Häuserarbeit

Mit dem Begriff „Haus“ wird im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch immer wieder auch „Immobilie“ verknüpft, was diese zu in Faulheit rumstehenden Gebilden verunglimpft. Die tägliche Praxis zeigt aber, dass vielen Gebäuden auch Funktionalität innewohnt, die sich in den vorgesetzten Bestandteilen der damit formulierten zusammengesetzten Substantive manifestiert.

Klassisch zu nennende Beispielen sind Wohnhäuser, wo irdendwas oder -wer drin wohnt. Gepflegte Parkanlagen sucht man zwar in Parkhäusern vergeblich, aber immerhin kann man seine Mobilie darin abstellen. In Ärztehäuser praktizieren Ärzte, in Rathäusern wird geraten, wo das Geld aus dem Stadtsäckel hin ist. Der – sicher empirischen – Beispiele gibt es viele.

Breit macht sich in der Stadt eine neue Art von Funktionshaus. Allerdings hat es noch keinen eingängigen Namen wie die anderen. Es gleicht gewissen It-Girls oder Supermodels, ohne an deren Qualitäten heran zu kommen. Aber außen bunt angezogen die eigene Haut zu Markte tragen, innen aber hohl und leer zu sein und ansonsten sinnlos in der Gegend rum zu stehen, das verbindet sie dann doch.

Eine eingängige Begrifflichkeit wäre also gesucht. Vielleicht in Anlehnung ans It-Girl das WeT-Haus? Aber es ist zu sachlich und wenig originell, aus WerbeTräger einfach nur das Kurzwort zu bilden.

Prosit Wochenende

Werbung, wie sie sein muss: Kurz, knackig, aussagekräftig und auf das Wesentliche reduziert. So soll sie sein. In entsprechenden Fachkreisen wird folgende Anekdote immer wieder gern zum besten gegeben:

Ein Mann kommt immer mal wieder an einem Imbiss vorbei, an dem auf der Angebotstafel unter anderem stand: „1 Paar Winerwürstchen mit Brot und Senf … 1,99 €“. Eines Tages geht er hinein, bestellt das Paar Würstchen und sprach dann den Wirt darauf an, dass da ein „e“ draußen auf seiner Angebotstafel fehle. Der Wirt meinte, das wisse er bereits. Auf die Frage des Gastes, warum er den Fehler denn nicht korrigiere, meinte er: „Es haben mich schon so viele Leute auf den Fehler hingewiesen, aber alle kommen dazu in den Laden und bestellen die Wiener oder etwas anderes.“ So sei sein Umsatz gestiegen.

Ob diese Gedanken auch zu nachfolgendem, schon länger aushängender Werbetafel geführt hat, weiß man nicht. Sicher ist nur, dass es hier augenscheinlich das billigste Bier der Region, und dann noch mit 7% Alkohol gibt:

Billiges Bier?

Schade, dass ich kein Bier trinke, mich hätte wirklich mal interessiert, wie die Pfennigbruchteile rausgegeben werden. Oder wird ähnlich wie bei Tankstellen im Zweifel einfach nur aufgerundet? Die haben aber nur eine Stelle hinter dem Komma bei den Cent-Angaben, beim Bier sind es ja zwei … 😉

Schnittmengen in der Logik – Haar in der Suppe

Die Werbung, vor allem auch im Fernsehen, hat eine gewisse Bildsprache. Weiße Wäsche, so unmodisch sie auch immer sein mag, steht für Reinlichkeit, ähnlich wie in der Sage steht der Fuchs für Schläue, lächelnde Gesichter stehen für Lebensfreude usw. usf. (oder für Lateiner: etc. pp.). Eine Schere steht im Allgemeinen dafür, dass man etwas abschneiden kann/soll/muss.

Nun interessiert mich Werbung für Haarspülungen, vor allem, wenn sie langhaarige Frauen ansprechen soll, eher weniger. Aber ein altbewährtes Sujet eines entsprechenden Spots geht mir nicht aus dem Kopf. Das Bild, dass da verwendet wird, gibt es gefühlt schon seit den 1980er Jahren, immer wieder frisch aufgenommen. Seit damals beschleicht mich das Gefühl, dass damit etwas nicht stimmt. Die Frage ist nur: Stimmt was am Sujet nicht oder an meiner Logik?

Defektes Haar soll sich entweder mit der Spülung reparieren lassen oder soll abgeschnitten werden. Soweit, so gut. Nun wird aber zum Schluss die Schere zerbrochen, was für mich ein Bild dafür wäre, dass man nichts abschneiden muss. Der zu hörende Text lautet aber „Entweder … (Bild von Schere beim Zerbrochenwerden) oder … (Bild der Spülung)“. Also: Entweder müssen die Haare NICHT abgeschnitten werden, oder man nehme die Spülung. Negieren wir den ersten Teil der Aussage, wird aus der entweder-oder-Verknüpfung (Antivalenz) eine und-Verknüpfung (Konjunktion), damit die Aussage als ganzes wahr bleibt. Also soll man die Haare mit der Spülung behandeln UND abschneiden. Warum dann noch spülen?

Die Salsa lob ich mir

Wo ich doch gerade über Werbung geschrieben habe, zeigt der Teiledealer.com-Weblog ein schön gefundenes Video. Ich möchte es niemandem vorenthalten.

“And Then There Was Salsa” from Frito Lay Dips on Vimeo.

Natürlich weiß ich, dass die Dipsoße nicht so hergestellt wird, aber ich vermute mal, hier sieht es jeder, dass einem nichts vorgespielt, sondern nur was schönes gezeigt wird. Warum gibt es solche Werbung nicht öfter im Fernsehen?

Warum darf Werbung eigentlich so schamlos lügen?

