Multible Realitäten

Eigentlich gibt es nur eine Realität. Das wird man doch mal so abstrahieren dürfen. Vermutlich haben sich diverse Philosophen auch schon damit beschäftigt, so dass diese Erkenntnis feststeht: Es gibt eine Realität. Aber wie sagte schon Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl: „Die Wirklichkeit ist anders als die Realität.“ Aber das nur nebenbei.

Irgendwann, es ist schon eine ganze Weile her, betrat der Mensch die Bühne dieser Realität. Was grundsätzlich noch nichts daran änderte, dass es nur eine Realität gibt. Aber mit seiner zunehmenden Dauer der Anwesenheit erlernte der Mensch, diese Realität zu sehen und sich Gedanken darüber zu machen. Er macht sich – noch ganz ohne Smartphonefotoapparat – ein Bild von der Realität.

Der Mensch, nach eigenen Angaben die Krone der Schöpfung, bringt in seinem homozentrischen Weltbild irgendwann die Kleinen mang die Großen und verwechselt sein Bild von der Realität mit der Realität selbst. Das scheint aber eine typisch menschliche Eigenschaft zu sein. Ich bin, also ist es so, wie ich es sehe. Eine der Spitzen an Abwandlungen dieses Gedankens stellt ein Zitat aus dem 17./18 Jahrhundert dar: „L’État, c’est moi! (Der Staat bin ich!)“ Dem Sonnenkönig Ludwig dem XiV. wird es zugeschrieben. Er soll damit dem Absolutismus begründet haben. Beim homozentrischen Absolutismus des Menschen könnte man auch sagen: „Ich sehe, also ist es so.“

Eben nicht. Das Problem der Abbildungen, die sich der Mensch von der Realität macht, ist, dass jeder Mensch sich seine eigene fabriziert. Das macht er nicht bewusst, das ist einfach so. Subjektivismus könnte man sowas nennen. Das Blöde ist nur, dass sich eben diese Abbilder nicht nur von Mensch zu Mensch unterscheiden, sondern auch beim gleichen Menschen mindestens eine zeitabhängige Komponenten haben. Das liegt daran, dass die Projektionsfläche – das menschliche Gehirn – sich ständig weiterentwickelt und so aus der Abbildung immer andere Erkenntnisse bezieht. Ein Beispiel:

Wenn ich beim Schreiben dieses Artikels an meinen Monitoren vorbei durch das Fenster schaue, sehe ich in einiger Entfernung einen Baum. Einen großen Baum. Wobei ich hier schon wieder subjektiviere, er ist zwar der größte Baum in seinem näheren, sprich einsehbaren Umfeld, aber es gibt größere Bäume. Außerdem: Was ist ein Baum? Der Begriff kommt doch auch schon wieder aus einer homozentrischen Quelle und beinhaltet diverse Wertungen. Aber egal. Für mich steht da ein Baum. Jemand anderes, der auch in diese Richtung guckt, aber dessen Blick nicht durch eine Gardine und eine leichte Kurzsichtigkeit getrübt ist, sieht in dem Baum nicht nur einen Baum, sondern einen kurznadeligen Nadelbaum. Vermutlich eine Kiefer (Botanik war nie meine Stärke). Jemand, der sich mit Biologie u.ä. mehr auskennt, sieht in dem Baum Lebensraum für allerlei Fauna, vielleicht auch andere Flora, und der Besitzer des Hauses neben dem Baum ärgert sich über das Moos/die Algen auf dem Dach seines Hauses und die Dachschindel zerstörenden herrunterfallenden Äste. Es ist immer noch der gleiche Baum. Es ist immer noch die gleiche Realität, aber wie unterschiedlich ist das Abbild dieser.

Noch abstruser wird es, wenn man zwischen der hirneren Projektionsebene und der Realität noch eine Ebene dazwischen schaltet. Nehmen wir beispielhaft ein Foto, dass die obere Hälfte des Baumes zeigt. Ich sehe Zapfen, ich sehe Nadeln, also ist es für mich nicht nur ein Baum, sondern ein Nadelbaum. Ob er groß oder klein ist, weiß ich nicht, auch nicht, wo er steht. Ich sehe ja nur das Bild von dem Baum. Der Biologe aus dem vorherigen Beispiel sieht natürlich auch wieder die Fauna und Flora drumrum, weil er von ihr weiß. Und den Hausbesitzer ficht der Baum nicht an. Er weiß nur, dass er einen ähnlichen bei sich auch auf dem Grundstück hat und der den Wert desselben mindert. Dass es sein Baum ist, erkennt er nicht, da er ihn immer nur von unten sieht, das Foto hat aber eine waagerechte Sichtachse.

