Der 13. Juli 2010 war mal wieder ein Tag der Wahrheit für die Radioschaffenden im Land und bundesweit. Die Daten der Mediaanalyse (Währung und Bauchpinsel der werbungstreibenden – aber nicht nur – Radioprogramme) für das Frühjahr 2010 wurden veröffentlicht. Ein kleiner Pluspunkt vorweg: Es wird wieder immer mehr Radio gehört, eine Tendenz, die sich schon bei den letzten 2 oder 3 MAs abzeichnete.
Wenn man die darauf folgenden Pressemitteilungen der Sender verfolgt, haben meist alle gewonnen. Jeder sucht sich aus dem Zahlenberg das heraus, wo er am besten dasteht. Witzig fand ich diese Spielereien vor etwa einem halben Jahr (MA 2010 I) in Mecklenburg-Vorpommern, als sowohl NDR 1 Radio MV als auch die Ostseewelle den Spitzenplatz für sich in Anspruch nahmen. Während sich der öffentlich-rechtliche Sender mit den meisten Hörern feierte, glänzte der private mit den höheren Hörerzahlen im Land. Und beide hatten recht. Die Schweriner hatten wirklich mehr Hörer, wenn man als Vergleichsbasis auch die Hörer außerhalb unseres Landes mitzählt. Dort wurde aber der Rostocker Sender so gut wie gar nicht gehört. Im Lande selbst schalteten ihn aber mehr Hörer ein. Manchmal kommt es eben doch auf die Formulierung an.
Nur beim Sorgenkind der hiesigen Radiomedienlandschaft sah und sieht es nicht gut aus. Egal, welche Zahlen man sich aus dem Berg griff (Tagesmarktanteil, verschiedene Zielgruppen, Hörer gestern, …), es wollte kein Spitzenplatz dabei herauskommen. Im Gegenteil. Der erste private Radiosender im Land, der seinerzeit mit „Alt wie ein Baum“ von den Puhdys bedeutungsschwanger startete, kämpft gegen den Abstieg. Gerüchten zufolge wird in Plate massiv Personal abgebaut. Die Marktanteile purzeln abwärts.
Aber mit Antenne MV geht es schon seit Jahren bergab, nun scheint der Absturz Fahrt aufzunehmen. Vielleicht müssten sie sich komplett und mit Mut neu erfinden. Nur: Was braucht das Land? Ein anspruchsvolles Informations- und Unterhaltungsprogramm gibt es schon, ein flachdudelndes Musikunterhaltungsprogramm auch. So haben wir also Supermarkt und Discounter. Dazwischen gibt es nichts, außer vielleicht Fachgeschäfte, die aber meist nur gerade so überleben. Für Information und Kultur ist der Markt aber schon gesättigt. Der Ferien-/Urlaubssender im Land ist auch schon einmal insolvent gewesen, das Konzept scheint also wenig ertragreich. Da ist der Stein der Weisen noch nicht gefunden.
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