Monats-Anthologie Januar 2023

Was der Senftopf für die Bockwurst ist der Puddingbecher für die Banane.

Wenn die einzige Einnahmequelle ist, das eigene bisherige Leben medial zu verwursten, muss man sich über dramaturgische Überhöhungen nicht wundern. Einer mehr oder weniger normalen Erwerbstätigkeit nachzugehen, scheint in manchen Kreisen nicht zu den Kulturtechniken zu gehören.

Hatte den eigentlich gestern eine/r gemacht?
Josef: „Wo kommt ihr drei denn her?“
1/3 Könige: „Der Stern hat uns hierher geführt.“
Josef: „Na, dann zeigt mir mal euren Presseausweis.“

Wisst ihr noch, damals, als der das Maß aller Dinge war? Mit realaudio, realvideo und (als Satire) realaroma. 😉 Damals™. Hach

Die kantinöse und die Imbissgastronomie haben ein echtes Problem. Sicher: die Preise müssen wegen Nebenkosten u.a. steigen. Aber wenn die Qualität des Produkts nicht mehr dem Preis entspricht, ist’s Mist. Knorpeliger Gulasch mit Nudeln, 8,15 €.

Zum blöd Parkplätze zustellen braucht es übrigens keinen SUV, das geht auch mit tiefergelegten Unteremittelklasse-Autos, deren Fahrenden noch nicht mitbekommen haben, dass man Beifahrende auch schon vor dem Einparken aussteigen lassen kann.

Um sich die eigene zu erleichtern, gelebte und eigentlich bewährte komplett auf links zu drehen, dabei ein Wulst regelmäßiger erzeugen, die dann aber andere machen (sollen), die aber auch schon gut zu tun haben.
Manchmal so.

Wenn man die Wahl bei einer Übertragung hat zwischen Fernsehen (mit Werbung) und Stream (ohne Werbung, Abo), dann ist das manchmal die Auswahl zwischen Teufel und Beelzebub, zwischen Pest und Cholera, zwischen Skylla und Charybdis.
Auf der einen Seite bekommt der Vermarkter die Werbeplätze nicht voll und es iommt die 538. Wiederholung der Eigenwerbespots, auf der anderen Seite gibt’s Füllprogramm, da sich der Stream programmlich natürlich am TV-Ablauf orientiert (Live-Ereignis)

Warum gibt es so viel mehr Indizien dafür, dass es beim keine gibt als für’s Gegenteil? Die Schwarmdummheit scheint wesentlich weiter verbreitet zu sein. Gerade etwas gelesen, was darauf wiedermal hindeutet.
Vielleicht hatte Heiner Müller mit seinem Zitat doch recht: „Zehn sind dümmer als fünf Deutsche.“

Es ist ja schön, wenn für manche Produkte Zutaten aus biologischem Anbau oder/und besonders guter Haltung verwendet werden, wenn die dann aber genauso verarbeitet werden wie jedes andere Produkt, braucht man sich nicht zu wundern, wenns trotzdem mies ist.

, namentlich im , ist auch nicht mehr das, was es mal war. Teilweise echt , nicht mehr . Und selbst, wenn man und mitzählt: Wenn statt feiner Überspitzungen Pointen auf Falschaussagen/Lügen aufbauen, ist das auch Mist.

Es ist doch blöd, dass gerade Anbieter von industrieller Nahrung die größere Verfügbarkeit haben. Supermärkte und Discounter haben einfach längere Öffnungszeiten als die Handwerksbetriebe, was sehr schade ist, wenn man keinen 8to16-Job hat.

Nach etwas . Ein paar Sachen gefunden, die mich erfreut haben. Nur diese mit dem separaten Abteil vorn …
Stelle ich doch den Milchkarton da rein und denke nur: Nur nicht vergessen …
Zu Hause beim Kühlschrankeinräumen.
Ratet!

Völlig humorbefreit

Manchmal fragt man sich schon, wie humorbefreit manche Leute sein können. Aber vermutlich ist es mit dem Humor auch wie mit dem Geschmack: Jeder hat einen anderen und man kann nicht über ihn streiten. Auslöser für diese (küchen-)philosophischen Betrachtungen ist ein Kommentar der hiesigen Regionalzeitung. Ihr stellvertretender Chefredakteur hatte sich offenbar die Ausgabe des „Neo Magazin Royal“ (ZDFneo/ZDF) mit Jan Böhmermann angesehen, in der der Wahlsieger eines der hiesigen Wahlkreise einer satirischen Auseinandersetzung unterzogen wurde. Diese gefiel wohl nicht. Auch ein paar Leser-Kommentare sind beifallspendet dem Artikel des NK-Autors beigefügt.

