Manchmal kann man ja nur mit den Ohren schlackern, wenn man über das nachdenkt, was man so hört. Wofür so alles Geld ausgegeben wird, darf dann auch mal hinterfragt werden. Oder will man das gar nicht? Ist es besser so, wenn es so läuft, wie es läuft?
Alles fing mit einem Anruf an, und weil es dabei um ein Praktikum ging, landete das Gespräch bei mir. Ein medial nicht unbeleckter Mensch, aus was für einer Situation auch immer kommend, wurde in so einer Art Wiedereingliederung im Auftrage bzw. in Zusammenarbeit mit der hiesigen Arbeitsagentur durch einen Verein betreut. Davon gibt es ja einige. Meine „Firma“ hat schon einige Erfahrungen mit derartigen Praktika. Salopp ausgedrückt geht es darum, mit dem vorher länger nicht im Berufsleben gestandenen Praktikanten/der Praktikantin an den geregelten Tagesablauf eines Arbeitnehmers heranzuführen und ihn/sie auch mit den Anforderungen eines Jobs wieder in Verbindung zubringen. So weit, so gut.
Die durch die Vereine betreuten Menschen sind angehalten, sich auch das eine oder andere Praktikum zu organisieren, damit sie ins Berufsleben reinschnuppern können. Und vielleicht ergibt sich ja auch ein Jobangebot, wenn die Sterne ganz besonders günstig stehen. Suchen oder finden sie keinen Praktikumsplatz, übernehmen die Vereine die Aufgabe, deren Werktagen eine Struktur zu geben. Dann wird ausgiebig Kaffee getrunken, gebastelt, Sport getrieben und sich gegenseitig Quark ins Gesicht geschmiert, was thematisch irgendwie unter Hygiene und Kosmetik fiel. Und wir reden immer noch von Erwachsenen … Vielleicht ist dieses Betreuungsprogramm auch nur dazu da, die Leute in die Praktika zu treiben.
Aber irgendwie glauben kann ich diese These auch nicht. Kaum hatte der oben erwähnte potenzielle Praktikant meine „Firma“ als Praktikumsstelle gefunden, wurde ihm durch den Verein dieses untersagt. Komisch. Nun gehörte dieser Mensch offenbar zur Generation „irgendwas mit Medien“ und hatte auf dem Gebiet einschlägige Erfahrungen, durfte dann aber bei einem der sicher nicht so zahlreich in der Region vorkommenden Medienunternehmen nicht sein Praktikum absolvieren. Statt dessen sollte er übrigens in einem Baumarkt, einer Einrichtung, ohne die zahlreiche Bürger sicher nicht auskommen, ein Praktikum absolvieren; er selbst hatte in seinem Leben aber einen großen Bogen darum gemacht. Das war nicht seine Welt.
Die Sache schien irgendwie abgeschlossen zu sein. Doch plötzlich noch ein Anruf: Der Verein hat einem Praktikum in meiner „Firma“ doch zugestimmt; wenn auch nur unter einer Bedingung: Der Unterschrift unter einer Art Einstellungsverpflichtung. Was nichts anderes hieß: Wir sollten VOR dem Beginn des Praktikums eine Art Verpflichtungserklärung unterschreiben, dass wir den Praktikanten im Anschluss an sein Praktikum als Mitarbeiter übernehmen? WER UNTERSCHREIBT DENN SOWAS? Welches lebensfremde Hirn denkt sich sowas aus?