Ist also zwischen der Realität und der eigenen Projektionsfläche noch ein Medium dazwischen geschaltet, kommen zu den eigenen Subjektivitäten noch die des Mediums hinzu. Außerdem zeigen Medien unabhängig von ihrer Art immer nur einen Ausschnitt der von ihnen selbst subjektivierten Realität. Der beobachtende Mensch kann zwar einen Teil der durch die Ausschnittsbildung entfallenen Realität wiederherstellen, aber eben nur subjektiv. Es soll helfen, sich sein Bild aus mehreren Quellen zu bilden, dass diese voneinander unabhängig sein sollten, ist genauso klar wie schwierig herauszufinden. Und dann hat man noch so viele Quellen wie möglich. Und nicht nur zwei, wo die eine Hüh und die andere Hot sagt.

Wer sich in der Biologie des Sehens bzw. in der Technologie des MPEG-Videos auskennt, der weiß, dass selbst das Sehen nicht so funktioniert wie es augenscheinlich aussieht. Sowohl der Sehsinn als auch die MPEG-Komprimierung vermindern die Menge der zu übertragenen Informationen auf ein Minimum. Erst der Player auf dem Rechner oder unser Gehirn macht wieder einen Film, einen Ablauf bewegter Bilder daraus. Übertragen werden ab und an mal ein ganzes Bild, aber dann nur noch die Änderungen vom vorherigen Bild. Auf diese Weise gibt es Informationsverluste, die das Hirn wieder ausgleichen muss; dabei macht es Fehler. „Optische Täuschungen“ sind ein Beispiel, aber die Fehlerbildung ist eben nicht nur optisch, sondern umfassend und betrifft eben auch alle anderen Aspekte.

Der einfachste Algorithmus, um zu versuchen, aus unvollständigen Informationen vollständige zu machen (ein Versuch, der übrigens grundsätzlich zum Scheitern verurteilt ist), ist das Verallgemeinern oder Pauschalisieren. Lücken werden durch Allgemeinplätze gefüllt. Das scheint zu funktionieren, entstehen doch dann Abbilder der Realtität, die ins eigene Vorstellungsvermögen passen, aber mit der echten, einzigen Realität haben die dann wenig  zu tun. Das muss übrigens nicht nur durch das Zwischenschalten irgendwelcher Medien bedingt sein. Selbst, wenn man zwei Leute direkt nebeneinander an ein Ereignis stellt und sich hinterher davon berichten lässt, wird man unterschiedliche Abbilder bemerken. Isso.

Es liegt also nicht immer nur an dem Medien, wenn Menschen unterschiedlicher Meinung sind. Es wäre eine schöne Aufgabe, die Realität möglichst umfassend und aus allen Blickwinkeln abzubilden. Bei aller Vielfalt, aber so viele Medien kann es gar nicht geben. Es wird immer nur ein subjektiv veränderter Ausschnitt sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Medien trotz aller systemimmanenten Subjektivität wirklich nur die Realität versuchen abzubilden, und nicht auch noch versuchen, die Realität zu ändern. Die Ausschnittsauswahl hat schon Manipulationspotenzial genug, bewusst genutzt oder nur unbewusst bewirkt.

„Umfassend“ ist hier wohl ein wenig das Zauberwort. „Wenn man nur einen Hammer hat, sieht jedes Problem aus wie ein Nagel.“ beschreibt die Gefahren schon recht gut.

 

Schlecht recherchiert

Dass bei den Discountern in den Hausmarken Produkte stecken, die von so manchem Markenhersteller stammen, ist ja eigentlich ein alter Hut. So stellt zum Beispiel die Molkerei Bauer Joghurts her, die unter dem Edel-Namen Mövenpick verkauft werden… Achnee, dass hat ja mit Discountern nix zu tun. Sorry.

stern.de überrascht seine Leser mit der bisher so unbekannten Praxis. Unter der Überschrift „Diese Marken stecken hinter den Billigartikeln“ vergleicht die Internetseite 21 „Originale und ihre Aldi-Varianten„. Vielleicht einige Bilduntertitel:

