Nichts ist ernüchternder als Nichtachtung. Als Blogger schreibe ich natürlich nicht nur in meine eigenen Blogs, sondern kommentiere auch gern andere Beiträge. So weit, so normal. Und dabei gehöre ich auch zu den Schreiberlingen, die auch in diese Kommentare etwas Geist einfließen lassen. In etwa so, wie auch in den eigenen Blogbeiträgen.
Etwas enttäuschend ist nur, wenn der Kommentar dann nicht veröffentlicht wird und auch Nachfragen offensichtlich versanden. Wobei ich da dem Blogautor selbst nicht allein in die Verantwortung für nehme. Zum einen ist es sein gutes Recht, Kommentare auch aus beliebigen Gründen nicht zu veröffentlichen, schließlich ist es sein Blog. Nur könnte das den Kommentator als Leser verscheuchen, was schade wäre. Zum anderen gibt es in der Blogsoftware auch Spamfilter, die Spamkommentare rausfiltern (ein Problem, dass ich auch kenne). Und wenn da mein Kommentar als Spam herausflog, könnte das der Blogautor übersehen haben und mein Kommentar ging so verschutt, genau wie meine Nachfrage. Warum auch immer.
Da ich aber doch ein wenig Esprit in meinen Kommentar gab und der nicht verschwendet sein soll, möchte ich ihn hier veröffentlichen. Und hinter diesem Link verbirgt sich der auslösende Artikel, der meinen Kommentar verschluckte. Den sollte man zum Verständnis vorher lesen. 😉
Darauf kommentierte ich:
Enttäuscht bin ich. Regelrecht enttäuscht. Da lese ich den ersten Absatz und erwarte etwas über Burger. Aber was werde ich? Geführt in die Irrungen und Wirrungen des “Journalismus”. Der erste Absatz ist genauso irreführend wie manche B***-Überschriften, die mit dem darunter stehenden Artikel meist nicht viel gemein haben, die Aussagen zwischen Überschrift und Artikel sollen sogar schon diametral auseinander gestanden haben.
Aber hier! Da erwarte ich, dass die Burger auseinander genommen werden. Sie scheinen ja durchaus Mode zu sein. In urbanen Zentren schießen die Burger-Läden wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden und die Kochblogs quellen förmlich über mit Rezepten: Hamburger, Cheeseburger, Pulled-Pork-Burger, Hähnchenburger, Tofuburger, Bioburger, Pastramiburger, Pilzburger, Wildburger, Fischburger, Salamiburger (ach nee, das war nur eine Klappstulle mit Wurst und Salat), Hirschburger, Kasslerburger, Fleischbrätburger (ach nee, das war die Leberkässemmel), Kürbisburger, Spargelburger usw. usf.
Und was kommt? Nichts! Nur eine Kritik am Online-Journalismus. Wobei: Bei der angesprochenen Contentkrönung verkommt der Journalismus zur Datenverarbeitung bzw. -erfassung. Reinkommende Infos werden ans eigene System angepasst und wieder raus geschossen. Das hat mit Journalismus genauso viel zu tun wie Durchfall mit einer geregelten Verdauung.
Auf meinem Kaffeebecher stand neulich „Caution – Contents Hot!“ Das sei den (angehenden) Profischreiberlingen ins Stammbuch geschrieben: Content ist nix weiter als heißer Kaffee, der schnell abkühlt. Um richtigen Eindruck bei den Lesern zu hinterlassen braucht es schon etwas mehr.
Vielleicht bin ich ja auch in die Ironie-Falle des Internets gefallen. Eine alte (relativ alt im Vergleich zum Internet) Lehrmeinung besagt: “Ironie im Internet funktioniert nicht.”
Lieber Dirk Pohlmann,
der Kommentar ist bei mir in der Tat nie angekommen. Jetzt aber das Pingback, seltsamerweise. Diese Technik. Blöd, sowas. Bringt mich jetzt auch zu der Frage, was sonst noch alles nicht ankommt? *grübel*
Noch kurz zur Sache: Das Konzept meines Blogs Quarkundso.de ist dezidiert auf Medien und die Darstellung und Reflexion von Ernährungsthemen dort. Deshalb die Kritik am Online-Journalismus und am STERN, aber leider ging dann nichts mehr rein über Burger. Dazu reichte der Platz nicht mehr, ich bekomme sowieso immer Klagen über meine viel zu langen Texte… aber ehrlich – über Burger schreibe ich garantiert nochmal was. Daher nehme ich Ihren Kommentar und Ihre Enttäuschung als Ansporn.
Danke und viele Grüße
Johanna Bayer
Es ist wirklich schwierig, in schriftlicher Form und ohne Hintergrundwissen Ironie herüber zu bringen. Mimik und Gestik fehlen eben, die uns das erkennen beim Gegenüber möglich machen. Smilies und Emojis sind kein wirklicher Ersatz, verharmlosen die Aussage eher oder hauen mit der Sensibilität eines Holzhammers dazwischen. Noch schlimmer ist nur, wenn die Ironie dann noch erklärt wird.
Letztendlich habe ich mit meiner “Enttäuschung” nur das Thema des Beitrages aufgegriffen und die geäußerte Kritik in Form gegossen, um sie zu bestätigen und zu verstärken. Soweit zumindest mein Ansatz. Offensichtlich ist mir das weniger gut gelungen als in meiner Vorstellung. Ich werde also noch ein wenig an meinem Kommentierstil arbeiten.
Immerhin sei noch erwähnt, dass meine “Enttäuschung” nur eine gespielte solche gewesen ist, ich lese Ihre Texte trotz deren Länge gern.