So ein Fernsehabend, entspannt auf dem Sofa mit was leckerem zu knabbern dazu, kann doch ein wunderbarer Genuss sein. Natürlich gilt es, das richtige Fernsehprogramm auszuwählen, was durchaus schwierig sein kann. Aber manchmal kommt alles gute zusammen, so dass einen selbst die Werbung nicht stört und man sie sich auch noch ansieht.

Das kann aber durchaus auch eine Strafe sein, vor allem, wenn einem das manipulative Gelüge auffällt. Ins Auge gesprungen sind mir dabei drei Backwarenwerbungen, ein Schokolade-, ein Pizza- und ein Brothersteller, die alle mit schönen Bildern über die handwerkliche Herstellung ihrer Produkte in Kleinserien werben.

Industrielle hergestellte Waren mit handwerklicher Qualität zu bewerben ist eine Lüge. So ist die Liste von Marken, deren Produkte ich nicht kaufe, wieder um 3 gestiegen. Langsam muss ich die mal aufschreiben, sonst vergesse ich noch was. 😉

Google vs. Malik

Der von mir doch gern gesehene René Malik wird in Kürze im Fernsehen auftreten. Das ist dem Klatsch-Tratsch-Blog eine Meldung wert. Wer hat sie auch noch nicht gesehen und sich köstlich über den Maulwurf, den Frosch und den Eisbären mit Berliner Dialekt amüsiert.

Wenn es aber nach den Anzeigen aus dem Hause Google geht, wird es den Maulwurf bei Malik nicht mehr lange geben:

Wollen wir mal hoffen, dass Mariks Gage so hoch ist, dass er die Maulwurfvertreiber entweder selber aufkauft oder ein Maulwurfvertreiberschutzschild aufbauen kann.

Strom sparen für Fortgeschrittene

Manchmal lohnt es sich, auch bei Papierspam („Postwurfsendung“) mal genauer hinzusehen. Auf dem Energiemarkt gibt es ja immer mal wieder neue, günstige Angebote. Und da die Anbieter ihre Wunschkunden auch wirklich locken, wird ihnen auch gleich noch eine Vergleichsrechnung aufgemacht, damit das Einsparpotenzial gleich deutlich herauskommt.

Der nach eigenen Angaben „Energiediscounter“ eprimo erfreute mich und meinen Briefkasten mit einem Schreiben, worauf sich diese Vergleichsrechnung befand:

Genau hinsehen! Was spare ich also?

Ich verbrauche zwar nicht 3500 kWh, aber das wird sich an der Grundaussage dieses Zettels nicht auswirken: Bei eprimo bezahle ich mehr als bei den neu.sw; warum sollte ich also wechseln?

Milchmädchenrechnung Werbung

Wenn die einmalige Ausstrahlung von Werbung für ein   bei einem der großen privaten Sender halbwegs öffentlichkeitswirksam ca. 80’000 € kostet, dann müsste, wenn man die Kosten für die Ausstrahlung mit einem Cent auf das Produkt umlegt, jeder 10. Bundesbürger einmal das Produkt kaufen. Wird der Spot also zehnmal ausgestrahlt, müsste, damit sich das rechnet, statistisch gesehen jeder Bundesbürger das Produkt einmal kaufen. So viele haben aber die Werbung nicht mal gesehen.

Wie kommen wir aus dieser Zwickmühle? Nehmen wir mal keine abstrakten Zahlen, sondern versuchen wir, es konkreter. Gestern (23.11.2009) schauten ca. 3,5 Mio Menschen „Bauer sucht Frau“. Pro Tausend Zuschauer kann der Ausstrahlende Sender mit etwa 20 bis 25 € rechnen. Das ergibt eine Mindesteinnahme von 70’000,- €. Nehmen wir jetzt einen Werbespot für einen aufgepeppten Joghurt oder eine Scheibenkäsepackung, der während der Sendung zwei- oder dreimal ausgestrahlt wurde, so kommen wir auf reine Ausstrahlungskosten von 140’000,- €. Wieviele Leute gehen dann am nächsten Tag in den Supermarkt und kaufen genau dieses Produkt? Die Hälfte der Zuschauer? Ein Viertel? Ein Zehntel? Oder noch weniger? Nehmen wir 10%, so ergibt sich nach unserer Milchmädchenrechnung 0,40 € pro verkauftem Joghurt.

Nicht berücksichtigt sind bei dieser Abschätzung Produktionskosten der Spots, Steuern und Abgaben, Rabatte, Provisionen usw.  Aber die Größenordnung finde ich schon interessant, vor allem, wenn ich mir überlege, wie viel für manche Produkte geworben wird und warum diese dann so teuer sind. Je mehr also für ein Produkt geworben wird, desto billiger ist im Vergleich zum Ladenpreis der eigentliche Wert desselben.

Für Geld machen manche Leute alles

Gemütlich auf dem Sofa liegen und anderen beim Arbeiten zusehen, das ist genau das richtige für den Sonntagabend. Im konkreten Fall arbeitete u.a. Fernsehkoch Martin Baudrexel in der Vox-Sendung „Die Küchenchefs“ in einer Gaststätte in Duisburg. Nachdem die Promiköche einige Gerichte probierten – natürlich fielen alle durch – kam es zur Definition der Aufgabe. Besonderer Schwerpunkt lag im Entsorgen der Convenience-Produkte und geschmacksverstärkenden und -gleichschaltenden Zutaten. Fertigsoßen, Tütensuppen und dergleichen landeten um Müll (wo sie ja auch hingehören).

Dann kam die Werbung … und Martin Baudrexel machte Werbung für eins der sinnlosesten Convenience-Produkte, die es gibt. So hat sich der Ruf des Kochs und das Anschauen der Sendung für die Zukunft erledigt.