Wertigkeiten

Manchmal guckt man ja nicht ungestraft Fernsehen. Aber manchmal fragt man sich, was dieses Fernsehen eigentlich so wichtig macht.  Sicher, es ist auch ein Unterhaltungsmedium. Aber auch und gerade die öffentlich-rechtlichen Medien sind auch ein Informationsmedium, da darf man sich fragen, welchen Ansprüchen sie sich selber genügen.

Über die Verkündung von Glücksspielergebnissen in Nachrichtensendungen habe ich mich schon vor einiger Zeit mal aufgeregt. Aber wenn die zweitwichtigste Nachrichtensendung des deutschen Fernsehens (vielleicht ist sie auch nur die drittwichtigste) an zweiter Stelle mit der Schlagzeile aufmacht, dass der neue Trainer vom FC Bayern erstaunlich gut deutsch spricht, darf mal wieder an der Einschätzung der Journalie gezweifelt werden, was wirklich wichtig ist.

Die Sendung ist 20 Minuten (ohne Wetter) lang, da mag Platz sein für viele Fakten, aber genaue Analysen und Einordnungen werden durch solche Nichtigkeiten, die in Boulevardmagazinen entschieden besser aufgehoben sind (wie übrigens die gesamten Sportnachrichten) aus der Sendung gedrängt. Es bleibt abzuwarten, wann solche Boulevard-Themen regelmäßig Aufmacher von Nachrichtensendungen werden.

P.S.: Die Sendung boulevardisierte weiter: Berlusconis Gerichtsverfahren (nur, weil ein „Politiker“ im Mittelpunkt eines Verfahrens steht, ist es noch keine politische Nachricht) und Seiltänzer über dem Gran Canyon (nebenbei massive Discovery Channel Schleichwerbung).

Plaste und Elaste aus Schkopau

Achja, wer erinnert sich nicht an den Slogan aus DDR-Zeiten, als die Buna-Werke in Schkopau das Land mit Plastik überzogen. Immer, wenn ich das Wort „Plastik“ höre, muss ich an ihn denken. Leider führt das ggf. zu Synapsenverklebung. Es gibt manchmal Überschriften in den Medien, da fragt man sich ernsthaft, wieviel Plaste und Elaste sie hier aufhäufen wollen, damit es, nach Konzertkirche und HKB, zu einem zentralen Symbol werden soll.

Unsere Heimatzeitung titelte heute:

Plastik soll zu zentralem Symbol (in) der Stadt werden

Hoffentlich nehmen sie frisches Plaste, gebrauchtes sieht doch irgendwie immer nach Müll aus. 😉

Lieber selber hin hören, als die Taube im Fernsehen

Langsam enttäuscht mich deutscher Alltagsjournalismus. Die Fähigkeit zur schnellen Kurzanalyse scheint ihm auch verloren gegangen zu sein. So wurde gestern Bundeskanzlerin Merkel u. a. dafür gefeiert, verspricht sie doch 100 Millionen Euro Hilfe zur Behebung der Hochwasserschäden.

Soweit, so gut. Aber dann sagt Merkel noch was, was dann in Moderationen und Kommentaren weg geschwiegen wird. Die 100 Millionen gibt es nicht einfach so, sie sind nur eine Kofinanzierung. Merkel sagt nämlich noch, dass zu jedem Euro, den das betroffene Land zahlt, ein Euro vom Bund dazu kommt.

Solche Versprechungen kann ich auch machen: 100 Millionen Euro, aber die nur dann, wenn die klammen Länder selber auch soviel zahlen. Das Prinzip sollte sich mal in der Versicherungswirtschaft durchsetzen. Die zahlen dann auch nur soviel Geld aus der Lebensversicherung, wie auch der Kunde selber nachweisen kann.

Die Reste vom Norden

Oben gemachte Überschrift ist übrigens ein Zitat. Der Slogan zog sich mal durch die legendären Shows aus dem Schmidt-Theater, die der NDR dankenswerterweise übertrug, als sie noch uptodate waren. 😉 Wobei wir aber auch irgendwo schon beim Thema sind: Der NDR. Immer knallhart am recherchieren, investigativ, kritisch, nordisch korrekt. Wobei man eigentlich „korrrrrrekt“ schreiben müsste.

