Die RundumGenuss-Woche 04/2013

Weblog kommt schließlich auch irgendwie von Tagebuch. Und auf der Suche nach der Weiterentwicklung dieses Blogs kann man ja auch mal was neues ausprobieren.

Nachdem die Woche beim Gelderwerb recht arbeitsam war – irgendwie muss da mal was optimiert werden – ist es in der Freizeit relativ ruhig. Immerhin habe ich es hinbekommen, vier Blogartikel zu schreiben: über riesige gepökelte Industriehühnern, WLAN-Netze meiner Nachbarn, Bratkartoffeln und marinierten Hühnerbrüsten.

Aufgeschoben wurde aber auch einiges: Neue Folgen EiTV wollen geplant werden, aber da fehlt spätestens die Idee, was das jeweilige Thema werden soll. Irgendwie bin ich gerade etwas unkreativ. Wortspiele scheinen aber so ein bißchen mein Ding zu sein, oder einfach nur Formulierungslüste. Bei einigen anderen, von mir verfolgten Blogs, habe ich einige Kommentare hinterlassen. Dabei habe ich dort auch viel interessantes gelesen. Twitter war auch wieder ganz lustig.

Ebenfalls aufgeschoben, aber auch schon öfter, habe ich mal wieder das Aufräumen meines Feedreaders. Ich habe mal nachgeguckt: 667 Feeds habe ich abonniert, wovon ich einige sofort als gelesen markiere und dann nicht weiter beachte. Sicher: Für zwei Radiosendungen und drei Blogs braucht man schon ein paar Themenanregungen und auch die private Neugier will befriedigt sein, aber wenn das bedeutet, täglich 1000 bis 1500 Nachrichten zu sichten, vom Lesen will ich da gar nicht sprechen, dann ist das doch etwas viel. Man müsste irgendwie rausbekommen, welche der Feeds ich am wenigsten gelesen habe …

Mein Hausarzt droht auch mit Liebesentzug. 😉 Zu Recht. Es ist aber auch zu einfach zu sagen, nimm mal etwas ab, vor allem, wenn es so viele leckere Sachen gibt. Und meine liebsten Hobbys haben entweder relativ wenig mit Bewegung zu tun oder erzeugen schmackhafte Speisen. Ein Bürojob ist auch eher bewegungsarm. Nun ist mir vermutlich schon in der Schulzeit beim Sportunterricht die Lust an der Bewegung gründlich ausgetrieben worden.

Apropos Essen. 😉 Schon am letzten Wochenende gekocht, Montag, Dienstag und Mittwoch gegessen wurde ein leckerer Kohleintopf. Zum eigentlichen Anlass ging er zwar kaum weg, aber Kohleintopf ist auch nicht jedermanns Sache. Ich durfte mich aber über die positiven Kommentare derjenigen freuen, die mithalfen, den großen Topf zu leeren. Vielleicht sollte ich mal eine Bouillabaisse kochen, oder eine der etwas exotischeren Suppen, die es bei Anthony Bourdains Fernostreisen so zu sehen gab. Aber die muss ich dann wohl allein essen. 😉

In einem Gespräch über Fleischnachahmerprodukte für Vegetarier kam die Idee auf, Gemüsenachahmerprodukte für Fleischessser zu entwerfen. Das wird das nächste große Ding … Zumindest eine schöne Herausforderung, um die kleinen grauen Zellen nicht einrosten zu lassen. Mal sehen, ob mir da mal was zu einfällt. Falls einer eine Anregung hat, immer her damit.

Vegetarisch kochen für Gäste

Keine Angst, ich falle nicht vom Glauben ab. Aber unter der o. g. Überschrift veröffentlichte unlängst ein Werbeblättchen* einen Expertentipp der Dipl. Ernährungswissenschaftlerin Kathleen Peterka, in Personalunion auch noch Redakteurin für das Druckwerk. Folgenden Gedanken kann man sich ja mal auf der Zunge zergehen lassen:

… mit der vegetarischen Genießerküche. Längst hat sie sich vom „Essen von Beilagen“ emanzipiert. Aromatische Küche ist angesagt. Die Gerichte sind durch … Dämpfen und Dünsten fettarm und durch den Einsatz von vielen Gewürzen auch gut verträglich.

Diese herausragenden Eigenschaften gehen natürlich der normalen Küche ab. Wer erinnert sich nicht mit Grausen an fade Rindergulasch, an fetttriefende Saltimbocca oder unverträgliche Hühnersuppen. Kochtechniken wie Dämpfen und Dünsten sind in der normalen Küche verboten. Wussten Sie das nicht? Auch die Verwendung von Kräutern und Gewürzen ist allein der vegetarischen Küche vorbehalten.