„Die Verpackung der Eigenmarke Desira von Aldi sieht dem Original sehr ähnlich.“
„Die weichen … Joghurt Früchtchen sind auch optisch kaum vom Original, …, zu unterscheiden.“
„Die … Mini Schoko Küsse sind den … [Marke] Schoko Strolchen verdammt ähnlich.“
„Auch hier ist es gar nicht so einfach für Kunden einen Unterschied zu erschmecken. Die … [Aldi] Erdnuss Flips, und die Flips von … [Marke].“
„Auch Knabberkram von Aldi stammt aus den gleichen Produktionsstätten wie die Markenware.“

Die Frage ist nun, wo der eigentliche Nachrichtenwert liegt? Vor allem eine Bildungerschrift bringt erstaunliche Aufklärung: die letzte in meiner Aufzählung. Produkte, die es bei Aldui zu kaufen gibt, werden in den gleichen Produktionsstätten produziert wie Markenprodukte. Das sagt NICHTS, aber auch gar nichts über deren Inhaltsstoffe und Qualität aus. Zumal (siehe obiges Beispiel) selbst Markenhersteller bei namenlosen oder bei anderen Markenproduzenten fabrizieren lassen. Die Markentankstellen holen sich ihr Benzin auch alle aus der gleichen Raffinerie.

Das Hersteller auch für fremde Marken produzieren, ist gängige Praxis. Und wenn da auch ein paar Handelsmarken dabei sind, was soll’s? Aber das da überall das gleiche drin ist, sagt dieser Fakt nicht aus. Jede Marke hat ihr Charakter (oder sollte ihn haben) und damit die eigene Rezeptur. Und mit der werden die Produkte im Auftrag produziert.

Ein einfach zu prüfendes Beispiel sei ein Produkt ohne „Rezeptur“: Milch. Dem Leser dieses Blogs im nord(ost)deutschen Raum sei mal die Aufgabe mitgegeben, darauf zu achten, wo die Frischmilch, ESL-Milch, Bio-Milch und H-Milch in den Supermärkten und Discountern seiner Vorlieben herkommt. Irgendwo auf der Packung gibt es ein liegendes Oval, dass den Abfüller identifiziert: DE MV 006 EG. Nicht überall, aber doch weit verbreitet. Schöne Grüße nach Upahl. 😉

Stolz wie Bolle

Sky macht Werbung. Sky macht Werbung für Werbung bei Sky. Sky muss den Werbeagenturen erklären, wie Werbung bei Sky funktioniert und wirkt. Da muss der Chef an, der Vermarktungschef.

Wer Sky abonniert, verändert seinen TV-Konsum dramatisch.

Martin Michel (Sky Vermarkter) in horizont.net

Das ist aber nicht seine einzige Weisheit. Seiner Meinung nach geht, wer Sky abonniert, dem Free-to-Air-Markt verloren. Interessanter Gedanke. Und doch sehr selbstbewusst.

Als ehemaliger Kunde, der zusammen mit dem Namen „Premiere“ die gegenseitigen Verbindlichkeiten beendete, möchte ich doch arg heftig widersprechen. Solange ich bei Sky nicht auch die Inhalte finde, die ich vom Free-TV geboten bekommen und die mich interessieren, wäre ich dem Free-to-Air-Markt nicht verloren gegangen.

Aber ich habe kein Sky, irgendwie auch aus Zeitmangel. Aber wenn ich die Angebote mit meiner Erinnerung von Premiere vergleiche, fallen mir schon ein paar Sachen auf, die mir fehlen. Und die von mir genutzen Free-TV-Angebote fehlen schon mal vom Grundsatz her …

Langsam reicht’s – für was neues

Laut einem Artikel auf ZDNet wertet die „Internetbotschafterin der Bundesregierung“ Gesche Joost das Ergebnis einer Studie (ICILS) so aus, dass Schüler schon im Grundschulalter anfangen müssen, Programmieren zu lernen. Das ist sicher ein interessanter Gedanke, wird aber die Klassen wieder in zwei Teile differenzieren: den eher rational, algorythmisch und den ganzheitlich, emotional denken könnenden Schülern. Den Effekt kann man bereits jetzt wunderbar beobachten bei den Lernenden, die beispielsweise eher Mathematik oder eher Sozialkunde oder eher Sprachen begreifen.

Das ist aber noch nicht mal das bemerkenswerte, was aber den Gedanken durchaus induzieren könnte, spätestens nach der Orientierungsstufe das Programmieren in den Wahlpflichtbereich zu übernehmen. Dort können dann diejenigen, denen sowas liegt, besonders an die Art und Weise des Denkens bei der Programmierung herangeführt werden.