Aber dann passieren immer wieder diese „Kleinigkeiten“, die das Bild erschüttern. Immerhin ist die Anstalt nicht eine der kleinen, mit vielen Aktivitäten in einem Sendegebiet, das von den Niederlanden bis nach Polen reicht, von Dänemark bis an den Harz. Damit dürfte ihr der Titel „flächengrößte deutsche Anstalt“ sicher sein. Aber dann kann man sich ja auch nicht in jeder Ecke auskennen, vor allem, wenn man ein paar Webseiten eher nach dem Kopieren-Einfügen-Prinzip erstellt.

Auf der Gesamtansicht wird man dank Kleinheit der Schrift die Fehler nicht entdecken:

Seite NDR

Auf der Originalseite mit Stand vom 23.05.2013 (auf dem Bild verlinkt) ist es besser zu sehen.
Aber man kann ja auch mal die beiden interessanten Details herausklauben:

NB in S-H?

Nach der Postleitzahl würde ich mal sagen, liegt Neubrandenburg in Ostfriesland, genauer auf der Nordseeinsel Juist. Außerdem hat der große Tierbeobachter Brehm bei der Erstellung von Brehms Tierleben auch in Neubrandenburg in die Fauna geschaut, mit einem eigenen Aussichtsturm:

B(r)ehmshöhe

Der Blick über See und Stadt ist sicher überwältigend, aber mit Tiervater Brehm hat der Turm nix zu tun.

Natürlich kann man sich (siehe Überschrift der Webseite) noch darüber streiten, ob Neubrandenburg wirklich nur einen See hat, aber da wollen wir mal nicht so sein. Die „Recherche“ bei Wikipedia ist ja so ein bisschen verpönt, aber spätestens als Link-Quelle zu offizielleren Quellen sollte das Nachschlagewerk taugen.

Sehr tiefsinniger und komplexer Humor bei „Zimmer frei“

„Zimmer frei“ – DIE Sonntagabend-Sendung des WDR – kann man sich doch immer mal wieder ansehen. Es hängt natürlich auch so ein bisschen vom Gast ab, aber Christine und Götz unterhalten ihr Publikum mittlerweile ja recht unabhängig vom Zimmerbewerber. Da echte Promies nicht unendlich viel in der Zahl vorhanden sind, kommt es mittlerweile zu Zweitbesuchen. Heute war Thomas Herrmanns dran.

Weitere Nebenrollen in der Sendung sind außer den genialen Puppen von Martin Reinl auch gern mal „Nachbarn“ der WG, so auch in dieser Sendung. Ein jugendlicher Typ, der zwischendurch klingelnd Einlass begehrte, und dann die im Kühlschrank befindliche Nudelsalatschüssel okkupierte, stellte sich als angehender Comedien vor, der gern mal im Quatsch Comedy Club auftreten wolle, natürlich sofort in der Fernsehausgabe. Überfahren von den prollig platten Gags dieser Szenerie ging der wirkliche Witz des Sendungsteils nur dem kundigen Zuschauer auf. Ob vom WDR gewollt oder nicht, ich ziehe trotzdem meinen Hut.

Zur Erläuterung: Thomas Herrmanns ist Moderator und Inhaber der Quatsch Comedy Clubs. Im Fernsehen sind sie zur Zeit meines Wissens eher weniger zu sehen, die Sendung zeichnete sich aber dadurch aus, Comediens eine Plattform zu bieten, auch eher unbekannten, da neuen Humorhandwerkern. Einige der großen haben mal im „Quatsch“ angefangen. ProSieben strahlte sie zuletzt aus. Es gibt aber noch eine zweite Sendung im deutschen Fernsehen, die auch neuen unbekannten wie etablierten Spaßverbreitern eine Plattform bietet: Nightwash. Sie läuft zur Zeit, unter anderem vom WDR produziert, auf EinsFestival und wird moderiert von Knacki Deuser.

Nun ging aber vor einigen Tagen durch die Schlagzeilen, dass genau dieser den Waschsalon-Schlüssel an den Nagel hängen will. Ein Nachfolger ist auch schon gefunden: Luke Mockridge. Der stand auch schon bei Nightwash auf der Bühne und wird dort vom Gast zum Gastgeber. Und genau dieser Luke Mockridge war derjenige, der bei „Zimmer frei“ den schlechten Möchtegern-Comedien mimte. Ich finde, das hat durchaus mit tiefsinnigem Humor zu tun.

Parallele Welten

Kennt ihr auch das Gefühl, dass es parallele Universen gibt, wenn ihr bei einem Ereignis dabei ward und später darüber in der Zeitung lest? Nungut, die Einschätzung einer Situation oder die Kritik an derselben kann von Betrachter zu Betrachter unterschiedlich sein, das ändert aber nicht die Situation selber. Ein aktuelles Beispiel.

