Wählen gehen!

Natürlich kann man auch zum Wahllokal fahren. Radeln, rollatoren, joggen, walken (nordic oder nicht) usw. sind selbstverständlich auch erlaubt. Und die Briefwahl ist ergänzend möglich. Wenn man es sich richtig überlegt, sollte man eigentlich seine Stimme grundsätzlich per Briefwahl abgeben, immer am möglichst frühzeitigsten Zeitpunkt. Der war für die kommende Wahl am 15. August, seither ist das Briefwahllokal im Neubrandenburger Rathaus eröffnet. Man kann seine Unterlagen dafür sogar online beantragen (siehe Artikel).

Warum sollte man so frühzeitig wählen? Ganz einfach: Die Wahlentscheidung wird dann hauptsächlich durch die Arbeit der Politik bestimmt und nicht durch ihre Wahlkampfaussagen. Natürlich sollte man dazu die Politik und die Aussagen der Politiker/-innen seit der letzten Wahl ein wenig verfolgt haben; man sollte für sich registriert haben, was sie für einen Blödsinn gemacht haben und welche echten Erfolge es zu feiern gibt. Das setzt eine ständige politische Interessiertheit voraus, aber im eigenen Interesse sollte man das wohl auch sein.

Sollte, und das kann natürlich vorkommen, keine der aktiven Parteien den eigenen Vorstellungen von Politik entsprechen, ist es oberste Bürgerpflicht, sich über Alternativen zu informieren (zum Beispiel so oder so). Die sind mittlerweile so vielfältig, dass man eigentlich immer irgendwo etwas für sich findet und die eigenen Ideen und Ziele abgebildet findet. 100%ige Übereinstimmung wird es sicher nicht geben, aber da ist es wie im wahren Leben: Man kann nicht alles haben.

Keine – wirklich absolut keine – Alternative ist die Nichtwahl. Wer sich nicht an den demokratischen Prozessen – Wahlen sind einer der wichtigsten – beteiligt, hat hinterher kein Recht, sich über das Ergebnis der Wahl und den daraus folgenden Situationen aufzuregen. Das ist genauso blödsinnig wie Vegetaristen, die aus Tierschutzgründen kein Fleisch essen, oder Pazifisten, die in der Küche wegen ihrer Waffenablehnung keine Messer benutzen.

Und für alle, die partout keine Partei oder Wählergemeinschaft finden, die ihre Ziele vertritt: Selbst aktiv werden. Für die anstehende Wahl ist es zwar schon zu spät für eine Parteigründung. Aber die nächste kommt bestimmt. Einfach nur Gleichgesinnte suchen, helfende Fachleute einladen, sich zu den gültigen rechtlichen Rahmenbedingungen informieren und los gehts. Dank Internet und sozialer Netzwerke sollte das heutzutage weit weniger kompliziert werden als in jeder vergangenen Zeit. Man kann natürlich auch in eine bestehende Partei eintreten und versuchen, diese in die neue Richtung zu lenken. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Da kann sich keiner raus reden.

Also: Wählen gehen!

Kopfschmerzen mit den Parteien

Die anstehenden Kreis- und Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern rücken mal wieder die Parteien und ihre politische Arbeit in den Mittelpunkt des Interesses. Wahlaussagen und sonstige Äußerungen, auch und vor allem über den politischen Gegner, lassen den Beobachter doch manchmal über den Sachverstand der Beteiligten verzweifeln und migränische Anfälle simulieren. Ein schönes Bild für eine Fabel.

Wer kennt sie nicht: Kopfschmerzen. Laut Werbung gibt es 37 Arten von Kopfschmerzen, die man wohl selber behandeln kann, und das alles mit nur einer einzigen Pille. Ob das sinnvoll ist oder nicht, wird nicht hinterfragt. Andere Pillen warben mit einem Abschaltimpuls für den Kopfschmerz. Das Prinzip erscheint einfach: Kopfschmerzen -> Pille -> Problem gelöst.