Mittlerweile gibt es sogar einen zweiten NK-Autoren, der sich dem Thema (auf Anweisung?) angenommen hat und schlägt in die selbe Kerbe. Immerhin waren beide so zurückhaltend, das Wort „Staatsfunk“ in dem Zusammenhang zu vermeiden, es wäre auch schwierig geworden, es in den Kontext einzubauen, wobei es an einigen Stellen durchaus etwas zwischen den Zeilen durchschimmert.

Mal grundsätzlich: Wer sich ins öffentliche Leben bewegt wie Herr Amthor, muss mit Reaktionen rechnen. Und wer dabei einen eigenen Weg geht und damit aus der breiten Masse des Konformismus herausragt, muss ebenso mit Satire rechnen. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf den aktuellen Fall, das gab es schon immer. Jan Böhmermann steht da in einer langen Tradition einer Art von Polit-Comedy – selbst aus Zeiten, als es das Wort Comedy noch gar nicht gab, als sogenannte Parodisten in ihren Sketchen eher persönliche Eigenheiten aufgriffen als politische Inhalte.

Da waren die Darstellungen eines Willy Brandt durch Thomas Freitag noch witzig, die Kohl- und Strauß-Parodien zahlloser Künstler zwischen originell und schrecklich und selbst aktuelle Arbeiten beispielsweise eines Matthias Richling, der in seinen Parodien schon immer Eigenheiten der Parodierten einbaute, die diese nicht mal haben, verdienen eher einer sachlichen Kritik als das Aufmerksamkeit erheischende Mimimi der hiesigen NK-Autoren. Der unterstellte Grund für das Schweigen von Herrn Amthor im letzten Satz der Kommentarreaktionsauswertung bezieht sich vermutlich auch auf sie, nur, dass sie es dem Vorbild bietenden CDU-Politker nicht gleichtun.

Vielleicht sollte man sich mal Gedanken über die aktuelle Satire in ihrer Gesamtheit machen und vielleicht doch mal ein paar Schubladen mit Definitionen aufmachen (dem Klischee nach eine deutsche Grundtugend), um ein Bewertungsraster zu erhalten. Sicher sind die Grenzen zwischen Comedy, Satire, Kabarett, Cabaret, Kleinkunst, politischem Kabarett, Polit-Comedy, Witz u.a. Untergruppen fließend, und nicht jedes Mal lässt sich einem Protagonisten eine Kategorie fest zuordnen. Aber immerhin dürfte das bei den einzelnen Sketchen gelingen. Wenn man sich darüber tiefergehende Gedanken macht, stellt man schnell fest, dass das, was uns derzeit medial vorventiliert wird, irgendwas zwischen (Polit-)Comedy und Satire ist: leicht verdaulich und massentauglich. Echtes politisches Kabarett, zumindest mit tiefgreifender Analyse und ggf. mit Auswegweisung, aber trotzdem lustig, ist Mangelware.

Menschen, die durch ihre Eigenheiten unverwechselbar oder – vielleicht besser formuliert – erkennbarer sind, werden immer damit zu leben haben, wenn sie sich in die Öffentlichkeit begeben und engagieren, an genau diesen Eigenheiten festgemacht zu werden. Wer dabei Bedeutung erlangt, bei dem reicht meist wenig, um ihn zu identifizieren: „Birne“, „Raute“, „… in 10 Minuten … „, „Bin ich schon drin?“, und ich möchte wetten, dass jedem Leser sofort die dazugehörigen Namen einfallen. Herr Amthor ist in der satirisch medialen Öffentlichkeit angekommen. Schauen wir mal, was er draus macht …

P.S.: Einen schönen Kommentar gibt es mittlerweile auch schon zum Kommentar.

 

Der Schuster, die Leisten und die Schauspieler

Und wieder wagt sich ein Schauspieler auf ein Gebiet vor, auf dem er scheitert. Aber davon gibt es ja eine ganze Reihe. Ich möchte mal drei herausgreifen. Fangen wir mit Stefan Jürgens an. Seine große Bekanntheit erreichte er bei „RTL Samstag Nacht“, wo er in den verschiedensten Rollen und Sketchen hervorragendes leistete. Nicht zuletzt in der finalen Rolle als toter Karl Ranseier habe ich ihn immer gern gesehen. Mittlerweile im ernsten Fach (Tatort u.a.) angekommen, zeigt er auch hier seine Qualitäten. Aber ob er sich mit seinen Auftritten beim „Quatsch Comedy Club“ einen Gefallen getan hat? Immerhin war er so blickig, es nicht öfter probiert zu haben (hoffentlich).

