Man kann es so oder so sehen, aber bald nicht mehr

Der gestrige Fernsehabend überraschte die Nation mit dem angekündigten Ende von “Wetten, dass …” Die passenden Webseiten sind am Sonntag von dieser Meldung, habe ich jedenfalls gelesen. Das große Flagschiff der Fernsehunterhaltung geht damit zum Jahresende unter.

Die Begründung durch das ZDF ist vorhersehbar neutral: “Der Rückgang der Zuschauerzahlen zeigt, dass sich die Sehgewohnheiten verändert haben und das Format an Anziehungskraft verloren hat.” Das kann man so sehen, man kann es vermutlich auch anders sehen.

Während die Sendung mit Thomas Gottschalk und Frank Elstner zwei Konsensmoderatoren hatte, was für diese Art von Show eine hervorragende Wahl ist, polarisiert Markus Lanz seine Zuschauer. Dadurch sinkt die Quote schon mal ganz von allein.

Es ist vermutlich müßig, sich Gedanken darüber zu machen, ob ein/e andere/r Moderator/in es besser gemacht hätte. Anders wäre es auf jeden Fall geworden. Vielleicht war die Sendung auch ihrem Vorgänger zu ähnlich, und die Änderungen mit dem Moderatorenwechsel zu gering. Wer weiß.

Peinlich, peinlich – Es war nicht alles schlecht

“Wetten, dass …” kommt wieder. Am kommenden Sonnabend hat die aufgefrischte ZDF-Sendung ihr Comeback, moderiert wird sie von Markus Lanz. So weit, so bekannt. Damit auch wirklich möglichst viele Zuschauer dem Spektakel am Fernsehschirm folgen, wird schon mal die Werbetrommel gerührt. Allzu menschliches (Lanz hat Alpträume) wird begleitet durch Querschläge anderer “Promies” und “Fachleute”.

Aber nicht nur der Moderator ist neu, auch die Bühne soll es sein. Das Sofa ist mit Thommy gegangen, die Show soll wohl auch etwas kleiner sein. Bewährtes wurde erhalten. So sollen nach wie vor Wetten den Schwerpunkt der Sendung bilden. Eine davon ist die “Stadtwette”, Lanz wettet gegen die Stadt, die den Saal für die Show stellt. Zu seiner Premiere ist schon etwas über genau diese Stadtwette durchgesickert. Ob das dann am Sonnabend wirklich so passiert, ist eine völlig andere Frage, herrscht doch naturbedingt Geheimniskrämerei.

Düsseldorf ist der Austragungsort sowohl der Show als auch Herkunftsort der Toten Hosen. Wenn da sich nicht etwas draus stricken ließe, werden sich die Macher der Samstagabendunterhaltung gedacht haben. Hatten die Toten Hosen nicht mal ein Plattencover, dass nackte Frauen auf einer Wiese in Düsseldorf zeigt? Da lässt sich doch eine Wette drauß stricken: Wetten, dass es die Düsseldorfer nicht schaffen, 500 nackte Menschen zusammen zu treiben, die sich dann, barfuß bis zum Hals, auf der Wiese vor dem NRW-Landtag aufhalten. Oder so.

Irgendwie erinnert das ein wenig an Fernsehunterhaltung am Samstagabend von vor 25 Jahren, wenn die Damen des DDR-Fernseh-Balletts durch den Kessel Buntes getanzt sind. Immerhin war der Friedrichstadtpalast geheizt und keine oktoberfrische Düsseldorfer Wiese. Die Aufregung hielt sich in Grenzen, schade nur, dass es damals noch kein HD-Fernsehen gab, damit man richtig gucken konnte.

Heute gehört nackte Haut aber nicht ins Fernsehen; die Politik, der Wächter von Anstand und Moral, schreit Zeter und Mordio.

Düsseldorfs Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) findet die Wettidee “saublöd”. Das Niveau der Stadtwette passe nicht zum “hohen Niveau der Stadt Düsseldorf”, sagte die FDP-Politikerin der “Welt”. (aus welt.de)

Oder auch:

“Eine Nackt-Wette in der Nähe des NRW-Parlaments halte ich für völlig unangemessen”, sagte NRW-Landtagsvizepräsident Eckhard Uhlenberg (CDU) der “Rheinischen Post”. “Ich bin erstaunt darüber, welche Blüten das gebührenfinanzierte Fernsehen hier wieder treibt.” (dortselbst)

Liebe Politiker, habt ihr nichts wichtiges zu tun? Alle Probleme gelöst? Altersarmut? ESM? Umwelt? Regt ihr euch immer über ungelegte Eier auf, die so, wie es momentan kolportiert wird, sowieso nicht stattfinden, da es in der Natur der Sache liegt, dass a) Promotion für die Sendung gemacht wird und b) die Wetten geheim sind, damit man sich nicht drauf vorbereiten kann?

“Hohes Niveau der Stadt Düsseldorf” … Das war aber mit Anlauf von einer Anhöhe in den Fettnapf gesprungen. Nur, weil es in dem Dorf eine der teuersten Straßen Deutschlands existiert, sagt das noch lange nichts über das Niveau. Meist wird mit preisintensiven Verpackungen nur niveaulose Leere kaschiert.