… und jetzt zur Werbung

Für Bananen wurde auch schon lange nicht mehr geworben. Liegt das an ihrer guten Marktdurchdringung, der guten Nachfrage oder einfach nur  daran, dass ich einen unpassenden Einstieg in diesen Post gefunden habe? Zumal es nicht mal um Bananen geht, sondern eher ums Bananenprinzip, nach dem viele neue, gerade auf den Markt kommende Technik auf die mehr oder weniger geneigte Kundschaft losgelassen wird. Es könnte vermutlich auch das Avocado-Prinzip heißen. Beides ist nicht 100%-ig stimmig, aber verdeutlichen das „XYZ reift beim Kunden“ recht gut. Wobei es nicht berücksichtigt, dass es mittlerweile essreife Avocados gibt (meint Früchte, die eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit haben, reif zu sein) und ich bspw. die leicht grünlichen Bananen am liebsten mag.

Aber genug des Vorgeplänkels. Zur Gesamtsituation: Ich habe mir angewöhnt, Fernsehen über Waipu.TV zu schauen. Der Anbieter streamt eine ganze Mütz‘ voll TV-Sender und man bekommt mit dem geeigneten Paket auch ein paar Pay-TV-Spartensender, deren Angeboten einen interessieren. Außerdem ist vieles, gerade auch die großen Privaten, in HD, was mit dem Kabelanschluss nur mit Aufpreis möglich wäre. Den habe ich übrigens nicht gekündigt, er dient als Backup und bietet doch auch noch ein paar Programme mehr als Waipu.TV. Damit meine ich nicht die absolute Zahl, aber im Bereich des lokalen und regionalen (Privat-)Fernsehens schwächelt der Streamingdienst entscheidend. Außerdem fehlt mit beim Anbieter die Möglichkeit, Favoritenlisten (Mehrzahl beachten) anzulegen. Es gibt eine Favoriten-Funktion und die Möglichkeit, Sender komplett auszublenden. Was über den Weg übrig bleibt, würde ich aber gern in Themengruppen (Vollprogramme, Doku, Musik, Filme/Serien, Kram, Shopping, Kinderkram, …) sortieren. Bei ca. 300 Programmen (+/-) ein längst überfälliges Feature.

Was mir mittlerweile aufgefallen ist: Waipu.TV „personalisiert“ Werbung (zur Eigenheit, dass ich „personalisiert“ in „“ geschrieben habe, komme ich später). Welches Ausmaß das angenommen hat und welche Sender sich ihre Werbeblöcke (teilweise) auswechseln lassen, weiß ich nicht. Mir ist das erstmal nur bei von mir frequentierten Sendern aufgefallen. Die Frage ist, woran man das merkt? Ich mache es daran fest, dass Waipu.TV die dafür genutzte Technik noch nicht wirklich im Griff hat und Fehler passieren. Einerseits wiederholen sich Werbespots direkt hintereinander, andererseits klappt der Übergang vom Waipu.TV-Werbeblock zum Senderwerbeblock selten unbemerkt. Längere Schwarzbildphasen und „halbe“ Werbespots sind deutliche Zeichen dafür. Die letztliche Bestätigung gab es, als ich Programme im Secondscreen via KabelTV schaute. Dabei stellte ich zweierlei fest: Waipu.TV ist ganz schön hinterher. 30 bis 40 Sekunden laufen die Sendungen später als im Kabel. Und: Der Werbeblock fängt mit dem Waipu.TV-Block an und irgendwann laufen auf beiden Wegen die gleichen Spots, meist nach einem spürbaren Übergang.