Aber es werden noch weitere Kochweisheiten unters Volk gebracht, die vorher auch noch kein Mensch kannte:

Ein Menü lebt von den Gegensätzen … Auf eine cremige Suppe kein „suppiges“ Gericht wie Ragout folgen lassen. Eher etwas „zum Beißen“ wie überbackenes Gemüse oder ein knackiges Wokgericht.

Ein deutschsprachiger Satz lebt von den Verben. Auf ein Subjekt folgt das Prädikat und das Objekt. Fängt man mit dem Objekt an, folgen Prädikat und Subjekt in der Reihenfolge. Nur bei Nebensätzen steht das gebeugte Verb am Ende, aber es ist in jedem Fall vorhanden. Wenn, dann verzichtet man mal auf das Objekt.

Böse Zungen behaupten, Vegetarismus, vor allem in seinen schärferen Formen,  wäre eine Essstörung. Sicher ist das Weglassen von Verben weniger gesellschaftlich relevant wie das Weglassen von Fleisch. Zu einem vollwertigen Deutsch gehören die Tu-Wörter aber dazu.

*) Tip der Woche (17.12.2012)

Inkonsequentitäten

Dieses hervorragende Osterwetter in diesem Jahr lässt Freiräume für das Schweifen lassen der Gedanken. Eigentlich brach in in unsere schöne Gegend auf, um vielleicht ein paar schöne Frühlingsbilder fotografisch zu erstellen, allein: Die Natur ist noch nicht soweit. So blieb mir beim Fahren ein Quentchen Gripskastenleistung übrig, um einige Gedanken zu ordnen, die mich in der letzten Zeit überfallen hatten.

Zum einen erreichten mich rückblickend einige Äußerungen zum Thema Vegetarismus, vor allem aus ökologischen Gründen, zum anderen tauchte in meinem Gesichtskreis die Slow-Food-Bewegung, wenn auch nur medial unterstützt, auf. Und natürlich schwebt mir Frank immer noch im Hinterkopf rum, mein Ernährungsberater, der zumindest meiner gravitativen Entwicklung Einhalt und Umkehr zur lockerer Leichtigkeit verordnet und faktisch untersetzt hatte.

Dabei stellte sich mir die Frage, ob es vegetarische Slow-Food-Anhänger gibt. Die Slow-Food-Bewegung – in Deutschland natürlich ein e.V., Ordnung muss sein – setzt sich für gute, saubere und faire Lebensmittel ein. In einem Flyer (PDF) gibt es nähere Infos. Die drei Grundprinzipien sind

  • wohlschmeckende Lebensmittel, die alle Sinne ansprechen und Teil der lokalen Kultur sind
  • Lebensmittel, die in Harmonie mit Natur und Umwelt erzeugt und ohne Zusatzstoffe verarbeitet sind
  • Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen und zu fairen Bedingungen für die Erzeuger.

Wer einen Moment darüber nachdenkt, wird schnell feststellen, dass hier einiges über den Bio-Begriff hinaus geht. Wichtig finde ich unter anderem den regionalen Bezug der Lebensmittel, was vor allem auch kurze Transportwege u.ä. einschließt.

Der Vegetarier an sich ist ja doch auch ein Mensch wie jeder andere, das bezieht sich vor allem auch auf seinen Nährstoffbedarf. Über mögliche Mangelernährung durch vegetarische Kost gibt es im Internet sicher die verschiedensten Abhandlungen, einige Vitamine sind, wenn man sich nicht auskennt, schlecht über pflanzliche Nahrungsmittel erschließbar, vor allem, wenn man, wie ich, in Orientierung an den Slow-Food-Grundprinzipien (künstliche) Nahrungsmittelergänzungen von vornherein ausschließt.

Unter diesem Gesichtspunkt braucht man sich aber gar nicht so sehr ins Detail verlieren; es reicht, sich auf die Grundnahrungsbestandteile zu konzentrieren: Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate. Diese braucht jeder Körper, ohne sie werden selbst Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe sinnlos. Während Fett und Kohlenhydrate vorwiegend der Energieerzeugung dienen und sich ggf. auch gegenseitig ersetzen können, wird es beim Eiweiß spannend, da es Grundbestandteil des Lebens ist und nicht durch die anderen beiden ersetzt werden kann.

