten übersteht. Da gibt es welche, die plädieren für Durchzug und Ventilatoren, dann gibts andere, die dringend vor den Luftbewegern warnen.
Der Mensch hat – mal so ganz grundsätzlich – eine eingebaute Klimaanlage, die bis zu Temperaturen von weit über 40°C einwandfrei funktioniert. Über xunddrölfzig kleine Schweißdrüsen am Körper sondert er Wasser ab, dass auf der Haut verdunstet und damit dem Körper Wärme entzieht. Der natürlichste aller Vorgänge und gar nicht schlimm. Und beinahe 100%ig funktional. Durch das Verdunsten entsteht beim ruhenden Körper rundum eine Dampfschicht, die eine weitere Verdunstung behindert. Also muss die Dampfschicht weg und alles ist gut.
Das Wasser für die Kühlung muss natürlich auch irgendwo her kommen. Für den kleinen Schweißausbruch zwischendurch reichen die körpereigenen Reserven, wenn aber quasi ständig geschwitzt wird, muss natürlich mehr Wasser über die Nahrung bzw. einfach so durch Trinken nachgeliefert werden. Eigentlich trivial. Da steigt der Wasserbedarf von den üblichen anderthalb bis 2 Liter pro Tag gern mal auf 3 oder 4 oder noch mehr Liter. Auch das ist völlig normal. Da sollte man also auch drauf achten. Und trinken. Und sich dabei nicht selber im Weg stehen. “Soviel kann ich gar nicht trinken” ist Ausdruck von psychosomatischen Störungen und sollten im Sinne der Gesundheit schnell überwunden werden (mal halbwegs gesunde Menschen vorausgesetzt). Noch bescheuerter ist allerdings die Äußerung: “Ich trinke mal nicht so viel, weil ich sonst so viel schwitze.” Und sich dann über Beschwerden wie Hitzschlag und ähnlichem wundern. Alles schon erlebt bei Menschen in meiner Umgebung.
Nun ist es nicht jedem gegeben, sich hinreichend zu bewegen, dass die ihn umgebende Dampfschicht immer wegtransportiert wird, was für die Funktion der menschlichen Klimaanlage zwingend notwendig ist. Nun ist Bewegung aber relativ (ich muss da mal ein wenig den Physiklehrer raushängen lassen). Wenn sich also der Mensch nicht in der ruhenden Luft bewegen kann, muss ich um den ruhenden Menschen eben die Luft bewegen. So einfach ist das. Dabei ist es relativ egal, ob es der Wind selber ist, der die Luft bewegt oder ob es durch einen Ventilator passiert oder mittels Durchzug. Letzterer ist übrigens auch weniger tötlich als man denkt. Wer sich natürlich beim kleinsten Lüftchen verkrampft (ob nun bewusst oder unbewusst), braucht sich nicht zu wundern, wenn er einen steifen Hals oder Spannungskopfschmerzen bekommt. Auch alles nur psychosomatisch.
Jörg Kachelmann hat sich im oben verlinkten Video schon ausreichend über die “Todesgefahr durch Durchzug” geäußert. (Das war ironisch.) Was mir bei seinen Äußerungen ein bisschen fehlt, ist der Hinweis, dass zum guten Funktionieren der körpereigenen Klimaanlage nicht nur bewegte Luft um den Menschen gehört sondern auch vermehrte Wasserzufuhr, gern auch mit einem kleinen Spritz Geschmack durch Saft oder gute Limo. Aber nicht mehr als im Verhältnis 1:5. Dann übersteht man den Durchzug auch lebend und wohlbehalten.
Etwas mehr hanebüchenen Unsinn hat futurezone.de – bisher von mir eigentlich gut geschätzt – verzapft. Hier werden Experten zitiert, die vor dem Ventilatoreneinsatz bei über 35°C warnen. Sie können Hitzeschäden verursachen, den Menschen dehydrieren. Außerdem scheinen sie Ventilatoren und Klimaanlagen in einen Topf geschmissen zu haben. Folgender Satz bezieht sich im Kontext betrachtet auf Ventilatoren: “Die kalte und vor allem trockene Luft, die aus den Geräten ausströmt, könnte auch negative körperliche Folgen haben.” Schwachsinn. Das gilt ggf. für Klimaanlagen, die hier nicht Thema sind. Für Ventilatoren gilt dieser Satz nicht. Zum einen ändern Ventilatoren nichts an der Luftfeuchtigkeit (sie bewegen die Luft nur), zum anderen heizen sie sie streng genommen sogar auf (Motorabwärme und die Luftbewegung als solche). Der kühlende Effekt eines Ventilators besteht einzig und allein darin, die Verdunstung der Feuchtigkeit auf unserer Haut zu forcieren (Dampfschicht wegblasen) und damit die kühlende Wirkung der Verdunstung zu verstärken. Hätten wir keine Wasser auf der Haut, würde ein Ventilator keinen kühlenden Effekt haben.
Was die befürchtete Dehydrierung betrifft, haben sie natürlich recht, die Kühlung passiert über das Wasser, das aus dem Körper kommt. Und dieses Wunderding menschlicher Körper erschafft das Wasser auch nicht aus dem Nichts. Er kann nur das Wasser ausschwitzen, was er vorher aufgenommen und zwischengelagert hat. Da kann man natürlich die Gefahr des Dehydrationstotes an die Wand malen, man kann aber auch nur immer wieder den Tipp geben, dass bei Hitze im allgemeinen und bei Hitze mit bewegter Luft um einen herum im besonderen mehr getrunken werden muss. Die Menschen in Südkorea haben laut des Artikels auch ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Ventilator. Ein Aspekt, wo sich die Weisheit des fernen Ostens nicht zeigt.
Also: Wenn’s um Euch herum mal wieder so knackig heiß ist und ihr das ggf. vorher wisst: Ventilator benutzen, viel Wasser trinken, leichte Bewegung. Ist es doch ein wenig windig draußen, dann hilft das für einen schönen gepflegten Durchzug, den man entspannt den ganzen Tag genießen sollte. Es ist nicht die Hitze, die für den menschlichen Körper schädlich ist, es ist die Behinderung des Schwitzens (durch stehende Luft und/oder fehlendes Wasser), was den Körper viel mehr zu schaffen macht!