Erinnert ihr euch noch an die Diskussion, dass die privaten TV-Anbieter ihre Werbeausspielung früher auch nicht so sehr gut im Griff hatten. Teilweise mitten im Satz oder mitten in einer Szene wurde unterbrochen, was den Ruf der Privat-TVs nicht wirklich verbesserte und die Leute zu den Streamingdiensten (genauer: zu ihren illegalen Vorgängern) trieb. Mittlerweile gehts bei den Privaten, wem aber das Feeling ein wenig fehlt, dem empfehle ich den Genuss von FAST-Channeln. Für alle die, die das Prinzip nicht kennen, sei es kurz erläutert (frei nach dem Eindruck, den ich beim Ansehen dieser Kanäle habe). Es gibt sie bei so ziemlich jedem Streamingdienst und sind kostenlos, da werbefinanziert. Die Werbespots kommen aber mit den Holzhammer in den Stream gedrückt. Ich stelle mir das so vor: Ein Content-Inhaber kübelt seinen Content (bspw. alle Folgen einer Serie wie „Top Gear“) in einen Serverordner, und klemmt einen Player mit leicht gesteuerter Zufallswiedergabe oben drüber. Die Steuerung dient im wesentlichen dazu, dass, wenn eine Datei abgespielt wurde, dieselbe erst nach einer gewissen Zeit wieder kommt und danach dann nicht die gleiche wie beim letzten abspielen. Der Player hat noch eine zweite Funktion und einen zweiten Eingang, ab und zu (vermutlich konfigurierbar) haut der Player einen Pflog in den Stream und lässt nach ca. 10 Sekunden Werbung über den zweiten Eingang abspielen. In der Zeit zieht er den Stream die 10 Sekunden zurück, so dass der Pflog wieder genau am Player ist und wenn die Werbung vorbei ist, wird der ursprüngliche Stream genau von dort wieder abgespielt. Der Pflog wird übrigens ohne Kenntnis des Contents in denselben gehauen, also auch mitten im Satz (oder bei längeren Wörten auch mitten im Wort), was aber nicht wirklich schlimm ist, da man die letzten 10 Sekunden ja nochmal sieht. Oft kommt im Werbeblock nur ein oder zwei Spots, was sympatisch ist. Weniger sympatisch ist, dass es bei längerem Anschauen immer dieselben 2-3 Spots sind. Das nervt und macht das beworbene Produkt immer unattraktiver. Zumindest bei mir.

Apropos „personalisierte“ Werbung. Der Streamingdienst (also jeder) hat mit der Werbeausstrahlung in den FAST-Channeln, die er zumindest bei Waipu.TV offenbar selbst organsiert, und in den eigenen Werbeblöcken bei den anderen Sendern die Möglichkeit, individuell für den Zuschauer gedachte Werbung auszustrahlen. Eine Funktion, die offenbar in einer frühen Versuchsphase steckt. Ich erinnere mich an Werbespots, die mit einem Standbild endeten, auf dem stand „Ihr Ansprechpartner in Neubrandenburg:“. Es war ein im gesamten deutschsprachigen Raum ausstrahlender Sender einer internationalen Mediengruppe, insofern überraschte das Standbild doch ein wenig (mein Standort ist in der Vier-Tore-Stadt). Wenig überraschend und eher erheiternd war nur, dass kein Ansprechpartner drunter stand, obwohl es welche gäbe. Nunja.

Aber das ist auch nicht das einzige, was mich an der „Personalisierung“ zum Lächeln bringt. Ich erinnere mich an Zeiten, wo ich mit Tierschutzversicherungen, Tierzubehörshops und Tierfutterversendern traktiert wurde. Mein inneres Tier braucht das alles nicht und ansonsten habe ich keine Animals um mich rum, die mich um Schutz, Spielzeug und Futter anbetteln. Im Moment nerven Überwachungstechnik (wer da wen überwacht, bleibt offen, und für eine Mietwohnung auch völlig überdimensioniert), ein offenbar sehr billig zu produzierendes Abnehmdrinkpulver (bei dem Werbedruck kann die Herstellung nicht viel kosten) sowie die Klassiker des Autoaufkäufers (Filiale im Ort) und des Unterwäscheversenders, von der immergleichen Eigenwerbung mal ganz zu schweigen, die ein Binge Watching zunehmend unattraktiv macht (zumindest via TV- oder FAST-Kanal).

Fazit

Es bleibt die Erkenntnis, dass algorithmisch oder mittels K.I. ausgespielte Werbung zur Zeit nicht funktioniert. Zugegeben, ich versuche datensparsam unterwegs zu sein, schwanke da aber auch zwischen Bemühen und Fatalismus. Außerdem bin ich wenig empfänglich für Werbung, weil mich der bei weitem größte Teil der beworbenen Produkten, egal ob personalisiert oder pauschal beworben, absolut nicht interessiert. Aber die technisch unvollkommene Darbietung, die penetranten Wiederholungen und so manches andere mehr erzeugen im positivsten Sinne Erheiterung, die meist schnell in Genervtheit umschlägt. Wenn ich mir überlege, dass es viele interessanten Sachen gibt, die von dieser Werbung abhängen, denke ich manchmal ‚Schade.‘, dass es früher oder später an der (technischen) Umsetzung scheitert.