Montag, 11. März 2013, nach der 20:15-Uhr-Tagesschau. Beim Durchzappen bleibe ich bei „Wer wird Millionär?“ hängen. Der Kandidat kommt irgendwie unsympathisch rüber, ich war auf die Reaktion und das Verhalten von Günther Jauch gespannt und blieb dran. Die Show hatte ich lange nicht mehr gesehen, und irgendwie fesselte sie mich dann doch etwas. Der Aufbau der Spannungsbögen war typisch WWM, aber doch immer wieder faszinierend. Jauch ist wirklich der optimale Moderator dieser Show. Am Ende gewinnt der Kandidat die 1 Millionen €. Das Zuschauen machte Spaß.

Das Thema geht natürlich durch die Medien, immerhin ist es schon eine ganze Weile her, dass einer bis zum Ende durchgehalten hat. Die anschließenden Jubelfeiern müssen aber doch ein paar Opfer gefordert haben, so dass am nächsten Tag das Erinnerungsvermögen gelitten hat. So schreibt WeltOnline über das Ereignis:

Sebastian Langrock (36) hat seine detaillierten Kenntnisse über das richtige Verhalten im Restaurant während seiner Zeit als Aushilfs-Ober gelernt. Am Montagabend haben sie ihn in der Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ zum richtig reichen Mann gemacht, als er auf Günther Jauchs Millionen-Frage: „Wer sollte sich mit der ’20 nach 4′-Stellung auskennen?“ ebenso spontan wie korrekt mit „Kellner“ antwortete.

Die Autorin scheint die Sendung nicht gesehen zu haben. Sebastian Langrock erzählte in der Sendung, dass er dieses Wissen gerade NICHT seiner Tätigkeit in der Gastronomie verdankt, sondern einem Buch „nutzlosen Wissens“, dass er ca. eine Woche vor der Aufzeichnung der Show von einem Freund, der ihn auch in die Sendung begleitete, geschenkt bekommen hätte und es darin gelesen hat. Das Buch läge noch im Auto, mit dem die beiden angereist waren, „keine 50 Meter“ vom Ratepult entfernt.

Schlampig recherchiert, würde ich mal sagen.

Hüh und Hott, mein Wunderpferdchen

Auf die Gefahr hin, mindestens gelyncht (oder heißt das: geluncht?) zu werden und vermutlich dann auch in irgendeiner Handelsmarkenlasagne wieder aufzutauchen: Ja, ich habe auch schon mal Pferdefleisch gegessen. Offiziell und unter dem Namen wurde es auch erworben und zu einem Gulasch verarbeitet. Schon die Zubereitung zeigte die Vorteile gegenüber handelsüblichem Rind- oder Schweinefleisch und auch das Endprodukt war geschmacklich super.

Der momentane Lebensmittelskandal (der eigentlich kein momentaner ist) rund um das Pferdefleisch in Rindfleischprodukten (und anderen Panschereien) verwundert doch ein wenig, hat der wohlmeinende Kunde doch bisher Pferdefleisch als wertvoller sowohl für die Belastung des Portmonees als auch für die Ernährung angesehen. Ein Kommentar in der „Zeit“ nimmt sich des Themas mal grundsätzlich an und titelt „Fleisch muss wieder Luxusgut werden„.

Dass am aktuellen Skandal eben nicht nur der Handel und die Hersteller Schuld tragen, sondern auch der Verbraucher, sollte man gerade letzterem endlich mal mit der hartgefrorenen Tortelloni-Packung einbleuen. Ein tiefgekühltes Fleischfertiggericht für unter zwei oder drei Euro – das geht nur mit Betrug, entweder am Tier oder am Menschen. Oder an beiden. Wenn bei meinem Antik-Händler für 100 Euro ein Rubens im Schaufenster steht, frage ich ja auch nicht nach, ob der echt ist oder eine Kopie.

Ob dafür Fleisch unbedingt zu einem Luxusprodukt werden muss, sei dahin gestellt. Wichtig ist, dass der Bauer so viel Geld erhält, dass er seine Tiere möglichst naturnah und natürlich aufziehen kann, wozu er verpflichtet werden muss. Dazu kommt eine Maximalgröße der Höfe und die Pflicht, das Futter selber anzubauen. Auf die Verpackungen der Endprodukte kommt dann noch der Herkunftsnachweis, Geschmacksverstärker werden verboten, und kein Tier darf lebend mehr als 30 km transportiert werden. Oder besser: die Tiere müssen auf dem Hof geschlachtet werden. Kein lebendes Tief darf mehr als 10 km in seinem ganzen Leben transportiert werden.