Genau hier liegt jetzt der Knackpunkt zu den Slow-Food-Prinzipien, vor allem der regionalen Erzeugung von Lebensmitteln. Pflanzliche Eiweißträger sind in der hiesigen Kultur selten. Namhafte Quellen sind vor allem die Hülsenfrüchte, also Bohnen, Erbsen, Linsen. Gerade letztere sind, was ihre Eiweißbestandteile betrifft, für die menschliche Ernährung so wertvoll, dass, wie ich mal von kundiger Stelle gehört habe, man lieber ab und zu eine Dose Linseneintopf essen sollte, als ganz auf dieses Gemüse zu verzichten.

Das Allheilmittel Sojabohne fällt unter dem verschärften ökologischen Blickwinkel aus der Betrachtung raus. Zwar wird es mittlerweile auch in Deutschland angebaut, ich befürchte aber, dass damit eine umfassende Versorgung nicht möglich ist. Unser Klima spricht dagegen. Dafür werden dann gern mal in Brasilien Urwälder abgeholzt, um massiv (Gen-)Soja anzubauen. Umweltverschmutzungen durch den Transport usw. kommen hinzu. Ich weiß nicht, ob diese ökologischen Katastrophen akzeptierbar sind für Leute, die wegen des Tierschutzes auf etwas verzichten.

Ob dieser Verzicht Tierschutz bringt oder nicht andererseits das Leid verschärft, ist wohl noch nicht hinreichend untersucht. Ob nicht die Förderung artgerechter Aufzucht und Hege von Nutztieren mit allen Konsequenzen die bessere Alternative ist, ist sicher auch nicht belegt, liegt gedanklich aber nahe. Und ob die Umerziehung fleischfressender Haustiere zu Vegetariern/Veganern einfach nur Tierquälerei oder doch nur pervers ist, wird irgendwann die Natur entscheiden, die als einzige für sowas zuständig ist. Irgendwo habe ich mich darüber schon mal ausgelassen.

Vegetarismus ist nur in einer globalisierten Welt sinnvoll möglich, was ihren Sinn (genau wie den der Globalisierung)  anzweifeln lässt. Gerade, was eine wirklich gesunde und natürliche Ernährung betrifft, die regional verankert ist und sich an der Umgebung des Menschen orientiert, greift der Vegetarismus zu kurz und ist mit anderen wirklich sinnvollen Modellen wie zum Beispiel der Slow-Food-Bewegung oder einer nährstoffgerechten Ernährung schwer vereinbar. Ob das Leben als Vegetarier wirklich gegen die verabscheuungswürdige Massentierhaltung hilft, darf bezweifelt werden, fördert es nicht die wirklichen Alternativen. Außerdem ist der mitteleuropäische Vegetarier ein Ergebnis der Luxusgesellschaft; er sollte sich auch ständig vor Augen halten, dass er ohne den Fleischverzehr seiner Vorfahren noch immer auf dem Baum im Urwald sitzen würde.

P.S.: Gibt es eigentlich eine Vegetariergruppierung bei der grönländischen Landbevölkerung. Das würde mich mal interessieren.

Was es nicht alles gibt: Haptovegetarier

Zugegeben, den Begriff gibt es nicht. Er ist mir eingefallen. Aber jedes Kind braucht einen Namen und der ist passend. So was habe ich neulich mal erlebt. Wobei auch eine kleine Unterstellung dabei ist, konnte ich die diese Begriffsbildung auslösende Person nicht nach genaueren Einzelheiten befragen.

Das Volk der Vegetarier ist genauso vielfältig wie die Menschheit als solches. Die bekanntesten Schlagworte  sind Veganer, Flexitaristen, Pescetarier, Ovo-lacto-Vegetarier u. v. a. m. zuzüglich diverser Zwischen- und Mischformen, wobei einige Formen bei strengen Vegetariern nicht als solche gelten.

Haptovegetarier dürften dazu gehören. Im konkreten Fall aß die Person kein Fleisch, wohl aber Gerichte, die mit Fleisch zubereitet wurden. Im konkreten Fall war es wohl ein Auflauf. Man stelle sich also jemanden vor, der beim Gulasch oder vom Sonntagsbraten nur die Soße, bei der klassischen Lasagne nur die Nudelplatten oder bei Irisch Stew nur das Kraut und die Kartoffeln. Schwierig wird es beim Labskaus, dort Fleisch und Nichtfleisch wieder auseinander zu dividieren.