Ein ähnlich gelagerter Fall ist Anke Engelke. Sie hat es zwar bisher noch nie als Stand-up-Comedien probiert, aber auch schon ihre Moderationsqualitäten (Anke Late Night, Moderationen bei Ladykracher u.a.) legen nahe, dass sie doch lieber das machen soll, was sie kann. Und was sie wirklich gut kann: in Rollen schlüpfen, Film- und Sketchcomedy, auch Schauspiel.

Beinahe legendär und positiv herausragend sind die schauspielerischen Leistungen des Dritten in dieser Runde. Seine Rollen in „(T)Rraumschiff Surprise“, „Der Schuh des Manitu“, „Bullyparade“, „Bully und Rick“ zeigen seine Qualitäten im Bereich des komischen Schauspiels, aber das heißt ja noch lange nicht, dass er ein guter Stand-up-Comedien ist. Und genau das hat er bewiesen. In „Kosmopilot“ versucht sich Rick Kavanian auf einem Gebiet, das offensichtlich nicht seins ist. Die Einschaltquote spätestens zeigte es.

Comedyisierung des Kabaretts

Als Freund des deutschsprachigen Kabaretts verfolge ich regelmäßig entsprechende Sendungen im Fernsehen und Radio, solange ich sie kenne und empfangen kann. Als mehr oder weniger regelmäßige Veranstaltungen dieser Art sehe ich an:

ARD: Scheibenwischer (2 Stamm, 3 Gäste)
ZDF: Neues aus der Anstalt (2 Stamm, 3-4 Gäste)
BR: Ottis Schlachthof (1 Stamm, 5-6 Gäste)
WDR: Mitternachtsspitzen (3 Stamm, 3-5 Gäste)
WDR: Stratmanns (7 Stamm, 2-4 Gäste)
MDR: Die 3 von der Zankstelle (3 Stamm)
DLF: Querköpfe (Themensendungen oder Kabarettistenporträts)
3sat: Dorfers Donnerstalk (eigentlich ORF, 9 Stamm, einzelne Gäste) sowie weitere Kabarettsendungen des ORF (Willkommen Österreich, Wir sind Kaiser, …)
Hinzu kommen Übertragungen diverser Festivals (3satfestival, Großes Kleinkunstfestival (rbb), …)

Was mir in den Sendungen auffällt, ist die zunehmende Banalisierung und Comedyisierung. Kritik an den aktuellen Zuständen der Politik erschöpft sich zunehmend in der Verarbeitung von Äußerlichkeiten zu billigen Scherzen. Gerade auch die Parodisten unter den Kabarettisten übertreiben in ihrer Darstellung zum Teil Eigenheiten ihres Zielobjektes, die dieses gar nicht hat. Gerade auch der „Harry Potter des deutschen Kabaretts“ zeigt das in seinen Müntefering-Parodien immer wieder, so dass mir hier die als Comedy angelegten Parodien besser gefallen.

Aber noch gibt es positive Beispiele, die pointiert in der Analyse sind, und das Publikum mit Wahrheiten konfrontieren können, dass diesem das Lachen eigentlich im Halse stecken bleiben müsste. Aber der Zuschauer wie auch der Bürger sind augenscheinlich erstaunlich Schmerz resistent. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind hier Volker Pispers, Martin Buchholz und Georg Schramm zu nennen.

Der kundige Leser wird mittlerweile erahnen, dass ich „Kabarett“ mit „politischem Kabarett“ synonymisiere. Im deutschen Schubladendenken würde ich alles andere als Cabaret bzw. als Kleinkunst oder Comedy bezeichnen, was ich auch gern sehe (z.T.), was ich aber hier nicht meine.

Die politkabarettischen Flaggschiffe haben Schlagseite und es bleibt zu hoffen, dass sie wieder flott gemacht werden.

P.S.: Für alle diejenigen, die sich für die Sendungen oben interessieren, sei ein Blick in die Fernsehzeitung bzw. in entsprechende Internetangebote empfohlen. Die erreichbaren Erstausstrahlungen finden wie folgt statt:

Scheibenwischer: alle 4 oder 5 Wochen, donnerstags, 22:45 Uhr, ARD
Neues aus der Anstalt: alle 4 oder 5 Wochen, dienstags, 22:15 Uhr, ZDF
Ottis Schlachthof: alle 4 oder 5 Wochen, freitags, 22:30 Uhr, BR
Mitternachtsspitzen: alle 4 oder 5 Wochen, sonnabends, 21:45 Uhr, WDR
Stratmanns: alle 4 oder 5 Wochen, sonnabends, 21:45 Uhr, WDR
Die 3 von der Zankstelle: alle 4 oder 5 Wochen, freitags, 21:00 Uhr, MDR
Dorfers Donnerstalk: alle 4 oder 5 Wochen, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 3sat
Querköpfe: wöchentlich, 21:05 Uhr, DLF