Kohl klärt auf

Manchmal sind es die Nebensätze oder beiläufig gemachte Bemerkungen, die die ganze Wahrheit über das System blitzlichtartig erhellen. Schaut man sich Nachrichten und aktuelle Berichte an, ist es gar nicht mal so uninteressant, auf diese zu hören. Ein anderes Thema in dem Zusammenhang wäre das Hinterfragen von als selbstverständlich hingestellten Voraussetzungen, aber dazu später mal etwas mehr.

ARD-Börsenberichterstatterin Anja Kohl erklärt heute dem erstaunten Zuschauer, was stabile Preise aus dem Blickwinkel der Europäischen Zentralbank in Bezug auf eine Inflation sind. Als naiver Steuerzahler würde man vermuten, dass stabile Preise ein Nichtvorhandensein von Teuerung unterstellt, also eine Inflationsrate von 0% im Mittel. Das stimmt mitnichten.

Laut Definition der EZB spricht man von „stabilen Preisen“, wenn die Inflationsrate bei 2% liegt. Das ist wenig, mag man meinen, aber doch auch 2% zu viel. Um das zu verstehen, sollte man allerdings etwas von Zins- und Zinseszinsrechnung verstehen. Greifen wir also zur Tabellenkalkulation unseres Vertrauens und lassen uns mal den Wert von 100 Euro durchrechnen. Geben wir also zu einem bestimmten Zeitpunkt dieses Geld für bestimmte Produkte und Dienstleistungen aus, sind es – rein statistisch gesehen – nach einem Jahr 102 €, nach 5 Jahren 110 €, nach 10 Jahren 122 € und nach 35 Jahren 200 €.

Es braucht also eine gute Generation, um den Wert zu halbieren oder die Kosten zu verdoppeln, wie man das auch immer sehen will. Wofür wir noch 100 € bezahlen, bezahlen unsere Kinder 200 Euro und unsere Enkel 300 Euro (nach 55 Jahren). Urenkel, wenn sie denn früh kommen, sind mit 400 Euro dabei, wenn man denn mit 70 schon Urgroßeltern sein will. Anders herum kann man auch sagen: Jede(!) Geldanlage, die weniger als 2% Zinsen bringt, vernichtet Werte.

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