Da ziehe ich doch neulich ein dunkelrot gehaltenes Faltblatt aus meinem Briefkasten und muss bei einem flüchtigen ersten Blick denken: “Huch, schon wieder ein neuer Pizzaservice?” Wie die sich immer alle halten können … Oder hat sich nur ein altbekannter neu benannt?
Das genaue Studium brachte dann aber durchaus etwas anderes an den Tag. Sicherlich kann man über die angegebene Telefonnummer auch eine Pizza bestellen, genauer gesagt 18 verschiedene plus die selbstzubelegende Partypizza, aber es gibt noch mehr auf der Liste. Wesentliche Ursache ist, dass sich eben kein neuer Pizzaservice gegründet hat, sondern ein italienisches Restaurant jetzt wohl auch einen Lieferservice anbietet.
Die Idee ist sicherlich gut, nur sollte man sich als Restaurant bei der Herausgabe der Speisekarte für die neue Dienstleistung Gedanken über deren Inhalt machen. Auf den ersten Blick am einfachsten ist es natürlich, die Karte aus dem Stammhaus direkt zu übernehmen. Die Küchenmannschaft kennt die Rezepte, das wird sich schon alles auch gut transportieren lassen, immerhin übersteht es ja den Weg von der Küche ins Restaurant. Damit sich die Sache aber auch rechnen lässt, wird ein Mindestbestellwert raufgeschrieben (10 €) und ein Liefergebiet (Neubrandenburg).
Die Küche steht mitten in der Südstadt, deswegen würde ich mich freuen, wenn Weitiner, Datzeberger oder Monckeshofer Einwohner mal etwas aus der Liste bestellen. Da möchte ich mal Mäuschen spielen, wenn im Restaurant die telefonische Bestellung für 4 Latte Macchiato eintrifft. Oder am Abend 4 große Bier vom Fass, 3 Gin Tonic oder ein Manhattan und ein Caipirinha. Auch allein mit 6 Espressos (oder Espressi) ist man über den Mindestbestellwert; das vielleicht eine Idee für das Ende der Mittagspause im Großraumbüro, in der Abteilung oder der Redaktion.
Natürlich kann man auch etwas zu essen bestellen. Es gibt fast alle Standards eines hiesigen italienischen Restaurants. Die Preise sind gängig. Allerdings weiß ich nicht, ob ich wirklich etwas essen möchte, wenn ich es aus einer Liste von über 140 verschiedenen Gerichten auswählen muss, wo nur bei 8(!) in der Beschreibung das Wort “frisch” (meist in Kombination mit Gemüse, aber auch mal mit Tomate oder Champingnon) auftaucht. Der übergroße Rest ist also sogenanntes Convenience oder auch Fertiggerichte. Sicherlich gibt es hier große Unterschiede, die reichen von separat vorgegartem und portionieren Gemüse oder Fleisch und abgepackten Soßen bis hin zum fertigen Assietten-Essen, das nur noch in der Mikrowelle erwärmt und dann auf dem Teller angerichtet wird. Kantinenessen ist im letzteren Fall besser, allerdings auf dem Teller meist nicht mehr so schön.
Merke: Je länger die Speisekarte, desto vorgegarter das Essen.