Verwerflich finde ich Joost’s Gedanken, das Programmieren lernen in die vorhandenen Fächer zu integrieren. Das ist ja eine Strategie, die auch schon bei anderen wichtigen Themen, wie zum Beispiel der Medienbildung, wunderbar geklappt hat. Nicht. Aber vielleicht findet sich genau hier ein interessanter Ansatz für die Problemlösung. Wenn man die Themen der Medienbildung und die der aktuellen Forderungen von Gesche Joost (Wie funktionieren die Medien, wie geht man mit ihnen um, wie wertet man deren Produkte, wie gestaltet man sie selber, wie programmiert man Webseiten, Apps, sonstiges? usw.) vereint, reichen die zur Vermittlung anstehenden Kenntnisse und Fertigkeiten locker aus, um damit ein Unterrichtsfach neu zu begründen und ins gesamte Schulsystem aufzunehmen.

Rekursives Menschenrecht

Der Artikel 5 unserer aktuellen Verfassung namens Grundgesetz befasst sich mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung und und zementiert sie fest in unserer Gesellschaft. Watt’n Glück.

Dabei geht es darum, das jeder seine und nicht jeder eine Meinung frei äußern kann. Sobald also zwei Leute aufeinander treffen, kann es auch zwei Meinungen geben, die sich diametral gegenüber stehen.

A hat also eine Meinung und B auch, aber eine andere. Wenn A seine eigene äußert, kann B seine dagegen stellen, wogegen dann aber wieder A seine stellt und B dann wieder seine. Usw. Usf.

Zur Beachtung: Keine Meinung sollte so fest sein, als dass sie sich nicht auch durch gute Argumente bewegen lässt. Dieses „bewegen“ nennt man auch „denken“.

Voltaire soll einmal gesagt haben: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“

Zuviele sollten aber auch nicht einer Meinung sein. Dazu meinte Heiner Müller einmal: „Zehn Deutsche sind natürlich dümmer als fünf Deutsche.“

Womit sich der Begriff „Schwarmintelligenz“ als allgemeinum für den Menschen verbietet. Es mag bewusst herbeigeführte Zustände geben, wo das nicht so ist, aber im unbewussten System ohne Energiezufuhr gilt eben der 2. Satz der Thermodynamik, nachdem sich das Maß des Chaos von allein immer nur vergrößert.

Und wer letztendlich Recht hat, das muss der Beobachter aus seinem Blickwinkel unter Berücksichtigung der Folgen entscheiden. Wer in diesem Moment Recht hat, ist jetzt nicht zu entscheiden.

Frei nach H. G.: „Was soll das?

Manchmal kann man ja nur mit den Ohren schlackern, wenn man über das nachdenkt, was man so hört. Wofür so alles Geld ausgegeben wird, darf dann auch mal hinterfragt werden. Oder will man das gar nicht? Ist es besser so, wenn es so läuft, wie es läuft?

Alles fing mit einem Anruf an, und weil es dabei um ein Praktikum ging, landete das Gespräch bei mir. Ein medial nicht unbeleckter Mensch, aus was für einer Situation auch immer kommend, wurde in so einer Art Wiedereingliederung im Auftrage bzw. in Zusammenarbeit mit der hiesigen Arbeitsagentur durch einen Verein betreut. Davon gibt es ja einige. Meine „Firma“ hat schon einige Erfahrungen mit derartigen Praktika. Salopp ausgedrückt geht es darum, mit dem vorher länger nicht im Berufsleben gestandenen Praktikanten/der Praktikantin an den geregelten Tagesablauf eines Arbeitnehmers heranzuführen und ihn/sie auch mit den Anforderungen eines Jobs wieder in Verbindung zubringen. So weit, so gut.

Die durch die Vereine betreuten Menschen sind angehalten, sich auch das eine oder andere Praktikum zu organisieren, damit sie ins Berufsleben reinschnuppern können. Und vielleicht ergibt sich ja auch ein Jobangebot, wenn die Sterne ganz besonders günstig stehen. Suchen oder finden sie keinen Praktikumsplatz, übernehmen die Vereine die Aufgabe, deren Werktagen eine Struktur zu geben. Dann wird ausgiebig Kaffee getrunken, gebastelt, Sport getrieben und sich gegenseitig Quark ins Gesicht geschmiert, was thematisch irgendwie unter Hygiene und Kosmetik fiel. Und wir reden immer noch von Erwachsenen … Vielleicht ist dieses Betreuungsprogramm auch nur dazu da, die Leute in die Praktika zu treiben.

