Es lebe die Industrie (aktualisiert)

Heute war ich wieder bei Frank. Ihr erinnert Euch? Langsam wird es lustig. Die Erkenntnis des heutigen Abends: Man darf alles essen, es darf nur (so gut wie) kein Fett enthalten. Bei einigen Nährstoffen muss man ein wenig drauf achten, es nur zu bestimmten Tageszeiten zu essen. Hauptsache: So wenig wie irgend möglich Fett. Denn das ist dann genau das Fett, was dann auch auf die Hüften kommt.

Schwerpunkt der Ernährung ist also: fettarmes Fleisch, fettarme Wurst, fettarmer Fisch (da werden wir dann bald mal an Omega-3-Mangel erkranken ;-)), fettarme Milch (0,5%), fettarmer Frischkäse, fettarmer Käse, fettarmer Quark, fettarmer Joghurt, dazu Gemüse, Obst und möglichst wenig „Sättigungsbeilagen“.

Die Richtigkeit der Hauptthese kann ich nicht einschätzen, glaube mich aber an Studien erinnern zu können, die dem widersprachen. Letzt endlich gipfelt es in der Frage, ob das Fettmolekül, dass ich aus einem schönen Stückchen Speck vom schwäbisch hällischen Landschwein esse, wirklich das selbe Fettmolekül ist, dass sich dann an meiner Hüfte wiederfindet. Oder hat sich das Hüftfettmolekül nicht auch aus Kohlenhydraten und Eiweiß gebildet?

Als Freund natürlicher Ernährung frage ich mich allerdings auch noch, ob die oben genannten Produkte wirklich so auch naturnah hergestellt werden können? Diese kastrierten Produkte, frei von ihrem Eigengeschmack, von ihrem Mundgefühl und ohne Reiz für unseren 6. Geschmacksnerv können einen Esser nicht wirklich glücklich machen. Wie sagen doch alle Fernsehköche unisono: Fett ist ein Geschmacksträger. Sicher sollten gerade übergewichtige ihre Fettzufuhr kontrollieren, aber eben nicht nur diese, sondern auch alles andere. Auf welche Art zum Beispiel Fleisch so fettfrei geworden ist, ober warum Wurst trotzdem schmeckt, obwohl gerade die klassisch geschmacksgebenden Zutaten nicht drin sind, möchte ich hier nicht erläutern.

Und dann einer der größeren Faux pas: Frank empfahl unter anderem Diät-Pflaumenmus, speziell auch für eine anwesende Diabetikerin. Die Zutatenliste war erstaunlich kurz, nur 3 Zutaten. Die mittlere war Fruktose, manchmal auch Fruchtzucker genannt. Ich zitiere aus einer Stellungnahme des Bundesamtes für Risikobewertung:

Das BfR hat die aktuelle internationale wissenschaftliche Literatur zum Thema Fruktose und die Entstehung des metabolischen Syndroms sowie Fettleibigkeit und Fettsucht (Adipositas) gesichtet. Das metabolische Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Auftreten von Überge-wicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Insulinresistenz. Eine Vielzahl neuerer Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die verstärkte Aufnahme von Fruktose über industriell gefertigte Lebensmittel wie mit Fruktose gesüßte Limonaden nachteilig auf die Gesundheit wirkt: Adipositas wird gefördert, da hohe Fruktosemengen die hormonelle Gewichtsregulierung beeinflussen, und die Entstehung des metabolischen Syndroms, das in engem Zusammenhang mit Diabetes mellitus Typ 2 zu sehen ist, wird begünstigt.

Apropos „industriell gefertigte Lebensmittel“: Mir fällt die Ausnahme gerade nicht ein, aber bis auf diese waren alle empfohlenen Lebensmittel Industrieware, aufgepeppt mit allerlei Konservierungsmittel, diversen Verpackungsmüll erzeugend und zum Beispiel beim Fleisch mit zweifelhafter Herkunft. Ein Tier, zum Beispiel das Schwein, bildet von allein keinen Schinken, der nur 0,9% Fett enthält. Und sicher gibt es Fleischpartien, egal von welchem Tier, die relativ fettarm sind. Wer soll aber die anderen Teile Essen? Oder sollen wir diese wegschmeißen? Es werden ja auch noch nicht genug Lebensmittel einfach so entsorgt. Hinzu kommt, dass Verbraucherschützer und Genussmenschen bei Geflügel immer empfehlen, ganze Tiere zu kaufen. An denen kann man sehen, ob das Tier unter vernünftigen Bedingungen aufgewachsen ist. Bei Hähnchenteilen, auch noch hautbefreit, sieht man das nicht mehr, was natürlich durch die Industrie auch ausgenutzt wird. Noch schlimmer sind dann die vorgeschnittenen und teilweise vorgebratenen „Fleischteile“ für geschnetzeltes u. ä.

Kommende Woche habe ich einen Termin bei seinem Chef. Da werde ich versuchen, das Thema anzusprechen. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Hier noch ein paar Links, freundlicherweise von seeseekey zur Verfügung gestellt:

7 Gedanken zu „Es lebe die Industrie (aktualisiert)“

  1. Meiner Meinung nach ist das alles Unsinn und damit wird auch noch sehr viel Geld verdient. Ich kenne keinen Käse der ohne Fett schmeckt. Im Gegenteil, den besten Geschmack vermittelt Käse mit einem hohem Fettgehalt.

    Man sollte essen, was einem schmeckt! Allerdings sollte man nicht Unmassen davon verdrücken. Ein Fehler ist das herunterschlingen! Genießen, langsam essen, gut durchkauen und dann kann man auch alles zu sich nehmen. Statt auf der Couch zu liegen sollte man einfach mal einen kurzen Spaziergang unternehmen. Dann passt es schon!

    Es gibt unzählige Diäten, die kurzfristig helfen können. Danach kommt dann wieder der Heißhunger!

    1. Es gibt Käse, der bei 0,5% oder weniger schmeckt, aber er ist nicht jedermanns Geschmack: Harzer. Aber da gehört dann doch auch etwas Butter drunter, die man bei selbstlaufendem Camembert durchaus weglassen kann.
      Ansonsten stimme ich Dir zu.

    1. Mir ist so, als ob die Franzosen auch einen Käse haben, etwas spezieller und auch kaum Fettprozente. Aber das gute an einem guten Harzer ist ja das bißchen Butter, was man sich auf Grund seines geringen Fettgehaltes darunter schmieren darf. Allerdings muss ich auch eins sagen: So einen richtig guten Harzer wie früher findest Du heute nur noch ganz, ganz schwer. Damals war er zwar gern auch mal noch sehr quarkig, aber wenn er gut durch war, dann war er richtig gut. Allerdings war es dann auch ein typisches Nicht-Sommer-Gericht, da er nie im Kühlschrank gelagert werden konnte. Bei uns zu Hause hing er immer am Küchenfensterthermometer (natürlich draußen!). Hmmmmm. Aber sowas gibts heute nicht mehr…

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