Neubrandenburg ist schön. Als Oberzentrum spielt es eine herausragende Rolle für die Region. Gelegen an den wichtigen Handelswegen von Skandinavien nach Südeuropa und vom Ostblock nach Westeuropa (aus einem alten Imagevideo der Stadt) besticht die Stadt durch ein reiches Nacht- und Kulturleben. An den Stätten entsprechender Veranstaltungen geht es immer hoch her
- Konzertkirche (in der gerüchteweise sicher saalfüllende Künstler wieder ausgeladen wurden, weil sie nicht ins Konzept passten)*
- HKB-Saal (der vor Jahren schon fröhlich seine letzte Veranstaltung feierte, aber nach wie vor genutzt wird)
- Jahnsportforum (das durch weltweit agierende Künstler auch nur halb gefüllt wird)**
- Stadthalle (in der man spätestens in der 3. Reihe nicht mehr sieht, was auf der “Bühne” passiert, von der Akustik ganz zu schweigen)
- Schauspielhaus (das z.T. bekannter durch sein Café ist und wo sich die Hauptspielstätte des Betreibers nicht mal in Neubrandenburg lokalisiert)
Damit jeder Interessierte auch genau weiß, was hier und in der Region so alles los ist in diesem Jahr, ist in der Neubrandenburg-Information ein hervorragend gestaltetes Magazin erhältlich. Der “kultur kalender” “Unterwegs in Mecklenburg-Vorpommern” präsentiert ein Füllhorn an Informationen. Regional unterteilt in die Mecklenburgische Ostseeküste, Fischland/Darß/Zingst, Rüben, Vorpommern, Usedom, Mecklenburgische Schweiz, Mecklenburgische Seenplatte, Westmecklenburg/Schwerin und Westmecklenburg werden Informationen und Werbung auf 101 Seite präsentiert.
Und gleich auf Seite 70, dem Beginn der “Mecklenburgischen Seenplatte” eine Anzeige zum “Kunstpreis der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe für bildende Kunst in Mecklenburg-Vorpommern” – im Sommer ein Ereignis in der Kunstsammlung Neubrandenburg. Ich blättere weiter: Waren, Malchow, Burg Stargard, Woldegk, Ankershagen (daneben eine Anzeige des Veranstaltungszentrums Neubrandenburg für die “Vier Häuser unter einem Dach”), Neustrelitz, Krakow am See, Plau am See, Güstrow, Lohmen. Punkt. In Neubrandenburg findet nichts statt. Man findet alles, vom Tag der Stadtwerke Waren im dortigen Hafen über die romantische Burgenweihnacht in Burg Stargard und den Tag der offenen Mühle Kuchelmiß bis zum “Güstrow kocht auf” auf dem Marktplatz der Barlachstadt. Neubrandenburg Fehlanzeige. Doch halt! Nicht ganz! Im Programm der “Festspiele Mecklenburg-Vorpommern” konnte eine Veröffentlichung von Terminen nicht mehr verhindert werden. Aber die werden ja auch von Schwerin aus organisiert.
Wie kann sowas passieren? Haben wir zu viele Besucher in Neubrandenburg? Werden die Veranstaltungsorte dem Ansturm nicht mehr Herr? Oder ist es die begleitende Infrastruktur, die bei Veranstaltungen mit mehr als 20 Gästen regelmäßig zusammenbricht?*** Oder hat da irgendwer an einer Stelle im November schon Winterschlaf gemacht?
Gibt es im Guinness Buch der Rekorde eigentlich eine Rubrik “Ort mit den in einem Jahr am wenigsten besuchten Veranstaltungen”?
P.S.: Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass das Jugendmedienfest im Juni auch vertreten ist.
Update (21.02.2010): Wie ich der Samstagspresse entnahm sucht das VZN einen neuen Chef … So schlimm war der Patzer nun auch wieder nicht. 😉
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* Bernd Stelter
** Tokio Hotel
*** ok, ist ein Grund