Schnittmengen in der Logik – Haar in der Suppe

Die Werbung, vor allem auch im Fernsehen, hat eine gewisse Bildsprache. Weiße Wäsche, so unmodisch sie auch immer sein mag, steht für Reinlichkeit, ähnlich wie in der Sage steht der Fuchs für Schläue, lächelnde Gesichter stehen für Lebensfreude usw. usf. (oder für Lateiner: etc. pp.). Eine Schere steht im Allgemeinen dafür, dass man etwas abschneiden kann/soll/muss.

Nun interessiert mich Werbung für Haarspülungen, vor allem, wenn sie langhaarige Frauen ansprechen soll, eher weniger. Aber ein altbewährtes Sujet eines entsprechenden Spots geht mir nicht aus dem Kopf. Das Bild, dass da verwendet wird, gibt es gefühlt schon seit den 1980er Jahren, immer wieder frisch aufgenommen. Seit damals beschleicht mich das Gefühl, dass damit etwas nicht stimmt. Die Frage ist nur: Stimmt was am Sujet nicht oder an meiner Logik?

Defektes Haar soll sich entweder mit der Spülung reparieren lassen oder soll abgeschnitten werden. Soweit, so gut. Nun wird aber zum Schluss die Schere zerbrochen, was für mich ein Bild dafür wäre, dass man nichts abschneiden muss. Der zu hörende Text lautet aber “Entweder … (Bild von Schere beim Zerbrochenwerden) oder … (Bild der Spülung)”. Also: Entweder müssen die Haare NICHT abgeschnitten werden, oder man nehme die Spülung. Negieren wir den ersten Teil der Aussage, wird aus der entweder-oder-Verknüpfung (Antivalenz) eine und-Verknüpfung (Konjunktion), damit die Aussage als ganzes wahr bleibt. Also soll man die Haare mit der Spülung behandeln UND abschneiden. Warum dann noch spülen?