Das hätte sich der in Neubrandenburg und Umgebung weltberühmte Kabarettist Silvio Witt auch nicht träumen lassen: Jahrelang begleitet er das Wirken von Dr. Paul Krüger, dem Oberbürgermeister der letzten 14 Jahre, durchaus kritisch, und nun besteht eine berechtigte Chance, dass er es mal besser machen kann.
Mit sage und schreibe 43% aller abgegebenen Stimmen vereint er als parteiloser Kandidat die meisten Wählerstimmen auf sich. Abgeschlagen die Mitbewerber:
- Silvio Witt (parteilos): 43,1%
- Torsten Koplin (Die Linke): 26,8%
- Dr. Diana Kuhk (CDU): 16,7%
- Michael Nötzel (parteilos): 8,9%
- Michael Stieber (SPD): 4,2%
- Manfred Pawlowski (FDP): 0,4%
Bei der Betrachtung diesen Ergebnisses kann man sich jetzt eine Reihe von Fragen stellen. Am wenigsten überraschend ist wohl das Ergebnis von Torsten Koplin. Manfred Pawlowski hätte man durchaus ein paar mehr Prozentpunkte zugetraut. Für das Abschneiden unseres ehemaligen Kreistagspräsidenten Michael Stieber fehlt mir das passende Adjektiv, Irgendwas zwischen erschreckend, enttäuschend, unverständlich, aber keins davon trifft es wirklich. Mich würde der Grund des Wählers interessieren. Ist es die grundsätzliche Schwäche der SPD in der Region, schwabt da noch etwas gestörtes Ansehen der Bundes-SPD mit hinein oder waren es doch die zwei Gesichter des Michael S., die uns von den Werbeplakaten einer- und von den Postkarten andererseits entgegenblickten.
Den Mutti-Merkel-Effekt konnte Dr. Diana Kuhk offensichtlich nicht für sich nutzen. Trotzdem stellt sich die Frage nach dem Grund für das unterdurchschnittliche Abschneiden der CDU-Kandidatin. Spielt bei einer Oberbürgermeisterwahl eher die Persönlichkeit eine Rolle als die Parteizugehörigkeit? Waren die 14 Jahre des bisherigen CDU-Oberbürgermeisters eine zu große Bürde? Fragen, auf die man sicher aus dem eigenen Gefühl heraus (oder aus der Meinung seiner Filterbubble) Antworten finden kann, ob sie an die Realität heranreichen, werden wir wohl nicht erfahren.
Mit seinen über 10000 Stimmen vereinte Silvio Witt die Mehrheit der zur Wahl gegangenen Neubrandenburger hinter sich. In der Finalrunde muss er sich aber nochmal gegen Torsten Koplin behaupten. Der Bürger ist also nochmal gefragt. Das jetzt vorgelegte Ergebnis nutzt bei der Stichwahl am 15. März nichts, nur die an dem Tag abgegebenen Stimmen bestimmen unseren neuen Oberbürgermeister. Und, wer weiß, vielleicht wird die Rache der “Stadttheater”-Zuschauer dann wahr, wenn es für Silvio Witt danach heißt: Nicht mehr meckern – selbst besser machen.