Ursachenforschung ist natürlich aufwendiger, verursacht Denkprozesse, die dann auch noch zu anderen Schlussfolgerungen führen könnten. Aber ein Gedanke sei in dem Zusammenhang doch erwähnt: Vielleicht ist es mal eine Idee, statt das Symptom Kopfschmerzen einfach mit einer Pille zu unterdrücken, doch mal die Ursachen zu beheben. Wie wäre es mit etwas mehr Bewegung an frischer Luft, gesunder, maßvoller Ernährung oder weniger ungesunder „Hobbys“ wie Rauchen oder Besaufen?

Das Schlimme daran: Man muss sich selber ändern, aber wer will das schon? Nur ist es das bisherige Leben, das heute dazu führt, dass es immer wieder Kopfschmerzen gibt. Mittlerweile scheinen diese sogar zum guten Ton zu gehören, werden gerade die pochenden, klopfenden durch einen hämmernden Specht satirisch geadelt. Blogs beschäftigen sich ausführlich mit dem Thema, was zu einer immer weiter führenden Normalisierung von Kopfschmerzen führt. Pille rein, und das Problem ist behoben. Oder auch nicht.

Muss eigentlich eine Fabel immer einen Moral haben? Völlig ohne Zusammenhang sei erwähnt, dass mal irgendein Papst eine Verbindung zwischen den Worten Pille und Verbot herstellte. Das ist allerdings ein anderes Thema. Unheil richtete es aber auch an. In der Hoffnung, dass die Fabel nicht zu fabulös daher kommt, bekämpfe ich meine Angst vor den hoffentlich nie kommenden großen Kopfschmerzen in der Zukunft mit der Geisteskraft des Verdrängens und einer Nullplattform.

Der Wahlk(r)ampf hat begonnen

Mittlerweile hat er wieder begonnen, der Wahlkampf um die besten Plätze im Mecklenburg-Vorpommerschen Landtag. Die ersten Politiker hängen schon an den Laternen. Bis zum 4. September werden es immer mehr werden, das zeigt zumindest die Geschichte. Was soll’s?

Wobei: Das genau ist die Frage: Was soll das? Welcher Kreativling kam eigentlich auf die Idee, dass das Aufhängen von Politikern an Straßenlaternen etwas bringt? Und welche gleichgesinnte sind mit der Umsetzung dieser Idee betraut? Beide gehören, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, eigentlich mit Papierbogen und Ato-Feder erschossen.

Diese Plakate hängen an Straßenlaternen, primäre Zielgruppe scheinen Autofahrer zu sein. Diese sehen so einen Aufhänger nur den Bruchteil einer Sekunde und sollen (teilweise) den Kopf des Delinquenten, die Parteiabkürzung und bis zu geschätzten 20 Worten erfassen! Achja, und nebenbei soll er auch noch auf den Straßenverkehr achten.

Das ideale Laternenplakat ist also eher schlicht im Content: Kopf, Partei, ein Schlagwort, vielleicht zwei. Nur: Welche Aussagekraft hat sowas dann? Sollte nicht besser nach Inhalt, Arbeit und Programm gewählt werden denn nach Köpfen, zumal die meisten rumhängenden für nichts stehen?

Klingt irgendwie wie die Quadratur des Kreises. Blöde Grundidee, miserable Ausführung, die ihre Ursache aber in der Grundidee hat. Ich bin dafür, dass die Kosten für die Laternenwerbung den Parteien nicht aus dem Staatshaushalt erstattet oder zumindest ins Schwarzbuch für Steuersünden aufgenommen werden.

Kontraproduktivität erklärt auch nichts

Da entnehme ich doch heute ein Papier aus meinem Briefkasten, dessen erster Satz das Druckwerk auf das Niveau senkt, gegen das es eigentlich geschrieben zu sein schien (ein völlig missglückter Versuch, nebenbei bemerkt).

