Wie wichtig manchmal Groß- und Kleinschreibung ist …
Es ist Wahlkampf und die Laternen sind kaum noch zwischen den ganzen an ihnen befestigten Plakaten zu erkennen. Und wenn man sich zügig an ihnen vorbei bewegt, dann bekommt man ein eigentümliches Konglomerat an Werbeaussagen mit, und ist hinterher eigentlich genauso schlau wie vorher, wenn man sich die Frage beantworten will, was den am 26.09. zu wählen ist. Aber das Schöne an den Plakaten ist, dass man wunderbar erkennen kann, wer Amateur und wer Profi ist (oder zumindest Amateur, der mit Profis zusammenarbeitet.
Früher hab ich ja mal was gelernt, studiert sogar. Und einer der Lehr-Gänge hieß AvUM. So weiß ich noch, wie es Episkop funktioniert und wieviele Zeilen man auf eine Polylux-Folie maximal schreiben sollte, damit die Lernenden den Inhalt auch erfassen können. Der Polylux heißt jetzt Overheadprojektor und ist auch nicht mehr uptodate. Aber das mit dem Inhalt gilt sicher noch. 11 Zeilen Text, auf die Gesamthöhe verteilt, sind die maximal empfohlene Menge für mittlerweile gebeamerte Infoanzeigen. Aber die Lernenden haben ja Zeit, sich die Anzeige anzuschauen.
Die Zeit hat der Verkehrsteilnehmende nicht, an den sich die Laternenwerbung richtet. Zwei oder drei Sekunden höchstens stehen zur Verfügung, um den Inhalt einer Laterne zu erfassen. Selbst der große Slogan der französischen Revolution 1789 ist in der Zeit schlecht unterzubringen.
Freiheit, Gleichheit, Brü …“
Hä? „Brü…“ was? Brühwurst? Neee, das Wort war länger.
Texte, mit Inhalt(!), teils auch ohne, stehen auf den Plakaten. Nichts gehen die Grundidee, Positionen und Einstellungen im Wahlkampf rüberbringen zu wollen, aber nicht mittels der Laternenplakate! Das bringt nichts. Und lenkt den Verkehrsteilnehmenden ggf. von der Verkehrsteilnahme ab.
Jetzt braucht ihr mir aber nicht mit den Fußgehenden zu kommen, die ja mehr Zeit zum Lesen haben. Stimmt. Aber an Durchfahrtsstraßen kommen die auch eher selten vor. Da könnten die Kandidierenden eher unterschiedliche Plakate für Bereiche nur mit Autos/Fahrrädern und solche mit Fußgehendenverkehr aufhängen. Natürlich passend zur Gegend. Und sagt mir jetzt nicht, das ginge nicht, man könnte doch nicht unterschiedliche Plakate drucken! Doch, das geht. Wer genau hinsieht, zeigen manche Plakate mit Inhalt auch jetzt schon unterschiedliches.
Die Profis machen es (zumindest in diesem Aspekt) richtig: Konterfei drauf, Namen, Partei, Zweiwortslogan. Punkt.
P.S.: Eine Bemerkung noch zu einer Wahlkampfplakataussage, die ich leider sehen musste: Ich zahle bereits seit Anfang 2013 keine GEZ-Gebühr mehr. Ganz legal, ohne Antrag, ohne Befreiung. Wer im heute lebt und den Blick nach vorn richtet, sieht auch, welche Kultur- und Medienkompetenzförderungen über die Rundfunkbeiträge mitfinanziert werden, und dass ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der sich mit den Bedürfnissen entwickelt, gut für eine Gesellschaft ist; bei allen offenen Baustellen, die es zu kritisieren gilt und die behoben gehören.