Wenn ich es mir richtig überlege, vermute ich bzw. fürchte ich sogar, dass ich andersartige Neigungen oder perverse Vorlieben habe. Manchmal habe ich sogar vor mir selber Angst. Aber was will ich machen? Ich bin nunmal wie ich bin. Von allem viel, und immer nur das beste – eine schöne Vision, aber darin liegt wohl das verkorkste.
Nehmen wir zum Beispiel das Fernsehen. Dessen Image ist zwar denkbar schlecht, aber es gibt immer noch die eine oder andere gute Sendung, sozusagen die Perlen zwischen den Säuen. Dafür (meist sind die dann bei den öffentlich-rechtlichen) zahlt man doch gern seine Rundfunkgebühren. Aber auch hier gibt es viel Schatten.
Gerade die öffentlich-rechtlichen Sender können und müssen es sich leisten, ihre Zuschauer umfassend zu informieren und bei den wirklich wichtigen Sachen im Leben Aufklärung zu liefern. Dazu klären sie über Zusammenhänge oder auch Missstände auf, bringen unterschiedliche Meinungen zusammen und bieten sie mediumgerecht aufbereitet dar. Entsprechend arbeitende Magazine gibt es einige, die sich teilweise auch auf die Teilbereiche spezialisiert haben. Politik, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft, Geld, Gesundheit u.v.a.m. sind auffindbar.
Die Frage ist nur, wie diese mediumgerechte Aufbereitung aussehen kann. Wie können die Ergebnisse investigativer Recherche, tiefgehender Interviews, aufklärender Tests und einordnender Systematisierung zum Beispiel fernsehtauglich umgesetzt und den Zuschauern dargeboten werden? Die Antwort ist einfach: Als Unterhaltungsshow vor Publikumskulisse mit Szenenapplaus und allerlei Effekten, dramatisierenden Jinglen und Musikunterlagen, populistischer Produkt-Battles und einem Buchhalter als Moderator.
Wenn ihr jetzt denkt, was ist das für ein Blödsinn, dann empfehle ich mal das wirtschafts- und sozialpolitische Magazin des ZDF “WISO”, dortselbst montags um 19:25 Uhr zu sehen. Natürlich weiß ich, dass es das in der Form schon eine ganze Weile gibt, aber mir fiel es jetzt unangenehm auf, weil ich nicht so der Magazinschauer bin und nach der Sendungsansicht auch nicht werde. Man fragt sich unwillkührlich, für wen diese Sendung gemacht wird.
Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, blieb ich dran, um mir das ganze Grauen anzutun. Der angekündigte Produkttest interessierte mich inhaltlich, die dargebotene Form war so 1987, ich war mehrfach drauf und dran, doch wegzuschalten. Natürlich wurde vor dem alles entscheidenden letzten, man möchte fast sagen: finalen, Aspekttest, Werbung gezeigt. Alles in allem wurde ich das Gefühl nicht los, dass bei Verzicht auf die Showeffekte und das Publikum (wegfallende Beifallszeiten) mindestens ein weiteres Thema zeitlich sehr gut in die Sendung gepasst hätte.
Wenn Mittsechziger etwas für die jüngeren machen wollen und es dann wie für Mittfünfziger wirkt. Ziel erreicht.