In dem Satz heißt es, dass sechs Abgeordnete einer Partei die Arbeit des Landtages behindern. Damit kann man aber auch nicht jeden Beschluss wirklich erklären.

Populistischer Bullshit

Wenn ich noch einmal was von einem sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft lese, höre, rieche, schmecke, fühle oder sonstwas, dann platzt mir der Kragen. Derartige Forderungen sind so ein populistischer Bullshit (siehe Überschrift), dass ich langsam das Gefühl nicht loswerde, diese Forderungen werden von der Atomlobby unterstützt.

Jeder halbwegs intelligente und denkende Mensch sollte mittlerweile begriffen haben oder leicht dahinter kommen, dass es sowas wie einen sofortigen Ausstieg aus der Nutzung von Atomkraft nicht geben kann. Mit dieser Forderung machen sich also die entsprechenden Forderer bei jedem denkenden Menschen unglaubwürdig, ist sie doch vergleichbar mit dem Aufruf, ab sofort mit 30% weniger Sauerstoff zum Atmen auszukommen (in Frankreich: 80% weniger Sauerstoff). So machen sich die entsprechenden Sofortausstiegsverlangenden und ihnen nahe stehende Aktivisten unglaubwürdig und ihre Ideen folgenlos. Ganz im Interesse der Atomlobby.

Dass die derzeitige Nutzungsform der Atomkraft so schnell wie möglich heruntergefahren und abgeschafft gehört, steht außer Frage. Aber genauso sind alle anderen Energiegewinnungsformen auf ihre Umweltverträglichkeit zu prüfen, und zwar von der Errichtung eines „Kraftwerks“ (was zum Beispiel auch ein Wind- oder Solarpark sein kann) bis zu seiner Verschrottung. Außerdem helfen nur konstruktive Kritiken und Diskussionen. Wer nur gegen etwas ist, nörgelt nur um und hilft keinem. Es geht um Konzepte, den (expotenziell) steigenden Energiehunger der Menschheit zu stillen.

Ich weiß, dass sowas nicht unbedingt in einen Genießerblog gehört. Aber das musste mal raus. Jetzt gehts mir etwas besser.

Lernen vom großen Bruder

In der Neuen Zürcher Zeitung Online gab es am 23. Juni einen schönen Artikel: „Kalifornische Kleinstadt stellt ihren Betrieb ein -Zu hohes Defizit“. Dabei handelt es sich um die Gemeinde Maywood in der Nähe von Los Angeles. Die Stadt entlässt alle angestellten und bittet benachbarte Gemeinden, Sicherheits- und Verwaltungsdienstleistungen für ihre Bürger zu übernehmen.

Die Gemeinde hat 30’000 Einwohner und ein Defizit von 450’000 Dollar.  Das sind umgerechnet 366’000 Euro. Oder hoch gerechnet auf eine Gemeindegröße wie Neubrandenburg knapp 770’000 Euro bei gleicher Pro-Kopf-Verschuldung.

Die USA sind doch schon immer ein großes Vorbild für Deutschland gewesen …

Mit wievielen Euro war doch gleich Neubrandenburg verschuldet?

Willkommen-, Bienvenue-, Welcome-Center

Der Landkreis Mecklenburg-Strelitz hat es schon, auf Usedom wird darüber nachgedacht: Welcome Center für die Touristen. Dies sind zentrale Anlaufpunkte, die einfach zu finden sind und ein breitgestreutes Potpourri an Angeboten für die Besucher bereit halten, Informationen über das vielfältige Leben, die Kultur, die Landschaft geben können und auch bei der Hotel- oder Übernachtungsvermittlung helfen. Eben alles an einem Punkt, was der Gast brauchen könnte.