Wer jetzt meint, dass das kein Vegetarismus ist, hat vermutlich recht, im konkreten Fall  fiel aber der Begriff in Selbstbezeichnung. Man mochte wohl das Gefühl von Fleisch auf der Zunge nicht. Wer macht da eigentlich wem etwas vor?

Dicker Hals an Sauerrahm

Schubladen sind in der Küche durchaus eine praktische Angelegenheit. Löffel, Gabeln, Kellen, Schaber, Mixer, Gewürze und andere Zutaten, Becher, Schneidbretter, Töpfe, Pfannen und was einem sonst noch alles nicht einfällt wollen auch untergebracht sein. Das schafft Ordnung und das Kochen geht leicht von der Hand, findet man gesuchtes doch zügig wieder.

Schubladen verorten sich aber nicht nur physisch in der Küche, auch Gerichte werde immer wieder gern in diverse Schubladen geworfen. Mediterrane Küche, fernöstliche Küche, deutsche Küche (Haxe mit Sauerkraut), amerikanisches Fast Food, französische Küche oder die gute englische … 😉 Natürlich kann man hier auch feiner abstimmen, aber da wird die Zuordnung bestimmter Gerichte schwierig. Salopp ausgedrückt findet sich zum Beispiel die schwäbische Maultasche auch als italienische Ravioli oder als chinesische Wan Tan wieder. Auch die russische Küche bietet etwas vergleichbares, dessen Name mir nur partout nicht einfallen will.

Jede dieser Küchen hat zu Recht etwas besonderes, eine Kategorisierung ist möglich, an vielen Grenzen aber auch wieder sehr unscharf. Nur manchmal verstehe ich es wirklich nicht, warum ausgerechnet die vegetarische Küche so einen besonderen Stellenwert einnimmt. Gerade (28.10.11, 23:30 Uhr, ZDF) habe ich bei „Lanz kocht“ eine derartige Show mal wieder gesehen. Die dort dargebotenen Gerichte sind sicherlich alle lecker gewesen, darum geht es nicht. Es geht nur um den Wirbel, der – mal wieder – um diesen Vegetarismus getrieben wird.

Ich mag beispielsweise keinen Mais; damit kann man mich jagen. Auch Rucola meide ich, so weit es geht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich damit nicht der einzige bin, ist relativ groß. Vielleicht sollten wir uns mal zusammenfinden und eine große Agugaruzenbewegung starten. (Der Begriff leitet sich übrigens vom oberösterreichischen Begriff Gugaruz für Mais ab.)

Die Agugaruzen kämpfen gegen den immer weiter um sich greifenden Maisanbau in Europa. Die Monokulturen auf den Feldern sind ein ökologischer Wahnsinn. Durch die Förderung der EU dehnen sich die mit Mais bestellten Flächen immer weiter aus, andere Getreidekulturen oder auch einfach nur Weideflächen werden immer weiter verdrängt. Die Pachten für landwirtschaftliche Flächen steigen ins unermessliche. In den Maiserntemaschinen sterben immer wieder die verschiedensten Tiere, die in den Feldern Zuflucht gesucht hatten.

Das schlimmste kommt aber noch: Der Mais wird mittlerweile nur zu einem Bruchteil für die Ernährung von Mensch und Tier angebaut. Polenta, Taccos, Erdnussflips, Maiskeimöl, Käsebällchen, Popcorn, Grill- sowie Gemüsemais und Schweinefutter sind nur eine Seite. Selbst die ganz süüüüüßßßßßßen Babymaiskölbchen werden zusammen mit Blumenkohlrößchen, Karottenscheiben, kleinen Silberzwiebeln und jungen Gurken in Gläser gepresst, sauer eingekocht und als Mixed Pickles missbraucht.

Die andere, viel schwerwiegendere Seite ist der Entzug des Mais aus der Nahrungskette und die massenweise Verstromung dieser Ackerpflanze. Weltweit hungern die Menschen, aber in Deutschland wird, gefördert durch die Politik, ursprüngliches Nahrungsmittel für die Stromerzeugung angebaut. Biogas ist hier das Stichwort. Alles nur, um den Energiehunger der Gesellschaft zu decken.

Diesem Wahnsinn muss ein Ende gemacht werden. Agugaruzen aller Regionen, kommt zusammen. Nehmt die Vegetariar zum Vorbild, verbindet Euch und kämpft für die Maisfreiheit auf der Erde! Mag er wieder in seinen natürlichen Urzustand zurückkehren und ein frohes Leben leben.

