Papier hat scharfe Kanten, ist manchmal aber auch zweischneidig

Manchmal sind Medien schon eigenartig. Einerseits schreien sie Zeter und Mordio, wenn – aus ihrer Sicht – ein kleines ländliches Amtsgericht die Meinungs- und Pressefreiheit einzuschränken versucht. Über stilistische Fragen soll hier nicht diskutiert werden.

Andererseits schreien sie auch gleich Zeter und Mordio, wenn jemand sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnimmt, zugegeben in etwas drastischen, unpassenden Worten. Aber, wie schon geschrieben, über stilistische Fragen soll hier nicht diskutiert werden.

Überall zu hause?

Stern-Online titelte unlängst: “Jetzt sind wir überall im Sonnensystem zuhause” und meinte, dass mit dem Vorbeiflug von New Horizon begründen zu können.

Nur, weil wie bisher keinen Planeten jenseits der Pluto-Bahn kennen, der unsere Sonne umkreist, heißt das ja noch lange nicht, dass es da keinen mehr gibt.

Und bei den kleinen Freunden, den Planetoiden, waren wir auch noch nicht überall.

Kommunikationspanne beim Kommunikationsriesen

Es gibt da ein altes Weistum, dass man der einen oder anderen PR-Abteilung doch mal in die Köpfe eintrichtern sollte. Ursprünglich kam es mal von den Programmierern und Computerschraubern, aber es gilt auch im normalen Leben.

It’s not a bug, it’s a feature.

In einem großen deutschen, aber auch international aufgestellten Telekommunikationsunternehmen scheint diese Botschaft noch nicht in ihrer allgemeinen Gültigkeit angekommen zu sein. Sowohl Presse- als auch PR-Abteilung haben geschlafen, so dass der Chef unbeschützt der Firma ein riesengroßes Kuckkucksei ins Netz Nest gelegt hat. Stichwort: Drosselkom.

Das große Deutsche Telekommunikationsunternehmen verkündete in persona ihres Vorstandsvorsitzenden, dass die Allgemeinen Geschäftsbedingungen durch einen Drosselparagrafen ergänzt werden sollen (mittlerweile wurde das auch schon getan), der letztendlich unterschiedliche Dienste des Netzes unterschiedlich behandelt. Der Verlust der Netzneutralität wurde beklagt, Zeter und Mordio geschrien usw. usw. In einschlägigen Internetangeboten gibt es die Informationen zuhauf.

Dabei hat noch keiner wirklich ganz hinter die Angelegenheit geschaut, wobei sich einige Blogger ja dessen rühmen, sehen sie doch schon die Einschränkung der Netzneutralität als den Hintergedanken. Das ist er aber mitnichten. Der weitaus größere Skandal ist das Scheitern einer nicht funktionierenden PR- und Presseabteilung des Unternehmens. Es könnte natürlich auch “nur” die Ignoranz des scheidenden Chefs gegenüber dieser und das Nichtbeachten entsprechender Kommunikationspläne sein. Aber davon wäre sicher schon was nach draußen gedrungen bzw. man hätte bei der nachfolgenden Korrektur irgendwas davon bemerkt.

Wo liegt also der Fehler? Grundsätzlicher Gedanke: Wie bei jedem anderen Produkt auch so ist hier zwischen zwei Aspekten unterscheiden. Auf der einen Seite steht das, was man machen möchte, auf der anderen Seite das, was man den Leuten verkauft. Ein einfaches Beispiel soll das Prinzip anschaulich machen: Als Wursthersteller möchte ich, dass die von mir hergestellte Wurst möglichst lange haltbar ist und im Laden liegen kann, damit der Kunde sie kauft. Damit das gelingt, versetze ich sie mit Antioxidations- und Konservierungsmitteln. Das ist zwar völlig normal, verkauft sich aber nicht. Da ich aber für diesen Zweck Ascorbinsäure genommen habe, verkaufe ich den Kunden den Mehrwert im Produkt, dass sie damit auch gleich noch Vitamin C mit aufnehmen können. Und schon ist die negative Aussage durch eine positive ersetzt worden.

Zurück zur Eingangsgeschichte. Ziel der Firma ist es, von seinen Kunden höhere Erlöse zu erzielen. Punkt. Dazu möchte man sich eines Mittels bedienen, dass die Kunden schon von ihren Mobilfunkverträgen kennen: Ab einer bestimmten Datenmenge pro Zeiteinheit – meist Monat – wird der Zugang gedrosselt. Wer mehr will, soll mehr zahlen. Jetzt kommen aber die Verantwortlich der verschiedenen Dienste, die Firma auch anbietet, an und bemängeln, dass das Nutzen ihrer Dienste, was vorteilhaft für die Gesamtfirma ist, auch Datenübertragungen in immensem Ausmaß verursacht. Also wird die einfach Lösung genommen, dass diese nicht auf die Datenmenge, die der Kunde ungedrosselt bekommt, anzurechnen sind. Und für alle, die was anderes datenintensives machen wollen, gibts gegen Aufpreis die Komplettflat. Fertig ist der Lack, ab an die Presse.

Hier hätte jetzt die PR- oder die Presseabteilung (oder auch beide) “Halt! Stopp!” rufen müssen und ihren Chef an die Kandarre nehmen. “Das gibt aber ein Desaster!”. Lasst uns das nochmal durchdenken, wie wir das richtig verkaufen. Dabei ist die Lösung doch so einfach! Wie wäre es mit einer allgemeinen Umstellung der Tarifstruktur?