Während in Neustrelitz und Mirow nur darüber geredet wird, dass man sie vielleicht nicht WCC, sondern Strelitzeum nennen könnte (siehe Anzeigenkurier vom 21. April 2010, Seite 28), wird auf Usedom noch heftig um das Projekt gestritten (s. o.). Da gehts aber wohl eher um die Größe als den Namen der Einrichtung.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie jeder versucht, das Rad neu zu erfinden. Zu stolz sind die lokalen Entscheider, um mal über den Tellerrand zu gucken und sich an den Großen im Tourismus zu orientieren, die zeigen, wie man sowas macht: Man miete sich einen ehemaligen Geschirrladen, nenne das Touristinfo und der Tourismus brummt.

Der TV-Tipp: Lasst Euch einweisen

Mit „Neues aus der Anstalt“ zeigt das ZDF im Abstand von ca. 5 bis 6 Wochen die momentan beste Satiresendung im deutschen Fernsehen. Die aktuelle Ausgabe (Nr. 32), eben gerade über die Bildschirme gegangen, sollte von allen politisch interessierten Menschen auswendig gelernt werden! Wer sie verpasst hat, sollte unbedingt versuchen, sie irgendwo in der Wiederholung bzw. in der ZDF Mediathek zu gucken!

Die Wiederholungstermine:

  • 24.02., 2:30 Uhr, ZDF
  • 25.04., 19:40 Uhr, ZDFtheaterkanal
  • 25.04., 23:45 Uhr, ZDFneo
  • 27.02., 15:02 Uhr, ZDFinfokanal
  • 28.02., 20:15 Uhr, 3sat
  • 06.03., 21:30 Uhr, ZDFinfokanal

Nächste neue Sendung: 16.03., 22:15 Uhr, ZDF

Update: Ein Mitschnitt der Sendung liegt zur Ansicht vor.

BeLammert im Fernsehen, oder auch nicht, oder doch

Bundestagspräsident Norbert Lammert wünscht sich mehr Übertragungen von Bundestagsdebatten und anderen politischen Ereignissen in ARD und ZDF (und nicht „nur“ bei Phoenix). Bei den beiden Premieren des neuen Bundestages  glänzten sie ja durch Nichtstundenlangesendung, sondern zeigten nur Unterhaltungsfernsehen.

Sehr geehrter Herr Lammert, wenn der Bundestag ein Programm liefert, das höhere Einschaltquoten verspricht als Herz-Schmerz-Wiederholungen und für den Zuschauer entsprechend spannender und wichtiger sind als solche, dann werden sich die Sender schon die Übertragungsrechte sichern. 😉

Lernen von der 3. Welt

Bauernverbandschef Gerd Sonnleitner beklagt bei seinem gestrigen Besuch in Neubrandenburg, dass der Raubtierkapitalismus und der Wettbewerb unter den Lebensmitteldiscountern auf den Rücken der Bauern ausgetragen werden. Irgendwie fällt mir da ein Witz aus dem vorigen Jahrhundert ein: Wo ist der Unterschied zwischen einem reichen und einem armen Bauer? Der arme Bauer wäscht seinen Mercedes selber. Aber zurück zur Sachlichkeit.

Anstatt aber immer nur zu nörgeln, sollten sich der Verband und seine Mitglieder mal Gedanken darüber machen, wie sie aus dem Schlamassel wieder rauskommen. Die Lösung liegt auf der Hand, ist in ihren Ursprüngen bewährt, die Discounter ziehen auch mit und so muss das Ganze nur noch auf die Milchbauern angewendet werden.

Den Milchkuhbestand verkleinern? Nein! Milch verknappen, in dem man sie als Solibeitrag an Afrika weggibt? Nein! Oder Milch verklappen? Auch nein! Aber von Afrika, von Südamerika und anderen Regionen der 3. Welt lernen heißt siegen lernen. Was bei Kakao, Schokolade, Kaffee, Orangensaft, Bananen, Zucker, Wein und selbst Äpfeln funktioniert, sollte sich doch auch auf Milch anwenden lassen. Alle Milchbauernhöfe werden zu Dritte-Welt-Regionen deklariert und dann heißt das Zauberwort: Transfair.