Der Ton macht die Musik – aber nicht nur

Da sitze ich gemütlich zum späten Mittag im MPC (alle Namen von der Redaktion gekürzt) und höre eine Durchsage im leicht angerauten Ton:

“Herr G. möchte sich bitte im R.P. melden.”

Ich hoffe mal, dass Herr G. Angestellter, Chef o.ä. des Ladens ist und kein Kunde; bei der Ansprache würde ich da nicht nochmal hingehen.

Finanzkrise? Bürger geben Geld aus, Stadt kassiert nicht.

Manchmal verstehe ich die Menschen nicht. Aber muss man das überhaupt? Ich weiß es nicht. Böse Zungen behaupten manchmal, dass man das Sonntagsshopping nicht verteufeln soll; endlich ist in Neubrandenburg mal was los. Aber wenn ich dann die Menschen so sehe …

Und dann sieht man das Umfeld von Konsumtempeln und fragt sich: Habe ich nicht mal irgendwas von einer Finanzkrise gehört? Die scheint es, jedenfalls an Sonntagen, nicht zu geben. mpcpucWas da so alles aus dem “Ich bin ja nicht blöd”-Markt herausgetragen wird, grenzt schon fast an die Situation 1989/90, als es im Osten endlich Bananen gab. Oder an die Stellen, wo man sich als DDR-Bürger im Westen die 100 DM Begrüßungsgeld anholen konnte. Aber nicht nur die Schlange an der Ausgabestelle ist interessant, sondern auch die Parkorte der diversen Autos. Bis auf ca. 6 Autos auf diesem Bild stehen alle weiteren auf Fußwegen, im Parkverbot oder in einer Fußgängerzone.

Jetzt mag der eine oder andere einwenden, dass an der Tür der Warenausgabe eine Sondergenehmigung zum Halten in diesem Bereich hängt, aber die ist von der Anzahl begrenzt und betrifft wirklich nur Autos, die zum Beladen dort stehen. Aber eine ganze Reihe der hier zu sehenden Autos sind von den Haltern abgestellt worden, um dann in aller Ruhe erst einmal einkaufen zu gehen.

Und die Autos stehen ja nicht nur hier, direkt an der Straßenecke.  Sie stehen auch in die andere Richtung. mpcbmpBis an den Marktplatz stehen sie. Da fragt man sich, wo die Mitarbeiter des Ordnungsamtes in diesen Sondersituationen ihr Wochenende verbringen. Entweder auch beim Shoppen oder weit außerhalb.

Jedes Auto, dass hier steht, hat mit einem Ordnungsbacks in Höhe von 30 Euro zu rechnen, aber wenn nicht kassiert wird. Aber Neubrandenburg hat es ja. Oder ist es nur das Andienern an den Shoppingtempel, bei solchen Aktionen mal alle Augen zuzudrücken? Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken, wenn im Center ein Kunde einen Herzinfarkt bekommt und dann die Rettungswagen wegen der zugeparkten Einfahrt nicht rechtzeitig an Ort und Stelle ist.

Soll es also heißen, wenn jemand nur ordentlich Umsatz generiert, wird über die Einhaltung von geltendem Recht mal großzügig hinweg gesehen? Dann frage ich mich, wo die Bemessungsgrenze für ein Tötungsdelikt liegt.mpcpzr

Die Unverfrorenheit geht ja sogar soweit, dass sogar in zweiter Reihe geparkt wird, vornehmerweise mit angeschalteter Warnblinkanlage (der dunkle Kleinbus).

Sollte von den gesteigerten Umsätzen steuertechnisch irgendetwas in der Stadt ankommen, würde ich vorschlagen, die Rettungswagen der Stadt vorn mit einem sogenannten Bullengitter auszustatten, damit im Notfall einfach und ohne das Rettungsfahrzeug weiter zu beschädigen, an die Notfallstelle herangefahren werden kann.

Solange aber nichts passiert, ist als unbeteiligter die Beobachtung der Situation recht amüsant. mpctetrisVor allem das Steckspiel “Gerätekarton in Auto”, von mir auch Autotetris genannt, ist immer sehr schön. Auf dem nebenstehenden Bild zusehen ist dann der Fall, dass das Auto für den Flachbildfernseher dann doch zu klein ist. So ein LCD- oder Plasma-Gerät hat eben auch seinen Stolz. Es empfiehlt sich übrigens nicht, das neue Fernsehgerät flach in den Kofferraum zu legen (wie ich es in einem Fall auch sah); das nehmen die Hightechlinge übel, das geht nur mit Röhrengeräten.

So bleibt es also den Falschparkern überlassen, ob sie lieber 30 Euro Vergnügungssteuer oder 30 Euro wegen Falschparkens an die Polizei oder das Ordnungsamt bezahlen wollen. Meinetwegen können sie das Geld auch, wenn sie nicht erwischt werden, an einen gemeinnützigen Verein oder einen anderen guten Zweck spenden. Ich wünsche mir nur (und damit kommen wir zur Ursache meiner Abneigung gegen die Falschparker), dass ich nicht der einzige blöde bin, der wegen eines anderthalbminütigen Haltens am 25.11.2006 in diesem Bereich die schon erwähnten 30 Euro bezahlen musste.