Wer hat Angst vorm … Anglizismus?

Die Frage oben ist natürlich rein rhetorisch. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass eigentlich fast jedes Wort, das wir heute sprechen, aus irgendeiner anderen Sprache stammt. Neben Englisch stehen Französisch, Persisch, Indisch, Lateinisch, Griechisch ganz weit oben in der Quellsprachliste. Aber das nur nebenbei.

Schön wäre es, wenn gerade auch diejenigen, die sich mit der Deutschen Sprache von Berufs wegen beschäftigen, diese auch korrekt und sauber anwenden. Sprachneuschöpfungen sind manchmal ja durchaus auch erwünscht, aber wird mit diesen immer das gesagt, was gesagt werden soll? Zwei Beispiele für die Verwendung der deutschen Sprache habe ich heute im Netz gefunden. Einmal hat Medienhandbuch.de etwas interessantes veröffentlicht:

Ist da nicht eigentlich ein Datenmissbrauch gemeint? Wie kann man den Datenschutz missbrauchen?

Schöne Beispiele gibt es auch, wenn amtsdeutschartige oder andere Pseudofachbegriffe einfach in den normalen Gebrauch aufgenommen werden. “Abverkauf” ist so etwas. Wo liegt der Unterschied zwischen Abverkauf und Verkauf? Oder was für die Technikfreaks: weil mir “Daten auf den Server geuploadet (oder upgeloadet oder hochgeladen …)” zu lang war, habe ich zu dem sinnentsprechenden Verb gegriffen und die Daten geservert.

Die Polizei hat ja auch ihre eigene Sprache, und ein Begriff fand heute Eingang in einen Presseartikel bei MVRegio.de:

Deutsche Sprache, schöne Sprache.

Tote durch Feueralarm(?)

Feuerwehreinsätze sind gefährlich. Zumindest, wenn man mvregio.de Glauben schenken darf. Dort heißt es:

13.05.2009: Schwerin/MVregio Rund 600 Menschen sterben jährlich in Deutschland bei Bränden. Allein in Mecklenburg-Vorpommern kamen in 2008 bei insgesamt 3956 Feuerwehreinsätzen neun Personen ums Leben.

Da würde ich ja die Feuerwehreinsätze mal schnellstmöglich auf einen Prüfstand stellen, wenn dabei so viele Menschen ums Leben kommen. Oder sollte man sie gleich ganz verbieten? Zumindest in öffentlichen Einrichtungen?

Piet Klocke nutze in seinem Programm “Abenteuer im Dioprienanzug” einen schönen Begriff, der dafür passen könnte: “Formulierungsfraktur”. 

P.S.: Den Anglizismus im gleichen Satz hätte sich mvregio.de aber auch klemmen können. Im Deutschen heißt es immer noch “im Jahr 2008”.

Einigkeit und Recht und Ordnung

Deutschland ist berühmt für allerlei Sachen, sei es die Wertarbeit “Made in Germany” oder der deutsche Ordnungssinn. Dem Klischee nach soll ja mal einem Deutschen eine gute Fee erschienen sein, die ihm anbot, ganz nach seinem Wunsch, entweder die Unmenschlichkeit oder die Unordnung von der Welt zu verbannen. Der Deutsche soll sich für die Abschaffung der Unordnung entschieden haben.

So verwundert es auch niemanden, dass vieles (um nicht zu sagen alles und jedes) im gesellschaftlichen Leben durch Gesetze, Regeln, Verordnungen, Satzungen und dergleichen geregelt ist. Das macht das Leben durchaus einfacher und bequemer, weiß man sich doch wohlbehütet und umsorgt. 

Aber ist jede dieser Regelungen wirklich notwendig? Erübrigen sich nicht manche Regeln von allein, wenn ihre Durchsetzung nicht überwacht und Verstöße reglementiert werden? Sind da nicht mal ein paar grundsätzliche Gedanken zum Regularium und zur Regulierungswut als solches notwendig? Fragen über Fragen.

Nur was soll mit einem Regelwerk gemacht werden, wenn geschätzte 95 bis 99% aller Verstöße dagegen nicht geahndet werden? Ich gebe zu, die Frage ist etwas provokativ, aber die Zahlen dürften in ihrer Größenordnung stimmen. Wobei ich um genaue Beachtung der Formulierung bitte. Es verstoßen nicht 95% aller Bundesbürgerinnen und -bürger gegen das Regelwerk, dass ich im Hinterkopf habe, das geht schon mal technisch-organisatorisch nicht, weil nicht so viele überhaupt davon betroffen sind. Wobei ich mir allerdings vorstellen könnte, dass drei Viertel aller Betroffenen schon mal gegen mindestens eine der Regeln in dem Regelwerk verstoßen haben. 

