Shakespeares Wecker

Es war William – ich will mich jetzt nicht in die Diskussion einmischen, ob er seine Werke selber geschrieben hat oder, wie Mark Twain es einmal erwähnte, ein Autor gleichen Namens – Shakespeare, der seine Hauptfigur Julia in „Romeo und Julia“ so schön sagen ließ: „Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche“. Wer diesen Passus kennt, der weiß, dass damit unterschiedliche nächtliche Zeiten gemeint sind, also eher der Abend oder doch der Morgen, ganz nach den Musizierzeiten der erwähnten Vögel.

So müssen seitdem Lerchen früh aufstehen, während Nachtigallen oder auch Eulen für die späteren Stunden des Tages zuständig sind. Mit diesen Begrifflichkeiten werden heutzutage auch gern Menschen in zwei Klassen unterteilt, denn ohne diese Schubladen scheint es ja auch gar nicht zu gehen. Zum einen gibt es die positiv besetzten weil früh aufstehenden Lerchen, die die Gesellschaft mit ihren Maßgaben prägen und alle spät aufstehenden Eulen ihre moralische Überlegenheit immer wieder gern aufs Brot schmieren.

Wobei ich hier die Formulierung „spät aufstehende“ der besonderen Beachtung anheim stelle. Sie beschreibt die Situation entschieden besser als die gern genutzte Alternative „lang schlafende“, schlafen Eulentypen eben nicht länger, sondern nur später. Denn ist es nicht so, dass viele Frühaufsteher abends zu einer Zeit, wo die Spätaufsteher zur zweiten Hochform auflaufen, erschöpft und müde in den Seilen hängen?

Auch die Wissenschaft hat sich diesem Thema angenommen. Danach ist der „Normalschläfer“ derjenige, der ca. von Mitternacht bis 8 Uhr schläft. Früher sind die Lerchen, später die Eulen. Außerdem, wie hier zu lesen ist, gehören die meisten Menschen von Natur aus – es liegt in ihren Genen – zu den gemäßigten Eulen. Das sei so manchem militanten Frühaufsteher mal ins Stammbuch geschrieben.

Zweimal im Jahr kommt das ganze System sowieso durcheinander: am letzten Sonntag im März und am letzten Sonntag im Oktober bei der Zeitumstellung. Ein Akt, der für manche Menschen nicht hoch genug bewertet werden kann. Sogar eine Krankenkasse setzt sich mit dem Thema auseinander:

Eulen- oder Lerchentyp? Zeitumstellung macht vielen zu schaffen

Schwerin, 21. März 2012. Am Sonntag ist es wieder soweit: Die Sommerzeit beginnt und die Uhren werden um eine Stunde – von zwei auf drei Uhr – vorgestellt. Laut Techniker Krankenkasse (TK) in Mecklenburg-Vorpommern macht die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit vielen Menschen zu schaffen.

„Besonders leidet der sogenannte Eulentyp darunter“, sagt Prof. Dr. Horst-Werner Korf vom Dr. Senckenbergischen Chronomedizinischen Institut in Frankfurt. Eulen seien Menschen, die morgens gern lange schlafen und abends lange aufbleiben. Lerchentypen hingegen mache die Zeitumstellung eher nichts aus. Sie seien es gewöhnt, früh aufzustehen und früh ins Bett zu gehen. „Da wir in einer Lerchengesellschaft leben – Schulunterricht, Vorlesungen und die Arbeit beginnen meist sehr früh – leiden Eulen schon unter normalen Umständen unter einem Schlafdefizit. Die Zeitumstellung von Winter- auf Sommerzeit verschärft ihre Situation noch zusätzlich“, sagt Korf.

Der Chronotyp eines Menschen ändere sich mehrmals im Leben. „Babys werden meist als Lerchen geboren – ‚Eulen‘-Eltern können ein Lied davon singen.“ In der Pubertät wandelten sich viele Menschen hin zum Eulentyp, um dann im Alter wieder zur Lerche zurückzukehren. „Wissenschaftlich ist das aber noch nicht weit genug erforscht“, erklärt Korf.

Eulen-Menschen leiden nach der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit häufig unter Einschlafschwierigkeiten, Konzentrationsschwäche, Appetitlosigkeit und depressiven Verstimmungen. Um die Auswirkungen des „Mini-Jetlags“ abzuschwächen, empfiehlt die TK, bereits einige Tage vor der Umstellung früher ins Bett zu gehen und auch die Mahlzeiten früher als sonst einzunehmen. Wer normalerweise einen Mittagsschlaf macht, sollte nach der Zeitumstellung etwa eine Woche darauf verzichten, um nachts besser einschlafen zu können. Außerdem kann es helfen, sich tagsüber verstärkt Sonnenlicht auszusetzen. Denn durch Aktivität bei Tageslicht, wird abends vermehrt das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet, berichtet die TK.

In der Regel stellt sich der menschliche Organismus nach maximal sieben Tagen auf die Zeitumstellung ein.

Man soll ja nicht immer von sich auf andere schließen, auch wenn es ein Umkehrschluss ist. Aber ich halte die meisten Schlafstörungen auf Grund der Zeitumstellung für selbsterfüllende Prophezeiungen. Wenn der Betroffene genau weiß, dass er deswegen schlecht einschläft, wird das auch genau so kommen und ihn in seiner Meinung bestärken. Das ganze ist gewissermaßen ein Placeboeffekt.

Einfach laufen lassen, wenig Gedanken machen. Die Zeit fließt auch ohne uns dahin. Mehr Gelassenheit und in der Hektik nicht vergessen, alle Uhren umzustellen. Das hilft übrigens recht gut: Irgendwann Samstagabend drehe ich die Uhren, die ich stellen muss, eine Stunde vor, so bin ich gefühlt schon in der neuen Zeitzone, wenn ich zu Bett gehe und alles ist gut.