Nörgeln sublokal

Ich bin enttäuscht. Schiebe es aber mal auf den besonderen Tag. Und die besondere Uhrzeit. Aber wenn beim nächsten Mal auch wieder. Dann. Aber von Anfang an. Oder sogar noch davor.

An anderer Stelle wurde angeregt, im Viertel doch einen Frischemarkt zu etablieren. An sich eine gute Idee, aber als grundoptimistischer Mensch würde ich mal sagen: Das wird nichts. Durch die immer weiter fortschreitende Discounterisierung im Denkens der potenziellen Kunden haben derartige Fachmärkte keine Chance. Ein entsprechender Versuch in Wohnviertelrandlage ist nach absehbarer Zeit gescheitert. Die Schließung des letzten Obst-Gemüse-Ladens liegt schon länger zurück. Die vier regionalen Filialbäcker machen nicht in jedem Fall einen wirtschaftlich gesunden Eindruck, den fünften Laden wage ich nicht Bäckerei zu nennen. Bei den beiden regionalen Filialfleischern (einmal mit Fleisch aus dem Schlachthof, einmal aus eigener Aufzucht) bleibt zu hoffen, sie mögen uns noch lange erhalten bleiben.

Letzterer Wunsch hat einen ganz konkreten Grund. Nach meinem heutigen Eindruck scheint gerade auch auf diesem Gebiet ein im Nachbarviertel liegender Supermarkt, zu dem ich bisher immer ganz gern gegangen bin, abzubauen. Es ist zwar nur ein kleines Indiz, aber mit Kleinigkeiten fängt es an. Der Vorteil bisher war die eigene Fleischereiabteilung. Eine recht umfangreiche Bedientheke mit scheinbar auch selbst hergestellten Produkten sowie ein Kühlregal mit im Supermarkt abgepackten Fleischerzeugnissen sprach für den Markt. Es mag dem Zeitpunkt meines Einkaufs (Montag, zwei Stunden vor Ladenschluss) geschuldet sein, dass die Wursttheke schon einen recht aufabgeräumten Eindruck machte. Die Fleischtheke bot noch einiges dar, aber im Kühlregal tummelten sich nur noch fremdabgepackte Waren.

„Isch möschte das nischt!“ – Wer brachte das doch so treffend auf den Punkt? Am Käseregal suchte ich noch nach einem Stück Parmesan, eigentlich Standardausstattung jeder Milchprodukteanhäufung. Auch hier versagte entweder mein Auge oder die Lieferkette. So verließ ich den Laden doch etwas ernüchtert. Lang es wirklich an der Uhrzeit oder doch am Serviceabbau? Nach langjähriger Verbundenheit gibt es natürlich noch eine zweite Chance, aber wenn sich das Bild nicht wieder zum Guten wandelt, werde ich mich, was meine Einkäufe betrifft, wohl doch umorientieren müssen.

 

Der Spurt ins Nichts

Der Service einer Firma ist dann am besten, wenn er durch seine Wirkung, nicht aber unbedingt durch seine Sichtbarkeit glänzt. Und wenn es darum geht, an einem Ort für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen, dann sollte es da ordentlich und sauber sein, ohne dass man viel davon mitbekommt, wie dieser Zustand hergestellt wird.

Positiv hervorzuheben – völlig ironiefrei – sind hier die Mitarbeiter der img – Immobilien Management Gruppe, einer Tochter der städtischen NEUWOGES, die den Unterbau des hiesigen Marktplatzes, eine wunderbare Tiefgarage, immer ansprechend pflegen. Das braucht natürlich seine Zeit, die mutmaßlich außerhalb der normalen Öffnungszeiten liegt.

Geschlossen wird meist um 21 Uhr. Aber auch nur meist. Es gibt zwei wesentliche Ausnahmen: Irgendwo in der Stadt ist etwas los, dann wird auch schon mal bis 22 oder gar 23 Uhr das Tor offen gehalten. Oder, ich habe es wirklich eilig und will zwei Minuten vor Toresschluss noch schnell zu meinem Auto, ohne einmal über den gesamten Marktplatz gehen zu müssen (und in der Garage fast den gleichen Weg wieder zurück). Dann wird natürlich früher geschlossen, als mittels Aufsteller im Einfahrtsbereich informiert wurde.

So stand ich also heute um 20:58 Uhr etwas abgehetzt vor dem Eingang Treptower Straße, der dank seiner geschlossenen Gittertür keiner mehr war, und blickte auf eine aufgeräumte, saubere Parkfläche und mit einem einzelnen Auto, dass unerreichbar schien. Der Raum war zwar noch hell erleuchtet, aber kein Schlüsselgewaltiger in Sicht.

Natürlich kenne ich des Problems Lösung, die in einem Aufstieg und einer Diagonalquerung des Marktplatzes mit anschließendem Abstieg liegt (die Tür unter dem Kulturfinger öffnete sich übrigens noch von allein und ohne Verwendung der Parkkarte). Dieser Weg hatte aber in der augenblicklichen Stimmung des Servicenehmers, also mir, einen Nachteil, führt er doch am Aufsichtsbüro vorbei, durch dessen Fenster ich den Servicekräften bei einer scheinbar amüsanten Tätigkeit kurz zuschauen durfte. Vielleicht sahen sie gerade das Video, wie ich vor ein paar Minuten an der gegenüberliegenden Tür vergeblich rüttelte. Schadenfreude ist die reinste Freude. Dafür durfte ich mir bei der Diagonalisierung des Marktplatzes bei feinstem Nieselregen das schöne 21-Uhr-Turmläuten unserer Marienkirche anhören. Das erdet doch ein wenig.

Vier mal tief durchatmen

Wenn man mal keine Luft bekommt, dann muss man nicht gleich ersticken, zumal, wenn die Luft sowieso nicht für einen selbst ist, sondern eher für des Deutschen liebstes technische Gerät: Das Auto bzw. dessen Reifen. Aber das ist ja überhaupt kein Problem, an jeder Tankstelle gibt es entsprechende Drcukluftzapfstationen, die das gepresste Lebensgut sogar noch kostenlos bereit halten.

Dachte ich mir so, an einem Sonntag im Januar des frisch angebrochenen Jahres. Und ich lernte, dass nicht alles, was selbstverständlich erscheint, dies auch ist. Die als erstes erreichte Tankstelle bot zwei Druckluftautomaten, von denen einer das handkolorierte Schild mit dem Schriftzug „Defekt“ trug, der andere schien, während ich wartete, dass ein weiterer Druckluftverbraucher seine Reifen voll bekam, die eingestellten 2,1 atü mit höchstens 1,6 atü nicht zu erreichen.

Der Weg führte mich zu einer anderen Tankstelle gleicher Marke und gleichen Pächters, der den Platz für die Luftabgabe lieber mit zu leihenden Anhängern blockierte. Die auf der Rückseite auch mal verfügbar gewesenen Drucklufteimer waren auch nicht vorhanden (vermutlich verlängerter Weihnachtsurlaub in wärmeren Gefilden).

Erst die dritte Tankstelle brachte dann endlich die fehlende Luft auf die Reifen, so dass diese den hervorragenden Straßenverhältnissen (Eis, Kies, Sand, Schnee, Asphalt, Wasser, Harsch, Schotter – und das alles auf den knapp 50 Metern zwischen der Luftzapfsäule und der Hauptstraße) wieder besser trotzen konnten. Gibt’s nicht ausreichend Druckluft mittlerweile auch in Dosen? Oder mit zigarettenanzünderstromversorgter Pumpe?