Aber irgendwie glauben kann ich diese These auch nicht. Kaum hatte der oben erwähnte potenzielle Praktikant meine „Firma“ als Praktikumsstelle gefunden, wurde ihm durch den Verein dieses untersagt. Komisch. Nun gehörte dieser Mensch offenbar zur Generation „irgendwas mit Medien“ und hatte auf dem Gebiet einschlägige Erfahrungen, durfte dann aber bei einem der sicher nicht so zahlreich in der Region vorkommenden Medienunternehmen nicht sein Praktikum absolvieren. Statt dessen sollte er übrigens in einem Baumarkt, einer Einrichtung, ohne die zahlreiche Bürger sicher nicht auskommen, ein Praktikum absolvieren; er selbst hatte in seinem Leben aber einen großen Bogen darum gemacht. Das war nicht seine Welt.

Die Sache schien irgendwie abgeschlossen zu sein. Doch plötzlich noch ein Anruf: Der Verein hat einem Praktikum in meiner „Firma“ doch zugestimmt; wenn auch nur unter einer Bedingung: Der Unterschrift unter einer Art Einstellungsverpflichtung. Was nichts anderes hieß: Wir sollten VOR dem Beginn des Praktikums eine Art Verpflichtungserklärung unterschreiben, dass wir den Praktikanten im Anschluss an sein Praktikum als Mitarbeiter übernehmen? WER UNTERSCHREIBT DENN SOWAS? Welches lebensfremde Hirn denkt sich sowas aus?

Sowas gutes gibt’s heute gar nicht mehr

Zappt man sich Samstags (oder auch an anderen Tagen, aber Samstags passt es zur Zeit am besten) abends durchs Fernsehprogramm, kann einem schon das große Schauern ankommen. Wo sind die Unterhaltungsshows, die mit Musik, Tanz und Theater die Zuschauer unterhalten. Wo Kalauer aber auch Witze mit viel Geist und Esprit zu Hause sind, die nicht nur heitere, sondern auch besinnliche Momente vereinen? Wo sind die Shows, in der die Macher mit ihren nationalen und internationalen Gästen singen, tanzen, schauspielern, talken und Sketche fabrizieren; wo moderne Popmusik neben Klassik steht und nicht nur einfach abgesungen sondern auch showtypisch neu interpretiert werden? Wo sind die Shows, wo die Gäste nicht nur die üblichen Verdächtigen sind, sondern auch eher etwas unbekannt sind, weil sie Theaterschauspieler oder klassische Tänzer sind? Wo sind die Shows, die mit Witz, Slapstick, Ironie und vor allem auch Selbstironie, mit Emotionen und Tragödie arbeiten?

Fragen über Fragen. Aber es gibt zwei Antworten auf all diese Fragen, eine gute und ein weniger gute.

Die gute: Es gibt diese Show, sie wird aktuell auch ausgestrahlt.

Die weniger gute: Es sind „Aufzeichnungen“ aus den 1970er/1980er Jahren.

Samstags rund um Mitternacht laufen zwei oder drei Folgen dieser Shows im Fernsehen und die vereinigen all das, was oben steht (und noch sehr viel mehr, selbst die Wissenschaft und die Kochkunst kommen darin vor!).

Ihr könnt sagen was ihr wollt, aber ich fühle mich durch die Muppet-Show nach wie vor bestens unterhalten. Der DisneyChannel zeigt sie gerade.

Warum beginnt jede Tagesschau mit einer Lüge?

Der wichtigste Satz an den Anfang: Die Frage in der Überschrift betrifft nicht nur die Tagesschau. Bei Tagesthemen, heute, heutejournal, RTLaktuell, Sat.1-Nachrichten u.a trifft das auch zu. Die RTL-II-News lügen in dem Zusammenhang übrigens nicht, genau wie die KabelEins-News und die von ProSieben. Und ich meine nicht das „Guten Abend, meine Damen und Herren.“ bzw. vergleichbare Floskeln.

Das Fernsehen hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht. Das meine ich weniger inhaltlich als technisch. Wenn man sich allein mal die Übertragungswege ansieht, über die uns die Programme erreichen:

  • analoges Kabel
  • digitales Kabel SD
  • digitales Kabel HD
  • DVB-T
  • DVB-S (Satellitendirektempfang) in SD
  • DVB-S in HD
  • IPTV á la Entertain & Co.
  • Livestreams über die Mediatheken der Sender
  • IPTV über Zattoo, Magine, Couchfunk & Co.