Per 01.01.2016 kosten alle Internetzugänge je nach zur Verfügung gestellter Bandbreite 10 bis 20 Euro mehr. Sonst braucht man nicht wirklich viel zu ändern. Zusätzlich gibt es eine Art Sozialtarif, benennen könnte man ihn irgendwie chic als “Call&Surf DSL6000 SNplus”, wobei das SN für “social network” steht. Hier gibt es zu einem Preis, der in der Höhe aktueller DSL-Anschlüsse liegt, einen Anschluss, der eine gewisse Datenmenge enthält und bei dem die Dienste der Firma zusätzlich mit oben drauf sind. Diese beiden Vertragsarten (also mit SNplus oder ohne) gibt es dann ab sofort für alle Neukunden und  jeder kann sich das aussuchen, was er möchte. Voilà.

Manche Sachen können so einfach sein, wenn man sie nur richtig macht. Und das schöne ist, dass in den nächsten Jahren beinahe alle Kunden sowieso zu Neukunden werden. Oder sagen wir so: Zu Neukunden gemacht werden. Das kann man so machen, muss es aber nicht. Wie die Telekommunikationsfirma in der jüngsten Vergangenheit auch schon ankündigte, will sie ihr  klassisches Telefonnetz mit den analogen und den ISDN-Anschlüssen abschalten und auf IP-Telefonie umstellen. So wird dann jeder wieder zum Neukunden.

Die Vielfalt machts

Die regionale Presse, zumindest in ihren Kerngebieten, hat gern mal eine gewisse Monopolstellung. Einzige Konkurrenz ist meist nur der Boulevard. Da kommt es für eine funktionierende Pressevielfalt darauf an, diese in sich abzubilden. typische Lokalthemen stehen dann bei investigativen Reportagen.

Das drückt sich hin heutiger Zeit dann auch gern mal in den Webangeboten bzw. ihren nachfolgenden Feeds u.ä. aus.

So fand ich heute in meinem Reader einen Artikel über adventliche Gemütlichkeiten gleich unter einer Darstellung rechter Netzwerke in M-V. Daumen hoch!

Setzen, 5 – Und damit Geschäfte machen

Der genussvolle Umgang mit der deutschen Sprache liegt ja durchaus im Interesse eines jeden Autors, egal, ob er eher der schreibenden oder der sprechenden Zunft angehört. Aber manchmal wird einem dieser Genuss doch arg verleidet. Was denken sich eigentlich Aufschreiberlinge dabei, die augenscheinlich ohne Sinn und Verstand Texte in Druck oder anderweitige Vervielfältigung geben, und diese sind dann voller Fehler. Nachdem Korrektoren und andere Fehlerbremsen auf dem Abfallhaufen der Marktwirtschaft entsorgt wurden, ist es kein Wunder, wenn der deutsch voll krass den Abgrund fällt.

Eine der hiesigen Landesregierung nahestehende Institution veröffentlichte heute eine Pressemitteilung doppelt. Die wiederholte Aussendung war einer Korrektur geschuldet, die bei Ortsansässigen keiner bedurfte. Denn ob man hinten oder vorn die Arbeitsagentur betritt, bleibt doch fast beliebig. Nicht geändert wurde eine Adresse des Absenders, die das gewaltige Kunststück vollbrachte, in einem einzigen Wort zweimal den gleichen Fehler, wenn auch mit unterschiedlichen Vorzeichen, zu machen. So firmiert die Einrichtung in der Schweriner

Schloßstrasse

und unterschlägt, dass das Schloss und die Straße nach einer einfachen Regel mit ß und ss ausgestattet werden. Wichtig ist der Buchstabe davor: kurzer Vokal -> ss, langer Vokal -> ß. Vermutlich zu einfach.

Aber auch hiesige Versicherungsvertreter sind Meister im Straßennamenfalschschreiben. Aber selbst hier wird eine der einfachsten Regeln der deutschen Sprache nicht angewandt – oder es gibt eine Lücke in den Geografiekenntnissen. Mit einem offenbar selbst gestalteten Flyer teilt die Agentur mit, dass sie in Kürze in der

Ihlenfelderstraße

ihren Sitz hat und alle Neukunden Rabatt kriegen. Nun bin ich mit Versicherungen m.E. ausreichend versorgt, so dass ich mit inbrünstiger Überzeugung sagen kann: Wenn die nicht mal ihre Straße richtig schreiben können, geh ich da auch nicht hin.

Achja, die Regel. Unter der Voraussetzung, die Ihlenfelder Straße ist nicht nach Mathilde oder Karl-Gustav Ihlenfelder benannt (dann würde richtigerweise die Zusammenschreibung gelten) sondern nach dem gleichnamigen Ort, wo sie zufälligerweise auch hin führt, ist die Auseinanderschreibung das einzig richtige. In vier Worten zusammengefasst und dadurch leicht merkbar: Ort fort, Mann ran. Von einer Gendrifizierung nehme ich Abstand.

Neuheiten begreifen

In der Frankfurter Rundschau (online) steht mit Datum vom 25. Juni (heute ist erst der 24.) ein Artikel über die “Digitalkanäle von ARD und ZDF”. Hier ist es nachzulesen. Unter der Überschrift “Digitalkanäle von ARD & ZDF: Mumm statt Mutlosigkeit” stehen einige interessante Sachen aber auch einiger Blödsinn.

Nicht hochziehen will ich mich an dem Verstoß gegen die entsprechende DIN, dass das kaufmännische Und “&” nur in Firmennamen und nicht in Aufzählungen zugelassen ist. Aber vielleicht sollte man dem Autor mal stecken, dass seit dem 30.04.2012 alle TV-Sender Digitalkanäle sind.

Vielleicht ist dieser Termin nur noch nicht lange genug her. Immerhin gibt es hinreichend viele Fachautoren, die für das hiesige regionale, öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm immer noch den seit dem 03. Dezember 2001 nicht mehr genutzten Namen “N3” verwenden.