Update: Wie wäre es noch mit einem Link zum Thema? Veganer Stripclub „Casa Diablo“ – Mit nackter Haut zum Vegetarier

Sind Veganer Tierquäler?

Mit dem Gedanken, einen Artikel zu dieser Fragestellung zu schreiben, gehe ich schon länger schwanger. Ein nicht veröffentlichter/-barer Entwurf schlummert schon seit Ende 2009 hier in der Datenbank, bisher fehlte mir aber der schlüssige Aufhänger und eine Idee, wie ich den Artikel anlegen soll. Die Entscheidung wurde mir jetzt erfreulicherweise aus der Hand genommen, veröffentlichte doch eine bekannte Tageszeitung ein Interview mit niemand geringerem als dem Gründer und Vorsitzenden der veganen gesellschaft deutschland Christian Vagedes.

Zwei oder drei grundsätzliche Gedanken möchte ich voranstellen. Die Reihenfolge stellt aber keine Wertung dar.
Der Mensch ist, biologisch gesehen, ein Allesfresser; es gibt sogar welche, die meinen, wir wären Aasfresser. So weit würde ich nicht gehen wollen. Allesfresser zu sein heißt, bestimmte Nahrungsquellen auszuschließen, wäre keine artgerechte Ernährung.
Massentierhaltung, wie sie leider zur Erzeugung von Fleisch heutzutage üblich ist, gehört durch eine artgerechte, naturnahe Aufzucht ersetzt. Dagegen zu kämpfen ist wichtig, die Nutzung von Bio-Ware ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Er sollte zumindest dadurch ergänzt werden (gerade auch bei Fleischprodukten) auf regionale Erzeuger zu achten.
Naturnah sollte auch die Ernährung des Menschen sein, verarbeitete Nahrungsmittel sind, so weit es geht, zu vermeiden; (meist) industriell hergestellte hochverarbeitete Nahrungsmittel gehören definitiv nicht in den Menschen.

Nun aber zu den Äußerungen im oben genannten „Streitgespräch“.

… und Menschen hungern, weil wir die falsche Ernährung haben.

Das ist wohl das kleinere Problem, vor allem, wenn man bedenkt, dass zwischen dem Erzeuger und dem Endverbraucher in Europa etwa die Hälfte aller Lebensmittel auf dem Müll landen. Nicht, weil sie schlecht sind, sondern weil sie unter anderem zu viel produziert wurden. Ein Indiz für die Aussage: hier.

Wir haben die Alternativen schon da, leckere Würstchen aus Weizen, aus Tofu, sogar aus Lupinen …
eine protein- und eiweißreiche Hülsenfrucht …
… da kann man sich dran gewöhnen.

In den USA gibt es sogar Turkey in vegan für Thanksgiving. Wir müssen die kulturellen Codes nicht aufgeben, wir müssen sie nur veganisieren.

Wie pervers ist das denn? Industrielle Nachahmerprodukte als besondere Delikatessen herauszustellen, das hat nichts mit einer natürlichen Ernährung zu tun. Wenn sich die Menschen vegan ernähren möchten, ist das ihre Entscheidung. Vegane Fleischdummys in die Ernährung zu integrieren, heißt aber, sich selber etwas vor zu machen. Außerdem wird die Lebensmittelindustrie unnötigerweise unterstützt, ist es doch manchmal nicht nachvollziehbar, was in diesen Fleischsimulantien alles drin ist, um den Versuch unternehmen zu können, dem Original zu entsprechen. Das ist Ressourcenverschwendung und Verbrauchertäuschung. Man könnte den Eindruck gewinnen, entsprechende sojabohnenverarbeitende Industrien fördern das Veganertum, um ihre Produkte los zu werden. Entsprechende Vorwürfe („Von der Halbzeitvegetarier-Kampagne geht das falsche Signal aus. Ich weiß nicht, ob sich Frau Rimpler (Teilnehmerin des Streitgesprächs – DirkNB) darüber bewusst ist, dass die Flexitarier-Bewegung (Flexitarier = Halbzeitvegetarier – DirkNB) in den USA von den Lobbyisten der Fleischindustrie unterstützt wird.“) werden auch in Gegenrichtung kolportiert.

Jeder, der tierische Produkte isst, hat eine Mitverantwortung für das Leiden dieser Lebewesen.