Wenn man sich mal überlegt, dass bis ca. 1980 alles „nur“ über analoges Antennefernsehen lief. Ok, da auch nur mit 3 Programmen. Aber immerhin.

Während aber das analoge Antennenfernsehen die Signale noch mit knapp 300’000 km/s übertrug, von der Livekamera bis zum Fernseher, ist das heute nicht mehr der Fall. Die Signale werden zwar immer noch genauso schnell übertragen, aber es gibt Umformungspunkte, wo alles decodiert/codiert/recodiert u.ä. wird. Außerdem speichert das Empfangsgerät unterschiedlich viele Daten zwischen (cache oder buffer), um eine flüssige Wiedergabe zu gewährleisten. Außerdem kommen die längeren Strecken über den Satellit noch hinzu, was schon beim analogen Sat-Empfang(†) zu Verzögerungen führte.

So hängt die Dauer der Übertragung vom Übertragungsweg und auch vom Endgerät ab. Hinzu kommt eine mittelbare Abhängigkeit von der Auflösung. Merke den Spruch von der letzten Fußball-WM: Je besser das Bild, desto später das Tor. So kommen Laufzeitunterschiede von mehreren Sekunden zusammen. Berücksichtigt man auch noch die Livestreams oder das IPTV, kann man mit – technisch bedingten – Verzögerungen bis zu einer Minute rechnen.

Bleibt die Frage, warum am Beginn der Sendungen überhaupt Uhren gezeigt werden. Ich hoffe mal, das „Das haben wir schon immer so gemacht, also bleibt das so.“ nicht der einzige Grund ist. Vernünftig ist er nicht. Aber warum dann die Lüge jedes Mal?

Schlecht recherchiert

Gerade auf der Seite 1 sollte man die besten Artikel einer Zeitung vermuten. Oder zumindest die am besten recherchierten, weil kunden- und leserlockenden. Aber dann … „Neue Radiosender bleiben im Landesosten ein Wunschtraum“ titelt unsere Heimatpresse dieser Tage und beschreibt die im Vergleich zu Berlin und anderen Radiohochburgen eher schmale Programmversorgung in der Region. Aber dann der Faux pas …

In der Mecklenburgischen Seenplatte und in weiten Teilen Vorpommerns bleibt es … bei Magerkost: Wer in Auto oder Garten andere Programme als einen von fünf NDR- und zwei Privatsendern, Deutschlandradio Kultur oder Deutschlandfunk hören will, geht leer aus. (NK, 10.09.2014, Seite 1)

„Hier irrte Goethe!“* möchte man dem Autor entgegenwerfen. Fischland, Darß und Zingst (Teile von Vorpommern) werden mit einem lokalen Radioprogramm aus Kühlungsborn versorgt. In Stralsund und Umgebung (auch Vorpommern) kann man sich private klassische Musik auf die Ohren legen.

Und dann gibts da noch das Dreigespann NB-Radiotreff 88,0radio 98einsStudio Malchin. Mit den drei Sendern werden weite Räume der Seenplatte und Vorpommerns abgedeckt. Lt. Angaben der Firma Mediabroadcast werden ca. 315’000 Menschen technisch erreicht, das ist ein Fünftel aller Einwohner des Landes M-V und sicher die Hälfte in der angesprochenen Region. Das sollte man nicht übersehen. In einem breiten Streifen wird der Bereich von Woldegk über Neubrandenburg, Stavenhagen, Malchin, Teterow bis fast zur Autobahn 19 sowie Vorpommern fast von Stralsund über Greifswald, Grimmen und Loitz bis zur B111.

Und das schöne: Dies sind Offene Kanäle, wo man hingehen und das Radioprogramm mitgestalten kann, inklusive Musikauswahl.

P.S.: Achja, bevor das Argument „Wer hört denn den Sender?“ kommt: Laut „Funkanalyse Ostdeutschland 2013“ (INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung, Berlin) hat NB-Radiotreff 88,0 in seinem Sendegebiet einen Weitesten Hörerkreis (WHK = Hörer in den letzten 2 Wochen) von 47%. Hochgerechnet auf alle drei Sendegebiete sind das auch knapp 150’000 Leute.

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*) eine in der Literaturgeschichte gängige Floskel