Aller guten Servicefails sind drei

Zum Einstieg mal eine pauschalisierte Aussage: Die (ehemaligen) Staatsunternehmen haben’s nicht so mit dem Service; vor allem diejenigen, die mal Bundespost hießen. Wie ich zu dieser völlig neuen Erkenntnis gekommen bin? Ganz einfach.

Servicefail 1: Meinen heimischen Internetzugang habe ich beim rosa Riesen, was im wesentlichen daran liegt, dass mir kein alternativer Betreiber die Anschlussqualitäten in gleicher Qualität liefern konnte. Das hat mit dem Internetzugang selbst nichts zu tun, aber mit dem drumrum. Punkt. Mein DSL-Router ist schon etwas in die Jahre gekommen, so dass ich mich nach einer Alternative umsah. Die war dann schnell bestellt und ich harr(t)e der Lieferung. Da ich zu normalen Paketdienstlieferzeiten normalerweise auf Arbeit bin, habe ich die Adresse als Lieferadresse angegeben. Aber wohin lässt die Telekom liefern? Natürlich trotzdem nach Hause.

Servicefail 2: Geliefert wird übrigens von einem anderen Bundespostnachfahren: DHL. Der weiß natürlich nicht, dass ich eigentlich eine andere Adresse als Lieferadresse angegeben habe. Der Bote traf mich natürlich nicht zu Hause an und so darf ich mir das Paket an einer Abholstation (also keiner Postagentur o.ä.) abholen. Das hat gleich zwei Failaspekte: Zum einen liegen die Öffnungszeiten innerhalb meiner Arbeitszeiten, zum anderen ist diese Abholstation ein simpler Bretterverschlag (es war wohl mal eine Art Selbstbau-Garage), die man im Zweifelsfall nur zu stark ansehen braucht, damit sie zusammen fällt. Sie sieht es jedenfalls aus.

Servicefail 3: Dieser hat mit den anderen beiden nichts zu tun, er passt nur hierher, weil das auch heute passiert ist und auch den rosa Riesen betrifft. Ich brauchte für eine Aktion eine mobile Internetzugangsmöglichkeit, um mittels Skype ein Tonsignal zu übertragen. Laptop mit Mikrofon und Skype via Handynetz zum gegenüber. Alles ganz einfach, flexibel und mit einem unschlagbaren Preis-Leistung-Verhältnis. Bisher habe ich mit dem dem Mobilfunknetz der Telekom keine eigenen Erfahrungen, also testete ich den frisch erworbenen Zugang ausgiebig. Die Bandbreiten, die entsprechende Testanwendungen anzeigten, waren gut ausreichend. Die Tonübertragung über Skype trotzdem gestört. Der Bandbreitentest brachte wieder gute Werte, Skype ging trotzdem nicht sauber. Also wurde mit einem anderen Netz getestet. Das Ergebnis: Bandbreite vergleichbar gut, Skype auch gut. Dann wieder das Telekom-Netz: Bandbreite gut, Skype … nicht. Hatte ich da im Kleingedruckten was übersehen? Augenscheinlich. Mit einem Trick, der dem Netz verschleierte, dass ich skypen will, der aber auch den Datenweg so ein wenig pervertierte, gelang dann auch über das rosa Netz einen gute Skype-Kommunikation.

Fail, fail, fail. Dreimal am Tag. Und dabei habe ich ein anderes Dauer-Fail der letzten Wochen noch gar nicht mitgezählt. Oder waren das sogar zwei?

Vom Backsteinklinker zum Brett nature

Wer kann sich eigentlich noch an die guten alten Postämter erinnern? Meist backsteinverklinkert, auf jeden Fall ehrwürdig, respektfordernd. Sie waren Bollwerke der Logistik und der Dienstleistung: Briefe, Telegramme, Päckchen, Ferngespräche, Geldwechsel, Pakete, Lotto, Telefonanschlüsse, Postkarten, Briefmarken, alles bekam man dort, nachdem man sich andächtig in die Meditationsreihen eingeordnet und seine Zeit hat verstreichen lassen.

Damals hieß alles noch Deutsche Bundespost und war staatlich. Heute ist das anderes. Heute ist aber auch die Zeit, in der ich soweit bin, selbstständig Versandaufträge auszulösen und die Aktivitäten von Logistikdienstleistern auf mich zu fokussieren. Nun kommt es aber vor, dass ein solcher vor meiner Tür steht, ohne mich zu anzutreffen. Dann gab es der Varianten zwei: Das Versandstück war flach genug, um in den Briefkasten zu passen oder es war so dick, dass nur eine Benachrichtigungskarte am gleichen Orte hinterblieb. Dann begab man sich ins nächste Postamt oder die nächste Postagentur und nahm sein Versandstück entgegen.

Früher (vorm Krieg) ging man ins zwar Ehrfurcht erheischende,  aber nicht verklinkerte Hauptpostamt, reihte sich in die Reihe der wartenden und freute sich immer mehr. Vorfreude ist schließlich die reinste Freude. Später eilte ich in eine Postagentur in einem Supermarkt und danach in eine gleiche in einem Handyladen. Die aktuelle Krönung war dann aber eine absolute Spitzenleistung: Auf dem Abholschein sollte ich lt. Vordruck in einer Filiale abholen. Darunter war ein Stempel: Vorname, Name, Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort – natürlich mit konkreten Angaben. Eine normale Privatanschrift. Ohne Öffnungszeiten.

Mitten in einer Fußgängerzone, zwischen zwei Reihen Eigenheimen gelegen, fand sich dann eine “Paketausgabestelle”. Ein selbstgedrucktes Schild verwies auf ein paar wenige offene Stunden am Tag, allein, die Tür war geschlossen. Ein Klingelknopf bot seine Hilfe an. Nach seiner Betätigung regte sich etwas im nebenstehenden Privathaus, die Haustür entließ eine Frau, Typ Deutsche-Bundespost-Beamten-Gattin, die mir nach ein wenig Amtshandlungen mein Paket übergab.

Früher war der Postversand mal eine hoheitliche Aufgabe (glaub ich), heute wird er in alten Bretterschuppen – an einem solchen befand sich besagter Klingelknopf neben ebenfalls benanntem Schild – abgewickelt. Ich zitiere mal aus dem Wikipedia-Artikel zum Unternehmen: “Das Unternehmen … ist Weltmarktführer bei Luft- und Seefracht und weltweit das umsatzstärkste Logistikunternehmen.” Und eine der Neubrandenburger Kundenschnittstellen befindet sich in einem Bretterschuppen.