Ventilierter Blödsinn

Dieser Tage beherrschen die angekündigten hohen Temperaturen der nächsten Tage die Journalie und manch Hirnzwerg die entsprechenden Ratgeberredaktionen. Thema: Wie kann man auf einfache Art Linderung erzielen, wenn die Außentemperaturen die 30°C-Marke nach oben durchbrechen? Quell des Blödsinns: Der Ventilator. Und die Idee, mit ihm ein Zimmer zu kühlen. Deswegen zwei wichtige Gedanken zum Miefquirl, die sich gegenseitig auszuschließen scheinen. Trotzdem ist er ein wichtiges Mittel, das persönliche Wohlbefinden bei Hitze zu erhöhen.

Der Ventilator erwärmt die Luft um ihn herum.

Letztendlich erzeugt ein Ventilator genauso viel Wärme wie ein Heizstrahler mit der gleichen Leistungsaufnahme, da die gesamte elektrische Energie, die er aufnimmt in Wärme umgewandelt wird (teilweise mit dem Umweg über die Bewegungsenergie der Luft, die er beschleunigt). Mein Ventilator hat einen Anschlusswert von 50 W, die er im Betrieb in Wärme umwandelt. In etwa mit der gleichen Effizient wie eine Glühbirne der gleichen Leistung. Dabei hat der Ventilator noch den Vorteil, dass er die erzeugte Wärme gut im ganzen Raum verteilt, da er ja die Luft bewegt. Ihn als Zimmerheizung zu verwenden, wird aber auch nichts bringen, wobei der Vergleich zu einem klassischen Heizstrahler mit >2000W Anschlussleistung als Vergleich ausreichen sollte. Wenn man 40 Ventilatoren hätte, könnte es allerdings klappen. 😉

Es ist also absolut hirnrissig zu behaupten, ein Ventilator kühlt einen Raum ab. Das ist nicht seine Aufgabe. Vielleicht könnte er dabei helfen, die Luft aus einem kühleren Raum in einen wärmeren zu transportieren, dann muss man ihn aber im kühlen Raum auf den Boden stellen, und von dort aus die Luft nach oben in den warmen Raum schießen … Ob dafür die Wirbel, die so ein Gerät erzeugt, überhaupt taugen, wage ich mal zu bezweifeln.

Der Ventilator hilft, einen kühlen Kopf (und Körper) zu behalten.

Die wichtige und ureigenste Aufgabe eines Ventilators ist es, Luft zu bewegen. Und genau das ist es, was seine wichtige Hilfeleistung bei Hitze ausmacht. Allerdings heißt das aber auch, dass die gleiche Aufgabe auch ein gepflegter Durchzug oder ein steter Wind erzielen kann.

Wie kann also ein Ventilator oder ganz allgemein Luftbewegung unserem Körper helfen, kühl zu bleiben? Wie funktioniert die körpereigene Klimaanlage und wo greift die Luftbewegung helfend ein?

Wenn unserem Körper zu warm wird, versucht er die Temperatur mittels Schwitzen zu regulieren. Dabei wird auf die Hautoberfläche Wasser ausgeschieden, dass dort verdunstet. Dieser Verdunstungsprozess (also die Umwandlung von Wasser in Dampf bei unter 100°C) braucht Energie, die der Haut entzogen wird, die entsprechenden Hautpartien sind kühler. Wer nicht schwitzt, kann sich auch mit ein wenig Wasser besprühen, ist funktional das gleiche.

Nun hat Dampf aber eine wärmeisolierende Wirkung. Wer erinnert sich nicht an den Wassertropfen auf der heißen Herdplatte, der darauf herumsprang, aber nicht verdampfte. Hier isolierte eine kleine Wasserdampfschicht den Tropfen von der Herdplatte und die große Hitze kam nicht ins Wasser. Wenn der Schweiß verdunstet, sind wir quasi von einer Dampfschicht umnebelt. Die Luftfeuchtigkeit um uns herum ist stark erhöht, die Luft kann keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen. Der Körper sondert doch Schweiß aber, aber er verdunstet nicht, der Kühleffekt bleibt aus.

Und genau hier kommt der Ventilator ins Spiel: Der bläst die mit Wasser gesättigte Luft um uns herum weg, die ausgewechselte Luft kann wieder Wasser aufnehmen, der Schweiß verdunstet und kühlt unseren Körper. Und schon fühlen wir uns wieder wohl. Wichtig ist also, dass sich die Luft um uns herum bewegt. Entweder, wir bewegen uns selber, oder es helfen ein Ventilator, Durchzug, eine luftige Terrasse oder was auch immer. Aber wir sollten auch an regelmäßige Flüssigkeitszufuhr denken. Wenn der Tank der Klimaanlage leer ist, kühlt sie eben auch nicht mehr und wir fühlen uns wieder unwohl.

Wie sieht es eigentlich mit den Tipps von wegen geschlossener Fenster und/oder Lüften aus? Hat schon mal jemand in den Tropen jemand ursprüngliche Häuser von Eingeborenen gesehen, die Fenster haben? Öffnungen ja. Vorhänge ggf. auch. Aber Fenster, die man schließen kann? Und die kennen sich mit Hitze besser aus als wir. Wer sich aber nicht davon trennen möchte, bei Hitze seine Räume zu verrammeln, sollte sich für wenig Geld eine Thermometer-/Hygrometer-Kombination mit Außensensor für beide Werte zulegen. Der Außensensor sollte fachgerecht (schattig, luftig) installiert werden. Und wenn dann der Innensensor entweder bei Temperatur oder bei Luftfeuchtigkeit einen höheren Wert als der Außensensor anzeigt, dann gilt es, alle(!) Fenster aufzureißen.

Durchzug hat noch niemanden umgebracht!

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