Heyjoman

Überschriften – ihre Bedeutung und ihre Herkunft. Es soll ja Zeitungshäuser geben, in denen es spezielle Redaktionen nur für die Schlagzeilen gibt. Wann ich so weit sein werde, mir so etwas leisten zu können, sei dahin gestellt. Da die Überschrift aber meist vor der Niederschrift des Artikels fest steht, bleibt beim Schreiben keine Zeit, darüber nachzudenken, und deswegen entfernen sich manche Schlagzeilen auch etwas von den Beiträgen (oder umgekehrt). Im konkreten Fall badete ich mal wieder im Klischee und ließ alle Satzzeichen weg, so dass das da oben aus „Hey, Yo Man!“ entstand.

Das klingt so ein bisschen nach HipHop oder Rap, was durchaus nicht ohne Absicht geschah. Rap City NB – ein landesweit ausgetragener Wettbewerb musikalisch-rhythmisch gebundener Reimkunst – fand am gestrigen Sonnabend im Neubrandenburger „Zebra“ sein Finale und ich war dabei. Das wird 95% aller Leute, die mich und meinen Musikgeschmack kennen, sicher verwundern, aber es gibt Sachen, die passieren eben einfach: ein Abend in ungewohnter Umgebung, mit ungewohnter Musik, aber durchaus spannenend, amüsant und überraschend.

Zur Veranstaltung gibt es eine Pressemitteilung (PDF) hier und eine Webseite da. Auch Facebook war voll davon. So war das Zebra gut gefüllt, das Publikum mindestens Fans, wenn nicht sogar sachkundig. Das zeigte sich bei den Auftritten der Wettbewerbsteilnehmer und später auch noch beim Open Mic (s.u.). Meine „Sachkunde“, bewusst in Anführungszeichen geschrieben, beschränkte sich auf ein paar (i. w. S.) technische Eckpunkte und den Vergleich mit dem, was Ottonormalmusikhörer auf dem Gebiet mainstreamhaftes schon alles gehört hatte.

Es ist doch sehr erfreulich, was es da alles zu hören gab. Auf der Bühne zeigte sich bei den Teilnehmern eine Qualität, die ich ehrlich gesagt nicht erwartet hätte. Obwohl man schon spürte, wie sich die Fan-Gruppen im Publikum verteilten, sprang der Funke über und riss selbst den waldorf-stadlerschen Betrachter ein wenig mit. Das Highlight, völlig unerwartet, bildete für mich aber der Programmpunkt Open Mic. Zwischen Wettbewerbsvorführung und Siegerehrung gelegen, sollte dem Gast die Möglichkeit geboten werden, sich auch mal zu versuchen. Die Veranstalter waren nicht ganz angstfrei, was die erwartete Zahl der Teilnehmer betraf. „Zur Not spielt der DJ eben einfach nur Musik, wenn sich keiner traut.“

Was dann aber auf der Bühne passierte, hatte was. Es gab anfangs ein paar Leute, die sich doch trauten, aber es kamen derer immer mehr, auch ein paar Wettbewerbsteilnehmer mischten sich mit darunter, und es passierte, was auch schon alten und neuen Rockern, Jazzern oder anderen Musikern passierte: Es wurde eine Session. Die Mikros gingen von Hand zu Hand, jeder gab sein bestes; musikalisch-sprachrhythmisch und auch von der gesamten Stimmung, auch im Wechselspiel mit dem Publikum, war es wirklich spitze. Wortgewaltig wurde nach allen Regeln der Kunst im besten Wortsinn gebattlet. Die klischeeunterstellte Homophobie des HipHop war überhaupt nicht zu spüren, eher im Gegenteil. Nur zu genau hinhören durfte man nicht.

Inhaltlich-sachlich bewegten sich die Texte auf dem Niveau von – ohne sie beleidigen zu wollen – 11-jährigen Jungs.

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