Diese kleinen rechteckigen Gehirnexpander bekommen auch immer mehr Funktionen; oder sollte es besser Aufgaben heißen? Wobei “Gehirnexpander” eigentlich der falsche Begriff ist. Der klassische Expander trainiert ja (und rasiert das Brusthaar), das Smartphone ist eher in die Gegenrichtung unterwegs. Und was man mittlerweile alles damit machen kann/soll!
Essen bestellen, Zugang zum Auto ermöglichen, Auto bestellen, Leihfahrrad freischalten, Routenplanung, Bankgeschäfte, Bankgeschäfte absichern, Buchhaltung, Versicherungen vergleichen, bezahlen, online einkaufen, chatten, fotografieren, Bilder teilen und veröffentlichen, soziale Netzwerke nutzen, unterhalten, diverse Preisvergleiche, Makler, Handwerker, Autoverkäufer oder -vermieter, Glücksspiel, Wetten, Börse, Kalender, Arbeits- und Lebensplanung, Einkaufshilfe, Haushaltshilfe, Kram verkaufen, telefonieren (soll auch noch gehen), mittels Messengern kommunizieren, Videokonferenzen, … usw. usf. Die Liste ließe sich sicher noch meterweise verlängern.
Es sind schon kleine Tausendsassas, diese elektronischen Wunderwerke. Wobei so verwunderlich ist das alles eigentlich nicht. Letztendlich ist das alles nur ein Ergebnis des Zusammenspiels zwischen einer programmierbaren Hardware und einem Netzwerk, das dahinter steht und in dem die Vielfalt eigentlich stattfindet. Das Smartphone ist letztendlich nur Bildschirm und Bedienelement, der Rest findet “im Netz” statt. Mit allen Vor- und Nachteilen.
Stellt sich nur die Frage: Mit wie vielen Smartphones sollte mensch eigentlich rumlaufen? Natürlich kann das alles auch nur auf einem Gerät stattfinden, aber sollte es das auch? Dass uns die kleinen Helferlein zu gläsernen Menschen machen (rein datentechnisch), scheint vielen bereits wieder aus dem Bewusstsein zu fallen bzw. wird erfolgreich verdrängt oder ignoriert. Das war mal eine Weile mehr Modethema, sollte es aber auch immer noch sein, denn: Besser geworden ist die Situation nicht. Und entsprechende Warnungen verhallen ungehört, weil ja auch alles so schön praktisch ist. Alles in einer Hand zu haben. Bzw. in einem Gerät. Der Vorteil der Hand ist da noch, dass die wenigstens angewachsen ist. Aber das Smartphone. Panikattacken bei Verlust oder einfach nur beim Wechsel auf ein neueres Gerät inklusive.
Vor einiger Zeit habe ich mal die dringende Empfehlung gelesen, dass bspw. die App für Bankgeschäfte und die App für die Absicherung mittels mTAN nicht auf dem selben Gerät laufen sollten. Also bräuchte jede/r Smartphonebankingappnutzer/in eigentlich schon mal zwei Smartphones. Wäre jedenfalls sicherer. Das Gerät für Messenger und Kommunikation in sozialen Netzwerken würde ich beispielsweise auch trennen von allen anderem, speziell auch Bankgeschäfte oder Shopping, wobei: letzteres beides auf dem gleichen Smartphone? Ich weiß nicht. Oder das Gerät auch als Türöffner beim Auto? Ich möchte das nicht. Mittelfristig steht bei mir der Neuerwerb eines solchen Vehikels an, und alle Modelle, die ohne Schlüssel auskommen, sind automatisch schon mal bei der Vorauswahl ausgeschieden.
Einfach alles über das Smartphone regeln ist zu einfach, um wirklich gut zu sein. Ich möchte nicht, dass das Gerät der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens ist. Und ich möchte nicht, dass die Firmen, die alle Zugriff auf die Daten auf meinem Smartphone haben (ich weiß nicht, ob ich das mit “hunderte” nicht ggf. untertreibe), wirklich alles von mir wissen sollen. Ein paar Lücken in den Datenprofilen dürfen ruhig sein. Immerhin habe und nutze ich auch ein Smartphone und bin nicht so blauäugig zu glauben, dass nicht schon diverse elektronische Profile von mir existieren (wie von jedem anderen Smartphonebesitzer auch). Ich bin mir auch relativ sicher, dass diese Profile nicht von allen Nutzer/inne/n gleichzeitig verfolgt werden können. Aber die Basisdaten sind vorhanden und wenn jemand in den Fokus rückt, dann ist die gezielte Auswertung auch kein Problem mehr. Und immer dran denken: Was man nicht mit Geld bezahlt, bezahlt man mit seinen Daten. Wobei die Umkehrung höchstwahrscheinlich nicht gilt. Auch bei Apps, die man bezahlt, ist man vor dem Datenabfluss nicht sicher.
Bankgeheimnis? Ha! Ausgehebelt. Privatsphäre? Was bitte? Unverletzlichkeit der der Wohnung? Ha ha! Danach frag’ mal Siri oder Alexa! Telefongeheimnis? Hoffen wir mal.
Und Du glaubst, du hast es unter Kontrolle? Du hast die Ortung ab-, das Mikrofon stumm- und die Kamera blindgeschaltet? Hast Du Dich dabei mal beobachtet? Du bist die in die Systemeinstellungen Deines Smartphones gegangen und hast da auf eine Grafik getippt, die dann ein anderes Aussehen angenommen hat. Die Wirkung hast Du ausgelöst. Aber ob Du damit auch – wie bspw. beabsichtigt – die Ortungsfunktion deaktiviert hast, ist eher eine Sache des Vertrauens in den Hersteller von Smartphone oder dessen Betriebssystem. Aber, ob Du wirklich etwas bewirkt hast außer der Änderung der Grafik?
Sollte ich jetzt etwas phobisch rübergekommen sein, so ist das nachvollziehbar, aber nicht beabsichtigt. Zugegeben, vielleicht ist es auch alles gar nicht so. Die kostenlosen Apps kommen von anonymen Wohltätern und werden wegen deren Liebe an die Menschheit verschenkt. Die Erfahrung zeigt aber, dass das, was geht, meist auch genutzt wird. Moral hin oder her.