Ach, ich phantasiere schon wieder … Erstaunlich, wozu man mit der „Zeit“ kommt.

Lachen im Kasten und nicht im Keller

Wer den folgenden, sinngemäß wiedergegebenen Satz mal zu wem gesagt hat, weiß ich leider nicht mehr. Ich habe ihn auch aus einer Anekdote, so ist die Echtheit sowieso nicht verbürgt. Aber zu einem gestandenen Maler kam mal ein aufstrebender junger Kollege und erheischte einen helfenden Kommentar über die Qualität eines gerade fertig gewordenen Bildes. Die Koryphäe meinte dazu: „So können Sie erst malen, wenn sie bekannt und berühmt geworden sind. Bis dahin müssen ihre Bilder wirklich gut sein.“

Dieser Gedanke sei dem folgenden Geschreibsel über deutsche Kabarettisten vorangestellt, wobei ich hier Kabarett mal im weiteren Sinn, aber doch im Unterschied zur Comedy meine. Die entsprechende Grenze in wenigen Worten zu definieren fällt schwer, ich werde mich damit wohl noch mal separat befassen müssen. Aber das hatte ich anderswo schon mal angedeutet. Eine gewisse Form von Anspruch würde ich ggf. unterstellen, wäre das Wort „anspruchsvoll“ nicht bereits ironisch hinterlegt (siehe Reinhard Mey – Anspruchsvoll). Soll heißen, Comedy ist einfach lustig, bei Kabarett muss der Rezipient schon noch etwas mitdenken.

Nun stelle ich seit geraumer Zeit fest, dass mir die Programme einiger Kabarettisten, nachdem sie mit und durch das Fernsehen immer erfolgreicher geworden sind, nicht mehr so gut gefallen. Es scheint der oben bei der Maler-Bemerkung beschriebene Effekt eingetreten zu sein. Erfreulich nur, dass es immer noch welche gibt – mehr so aus der zweiten Reihe – bei denen es (noch) nicht so ist. Und es kommt auch immer noch neues nach, was hoffnungsfroh stimmt.

Als Kronzeuge sei hier Dieter Nuhr aufgerufen. Lange Zeit wollte ich es nicht wahr haben, aber spätestens die ihm gewidmete Ausgabe der „Lachgeschichten“ – eine WDR-Produktion – und seine dortigen Äußerungen brachten wohl einen Damm zum Brechen. Seine moderativen Fähigkeiten möchte ich ihm dabei nicht absprechen, aber wer seine Programme kennt merkt schnell, dass er sich hier oftmals selbst zitiert und damit recycelt. Lorbeeren, auf denen man sich ausruht, welken doch manchmal sehr schnell.

Weitere Beispiele sind Florian Schröder und Hennes Bender. Dabei hatte ich bei meinen Vorlieben letzteren eigentlich nicht wirklich auf dem Schirm. Aber seine Kurzauftritte bei diversen Kabarett- und Satiresendungen gefielen durchaus, so dass ich mir neulich „Erregt“ zulegte, eines seiner Programme auf CD. Leider dokumentiert diese Aufzeichnung an ein, zwei Stellen ein Verhältnis zum Publikum, dass nicht rolleneigen ist, sondern aus ihm selbst heraus zu kommen scheint, und das ich so nicht erwartet habe und nicht goutiere. Mein geschwächtes Interesse an Auftritten von Florian Schröder könnte ich zwar im Moment nicht an konkreten Ereignissen fest machen, es hat aber auch nicht mit der Qualität des von ihm moderierten „Das Er(n)ste“ zu tun; es war schon vorher da bzw. nicht mehr da.

Solange Mathias Richling, der Harry Potter deutschen Kabarett-Fernsehens, noch im Ensemble des Scheibenwischers aktiv war, fand ich seinen Part passend, wichtig und gut. Letztendlich ist er aber ein typischer Vertreter sogenannter Polit-Comedy geworden, der ich so gar nichts abgewinnen kann. Hier tummeln sich aber auch andere in teils unterschiedlichen Qualitäten.

Natürlich gibt es eine Reihe von Wortkünstlern mit aktuellen Programmen, die man durchaus empfehlen kann (die Reihenfolge ist keine Wertung, ich habe es mal alphabetisch versucht): Urban Priol, Jochen Malmsheimer, Max Uthoff, Frank Lüdecke, das Duo Henning Venske und Jochen Busse, Marc-Uwe Kling, Matthias Deutschmann, Werner Koczwara, Mathias Tretter, Vince Ebert (Vorsicht! Der absteigende Ast ist in Reichweite), Josef Hader, Niels Heinrich, Piet Klocke, HG Butzko, Christoph Sieber, Sebastian Pufpaff, Philip Simon (Maler-Effekt?), Alfred Dorfer, Jens Neutag usw.

