Wie ich es benennen möchte, was da gerade passiert, weiß ich nicht in Worte zu fassen. Irgendwas zwischen einem sehr ironisch betontem „Süüüüüßßßßßß“ bis zu einem „Hört auf mit der Bevormundung!“ Aber worum geht’s? Die Verbraucherzentrale Hamburg klagt gegen den Hersteller der Milka-Schokolade wegen Verbrauchertäuschung. Ökotest, taz, Horizont, DLF Nova (Audio), Wir sind Müritzer, lebensmittelklarheit.de und viele andere haben darüber berichtet. Da in vielen Schokoladenpackungen, in denen früher mal 100 g drin waren, nur noch 90 g drin ist und das nicht GROß auf der Packung steht, sieht man eine Verbrauchertäuschung und klagt deswegen. Sicher eher symbolisch oder als Stellvertreter für andere Produkte, denn diese Shrinkflation haben in den letzten Jahren einige durchgemacht.
Aber kann es sein, dass der Verbraucher (und natürlich auch seine Partnerin: die Verbraucherin) damit ein wenig entmündigt wird? Oder bevormundet? Oder was auch immer. Wird ihm immer mehr eigene Intelligenz und Aufmerksamkeit abgesprochen? Wird mit derartigen Musterprozessen nicht wieder nur an den Symptomen rumgedoktert als die Ursachen zu bekämpfen? Und freuen sich nicht andere Marken (gern auch vom gleichen Hersteller) über die Klage, weil sie dann fröhlicher weiter shrinkflationieren können, so ganz, ohne dass sie im Fokus der Aufmerksamkeit liegen? Und kommt mir jetzt nicht mit „Mit irgendwem muss man ja anfangen!“. Nein! Entweder alle, oder keinen, oder eben doch dem Verbraucher Mittel an die Hand geben, wie er nicht Opfer solchen Hersteller- bzw. Handelsverhaltens wird.
Für uns Verbrauchende heißt das, auch beim Einkaufen (oder wenigstens beim Einkaufen) mal den Gripskasten einzuschalten, die Brille zu putzen (so notwendig) und Produkte nicht nur nach der Frontseite, sondern nur noch nach der Rückseite einzukaufen. Da steht ja alles drauf! Meist recht klein, aber immerhin. Und wenn man es nicht lesen kann, dann wird das Produkt auch nicht gekauft! Punkt. Oder wenn einem nicht gefällt, was man liest. Das verringerte Gewicht zum Beispiel. Oder der hohe Zuckergehalt. Oder der verschwindet geringe Gehalt an den Zutaten, die vorn groß drauf abgebildet sind, aber letztendlich kaum drin sind. Es gibt viele Gründe, etwas nicht zu kaufen. Zumal es in den allermeisten Fällen auch um Produkte geht, die für die menschliche Ernährung überflüssig sind.
Sollte man den „Beschiss“ erst zu Hause mitbekommen: Das ist nicht schlimm. Zum einen kann man sich darüber freuen, dass man dadurch von den meist ungesunden Produkten weniger isst, weil die Packung kleiner ist. Wirklich viel Geld hat man dadurch aber nicht verloren. Wichtig ist danach aber, die Konsequenzen zu ziehen und das konsequent (deswegen heißen sie ja auch Konsequenzen). Und die sind? Ganz einfach: Das Produkt oder gleich die ganze Marke wird von der Einkaufsliste gestrichen. Letzteres ist meist einfacher, weil es gleich ganze Produktgruppen von der Liste streicht und man sich nicht die Details merken muss. „Milka“ steht bspw. schon seit langem auf meiner „No-Buy-Liste“, nicht erst wegen der aktuellen Ereignisse. Die Marke ist aber nicht die einzige.
Wieviele letztendlich drauf stehen, kann ich konkret nicht sagen, da es die Liste weder in physischer noch elektronischer Form gibt. Früher war es mal so eine Liste auf meiner Seite zur Radiosendung „RundumGenuss“ und später auf meiner Kochblogseite „Der Herdnerd„, aber da habe ich sie irgendwann rausgenommen. Ich kam mit der Aktualisierung nicht mehr nach. 😉 Es stehen sogar ganze Laden-Marken drauf, also Läden einer Kette, in die ich bewusst nicht gehe. Die Gründe für die Aufnahme auf die Liste sind so vielfältig wie die Marken selbst: Produktqualität, enttäuschender Service, nervende Werbung, …