Streamingdienste, und hier kann man eigentlich alle über einen Kamm scheren, egal, ob sie Bewegtbild und Ton oder nur Ton übertragen, sind irgendwie der neue heiße Scheiß, den wir uns gerade so reinpfeifen. Filme, Serien, Lieder, Hörbücher und vieles andere mehr auf Abruf und dann, wann ich das will. So ähnlich muss das Paradies sein.
Nicht alles, was man mit einem TV-Gerät empfangen kann, ist Fernsehen. Und nicht alles, was man in Kopfhörern und Boxen hört, ist Radio. Streamingdienste sind Streamingdienste und haben mit den klasssichen elektronischen Medien nur das Ausgabegerät gemeinsam. Immerhin bezeichne ich ein klassisches Röhrenradio auch nicht als Heizung, nur, weil es zur Raumtemperatur einen gewissen Anteil leistet.
Radio und Fernsehen sind schließlich auch nicht nur eine mehr oder weniger geplante Aneinanderreihung von Beiträgen, es steckt mehr dahinter als pure Algorithmen und Automatismen. Und sie zeigen nicht nur die Sachen, die einem gefallen. Was in dem Zusammenhang als großes Plus zu verstehen ist.
In einer Studie las ich mal einen interessanten Gedanken. Leider ist sie im Internet nicht verfügbar und an ein gedrucktes Exemplar komme ich vermutlich erst in Wochenfrist. Die Quelle war meiner Erinnerung nach recht etabliert, der Anlass zwar auch mit elektronischen Medien befasst, aber in einem anderen Kontext. Entsprechend umgedacht und popularisiert: Wenn man sich seine Medieninhalte selber zusammenstellen kann, verkapselt man sich zunehmend in seiner eigenen Filterblase und sieht nur noch Themen, die ins eigene Weltbild passen.
Ähnlich zu sehen sind auch Bestrebungen von Suchmaschinen, ihre Suchergebnisse mittels diverser erfasster persönlicher Daten des Suchenden immer besser auf die Bedürfnisse anzupassen. Was auf den ersten Blick sehr praktisch klinkt, heißt bei weiteren Blicken, dass man den Teil des Internets irgendwann nicht mehr sieht, der auch Informationen enthält, aber nicht ins persönliche Suchschema passt. Wer immer nur Katzenvideos guckt, ist irgendwann im wahren Leben doch überrascht, dass es Katzen gibt, die beim Pinkeln am Baum das Bein heben oder Nüsse irgendwo verstecken …
Streamingdienste fördern also die selektive Wahrnehmung, lineare bieten hier einen passenden Ausgleich und sind deswegen entsprechend wertvoll. Nur hier findet man auch Aspekte außerhalb der eigenen Filterblase, weil es einem “aufgezwungen” wird. So lernt man immer mal wieder auch was neues kennen. 😉