Klassiker sind natürlich Dieter Hildebrandt, Werner Schneyder, Werner Finck, Dietrich Kittner, Thomas Freitag (ich weiß, der ist noch nicht soooo alt, aber trotzdem), Matthias Beltz, Georg Kreisler und noch ein paar andere, die das Feld Kabarett von den verschiedensten Richtungen aus beackert haben und es z.T. auch noch tun. Und wer sich jetzt wundert, dass solche Namen wie Heinz Erhardt oder Bodo Wartke hier unabhängig von ihrer Qualität nicht auftauchen, dem sei gesagt, dass sie hier nicht reingehören. Aber dazu irgendwann später mehr.

Das Er(n)ste

Die ARD versucht sich in Satire. „Das Ernste“ heißt das Ergebnis der Bemühungen, eine Art „tagesthemen“ mit Fips Asmussen als Chefredakteur. Jetzt lief eine Doppelfolge – die (hoffentlich) erste und letzte Sendung dieses Formates.

Mit einem gewissen personellen und strukturellem Aufwand wurde etwas geschaffen, dass von ggf. vorhandenen Vorbildern so weit entfernt ist, dass man „heute-show“ oder „switch reloaded“ nur beleidigt, wenn man sie damit vergleicht.

Plumpe Polit-Comedy, die von Satire oder (politischem) Kabarett so weit entfernt ist wie ein Grünkernbratling vom weihnachtlichen Gänsebraten oder wie ein Vorschlaghammer vom Laserskalpell. Flache Witze, wo Ostfriesen, Blondinen, Österreicher u.ä. durch einen Politiker ersetzt werden, geben wenig Niveau.

P.S.: Memo an mich: Mal einen Artikel schreiben über Satire, Kabarett und Comedy, ihre feinen und groben Unterschiede und das Verhältnis zur Politik. Mach ich mal „zwischen den Jahren“.

Vegetarisch kochen für Gäste

Keine Angst, ich falle nicht vom Glauben ab. Aber unter der o. g. Überschrift veröffentlichte unlängst ein Werbeblättchen* einen Expertentipp der Dipl. Ernährungswissenschaftlerin Kathleen Peterka, in Personalunion auch noch Redakteurin für das Druckwerk. Folgenden Gedanken kann man sich ja mal auf der Zunge zergehen lassen:

… mit der vegetarischen Genießerküche. Längst hat sie sich vom „Essen von Beilagen“ emanzipiert. Aromatische Küche ist angesagt. Die Gerichte sind durch … Dämpfen und Dünsten fettarm und durch den Einsatz von vielen Gewürzen auch gut verträglich.

Diese herausragenden Eigenschaften gehen natürlich der normalen Küche ab. Wer erinnert sich nicht mit Grausen an fade Rindergulasch, an fetttriefende Saltimbocca oder unverträgliche Hühnersuppen. Kochtechniken wie Dämpfen und Dünsten sind in der normalen Küche verboten. Wussten Sie das nicht? Auch die Verwendung von Kräutern und Gewürzen ist allein der vegetarischen Küche vorbehalten.

Aber es werden noch weitere Kochweisheiten unters Volk gebracht, die vorher auch noch kein Mensch kannte:

Ein Menü lebt von den Gegensätzen … Auf eine cremige Suppe kein „suppiges“ Gericht wie Ragout folgen lassen. Eher etwas „zum Beißen“ wie überbackenes Gemüse oder ein knackiges Wokgericht.

Ein deutschsprachiger Satz lebt von den Verben. Auf ein Subjekt folgt das Prädikat und das Objekt. Fängt man mit dem Objekt an, folgen Prädikat und Subjekt in der Reihenfolge. Nur bei Nebensätzen steht das gebeugte Verb am Ende, aber es ist in jedem Fall vorhanden. Wenn, dann verzichtet man mal auf das Objekt.

Böse Zungen behaupten, Vegetarismus, vor allem in seinen schärferen Formen,  wäre eine Essstörung. Sicher ist das Weglassen von Verben weniger gesellschaftlich relevant wie das Weglassen von Fleisch. Zu einem vollwertigen Deutsch gehören die Tu-Wörter aber dazu.

*) Tip der Woche (17.12.2012)