Provokant gefragt: Wer sagt uns eigentlich, dass Pflanzen die niederen Lebewesen sind, um sie eher als Nahrungsgrundlage zu definieren als Tiere? Die Erkenntnis ist in der Wissenschaft zur Zeit Mode, aber es gab Zeiten, da war es auch Mode, sich die Erde als Scheibe vorzustellen. Es gibt Hinweise, dass der Menschenaffe seine Entwicklung zum Menschen damit eingeleitet hat, dass er Fleisch zu sich nahm. Einen weiteren Sprung in der geistigen Entwicklung unternahm der Mensch wohl, als er anfing, das Fleisch nicht mehr roh in sich hinein zu stopfen, sondern es über offenem Feuer zu garen. Ist es nicht erstaunlich, dass erst der Fleischgenuss solche Geistesleistungen wie das Veganertum möglich gemacht hat.

Im Moment gibt es immer mehr Menschen, die von heute auf morgen vegan werden …

Ein Modell, dessen schnellstmögliche Umsetzung für viele sendungsbewusste Veganer das wichtigste Ziel ist. Wie bei vielen Zielsetzungen kann man sich auch hier mal vorstellen, was passieren würde, wenn das Ziel kurz vor dem Erreichen wäre. Stellen wir uns also vor, 95% der Menschheit lebten ab morgen vegan, natürlich den Tieren zuliebe. Was passiert dann aber mit den Nutztieren, die auch gern mal in einschlägigen Kreisen als Ausnutztiere bezeichnet werden? Seit Jahrhunderten sind diese Tiere daraufhin gezüchtet worden, dem Menschen als Nahrungsgrundlage zu dienen. Einfach frei lassen geht nicht, sie sind auf die Betreuung durch den Menschen angewiesen. Kühe, Schafe, Ziegen müssen trotzdem gemolken werden. Schweine, Hühner, Enten müssen trotzdem gepflegt werden. Wer macht das? Und vor allem: Wer bezahlt das? Der Wirtschaftskreislauf ist durch den nicht mehr möglichen Verkauf der Produkte zerstört. Soll das auch der Staat übernehmen? Und die trotz fehlender Nachfrage erzeugten Lebensmittel wie Milch, Honig, Eier sollen einfach weggeschmissen werden? Wer zahlt die Entsorgung? Irgendwann stirbt natürlich jedes Nutztier mal von allein. Auch hier stellt sich die Frage der Entsorgung, aber nicht nur. Wichtiger wäre die Frage, wo die natürlichen Düngemittel (Mist, Dung, Jauche) dann herkommen sollen? Einen Anteil wird der Kompost und die menschliche Ausscheidung leisten, aber reicht das? Oder soll hier wieder auf künstliche (industrielle) Produkte zurückgegriffen werden?

Wir Veganer leiden ja nicht, wir begeistern uns daran.

Das erinnert mich ein wenig an Masochisten. Die lassen sich auch gern quälen und Schmerzen zufügen, aber es erregt sie und sie ziehen ihren Lustgewinn daraus. Das zu einem Massenmodell zu machen, heißt, es zu übertreiben.

Tierisches Protein ist nicht gesund, sondern ein Gesundheitsrisiko.

Eine schöne Aussage, aber verbindliche Nachweise fehlen. Das liegt aber vor allem an der Ernährungswissenschaft an sich. Solange keiner weiß, wie die menschliche Verdauung im Komplex mit dem ganzen Körper überhaupt und bis ins letzte Detail funktioniert, sind Schlussfolgerungen immer fragwürdig. Statistische Studien gibt es mannigfaltig. So las ich neulich von einer, die zeigte, dass Fleischgenuss keinen Einfluss auf Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen hat, der Verzehr von Wurst (= verarbeitetes Produkt) aber schon. Ob die Pökelsalze ihren Anteil daran haben, steht nicht fest.
Ein anderes schönes Beispiel ist das Schweinefett. Beinahe nichts gilt als ungesünder, was für die industriellen Mastschweine wohl auch gilt. Untersuchungen sollen aber gezeigt haben, dass der Speck naturnah aufgezogener Schweine ob seines Gehaltes an ungesättigten Fettsäuren beinahe genauso wertvoll ist wie kaltgepresstes Oliven- oder Rapsöl.

Es gibt gesellschaftliche Probleme, die auch dem Veganertum als Basis und Begründung dienen, mit denen wir uns dringend auseinander setzen müssen. Das Stichwort „Massentierhaltung“ ist gefallen, die Lebensmittelverschwendung gehört auch dazu. Aber wenn mir der Fuß weh tut, dann prüfe ich den Schuh, suche mir ggf. einen neuen, hacke mir aber nicht den Fuß ab.