Klingt nicht gut, nicht wahr. 75% aller Betroffenen haben schon mal gegen Teile des Regelwerks verstoßen, aber 99% aller Regelverstöße werden sowieso nicht geahndet. Die Statistik sieht nicht gut aus, ist damit aber die Straßenverkehrsordnung überflüssig? Wer hält sich noch an diese? Wenn ich mit 30 km/h über die Brücke Demminer Straße fahre, bin ich ein angehuptes und bei Sperrlinie überholtes Verkehrshindernis. Wenn ich durch die Fußgängerzone Treptower Straße gehe, muss ich mich durch parkende(!) Autos – ganz frech auch mit Warnblinkanlage – durchschlängeln, wo selbst ein anderthalbminütiges Halten bereits mit 30 Euro geahndet wird; wenn es denn geahndet wird.

Die Beispiele lassen sich nach Belieben fortsetzen. Aber ist das normal?

Thunfisch, exra mit Mozarella überbacken, + Sauce-Hollondaise + Fusili, Nachtisch: Apel mit Lemmon + Vanillle

Speisekarten sind das Aushängeschild jedweder gastronomischen Einrichtung, wobei es dabei gleichgültig sein sollte, ob 5-Sterne-Restaurant oder Imbissbude. Und gerade, wenn man sich neu auf den entsprechenden Markt begibt, legt man sich doch gerade auch bei den Aushängeschildern mächtig ins Zeug.

Unter dem Namen PicNic eröffnete vor einiger Zeit ein neuer Pizzaservice in den alten Räumlichkeiten von Pronto seine Pforten. Schön auch, dass die Werbeagentur für die Menükarten gleich nebenan sitzt. Bemerkenswert ist nicht nur, dass auf der Karte nicht weniger als 20 Rechtschreib-, Tipp- und Grammatikfehler zu finden sind, so mancher Grafiker wird beim Anblick des zum Teil typografischen Desasters spontan an Berufsaufgabe denken.

Allerdings steht Buchstabensalat oder -suppe nicht mit auf dem Plan. Das Internetangebot sieht da noch richtig gut gegen aus, scheint aber von einer größeren Kette zu kommen, aber weder das Impressum, noch der Registrierungseintrag bei der Denic entsprechen den Regeln der entsprechenden Gesetzgebung.

Ein wenig Feinschliff bedarf es also noch. Aber ansonsten wünsche ich dem neuen Pizzaservice alles Gute.

Der wievielte ist das eigentlich? In meinem Menükartenhalter finden sich mittlerweile 15 Faltblätter. Davon ist einer aber nur von einem Getränkedienst, ich weiß aber, dass ich von einem Anbieter keine Karte habe. Also ein Anbieter pro 4400 Einwohner. Lohnt das?

Spitze Feder oder spitze Schaufel

Wichtig in der deutschen Sprache sind ja auch Füllwörter, “Gänsefüßchen” und ähnliche Wortkonstruktionen, die andeuten, dass nicht immer alles, was geschrieben steht, auch wörtlich zu nehmen ist. So passiert in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.

Zitat:

Am 17. Juni 2008 um 14 Uhr nimmt Oberbürgermeister Dr. Paul Krüger den symbolischen ersten “Spatenstich” zur Neugestaltung des Marktplatzes Neubrandenburg vor.

Zitat Ende.

Man stelle sich das mal wortwörtlich vor. Bei dem Betonboden würde unser OB aber eine ganz spitze Schaufel benötigen. 😉

Kann etwas gleichzeitig in und out sein? Ja!

Zeitung lesen bildet nicht nur, es ist auch immer wieder amüsant. So geschehen in der heutigen Ausgabe des NK (24.01.08, NZ, Seite 18, rechte Spalte). Quelle der guten Laune ist die In & Out-Liste von Jonas (15). Er schreibt, dass er Leute total out findet, die immer das Neueste haben wollen, um angesagt zu sein. Ein paar Zeilen oben drüber stellt er aber fest, dass im Moment richtig in die engen Hosen für die Mädchen und Jungs sind, die es jetzt überall zu kaufen gibt.

Sehe nur ich da einen Widerspruch?