Rudolf Keil entlassen?

Kennen Sie Rudolf Keil? Nein? Dann sind Sie vermutlich nicht gut informiert. Rudolf Keil war lange, sehr lange Zeit derjenige, der vor der Tagesschauuhr das letzte Wort hatte. Er empfahl ein Diätprodukt, dass ich spätestens schon deswegen nicht kaufe, weil ich es ob der penetranten permanenten Werbung vor der 20-Uhr-Tagesschau für überteuert halte. Die Werbung an diesem prominenten Platz war sicher nicht billig und muss ja auch wieder rein kommen.

Nun hat er aber nicht mehr das Schlusswort. Nachdem Anfang November noch für die mit dem Mittelchen angeblich erreichbare Bikinifigur – ich trage gar keinen Bikini, schon gar nicht im November – geworben wurde, ist jetzt augenscheinlich Schluss. Aber nicht, dass Sie denken, für das Mittel wird keine Werbung mehr gemacht! Mitnichten. Es wurde aber vom hellichten Strand auf dunkle Abendgarderobe umgestellt. Bei der Gelegenheit wurde dann Apotheken-Rudi gleich mit entsorgt.

Wir betrauern also Apotheker Rudolf Keil, der uns als Ergänzung zum überteuerten Mittelchen noch zu einem kostenlosen Diätplan überreden wollte. Aber auf der Webseite des aufgepeppten Eiweißpulvers findet man noch sein Abbild. Und einen interessanten Satz. Nach einem Hinweis auf die vielfach falsche Ernährung des Menschen heißt es da: „… Probleme bereitet auch die industrielle Verarbeitung unserer Lebensmittel, …“ und die beheben wir mit einem industriellen und hochverarbeiteten Nahrungsersatzstoffprodukt.

Das ist eine Win-Win-Situation: Die Nahrungsmittelindustrie macht uns krank, die Pharmazieindustrie wieder gesund. Was wollen wir mehr?!

Ergänzung der Impressen

In den letzten Tagen und Wochen gab es einige Nachfragen von Agenturen und anderen entsprechenden Anbietern, bezahlte Artikel bei herdnerd.de oder rundumgenuss.de  aufzunehmen. Aus diesem Anlass habe ich die Impressen durch einen Gedanken ergänzt.

Eine Bemerkung für die Leser und für die Anbieter bezahlten Contents: Solange ich mir den Luxus leisten kann, versuche ich mich in einer thematischen Unabhängigkeit. Hier schreibe ich nicht für Geld. Ein bisschen versuche ich, meine Unabhängigkeit zu erhalten. Das schließt die Annahme von Rezensionsexemplaren nicht aus (Zusendung bitte nur nach Absprache), aber ob und, wenn ja, wie ich darüber schreibe, bleibt bitte mir überlassen. Danke.

An der Formulierung muss ich noch feilen, aber ich hoffe, der Sinn kommt raus. Der Ziel meiner Blogs ist nicht, sich irgendwie zu monetarisieren. Die Hostinggebühren halten sich in bezahlbaren Grenzen, mein Leben finanziert sich aus anderen Quellen. Eine Zeitung hatte mal den schönen Satz geprägt: „Wir sind käuflich, aber nicht bestechlich.“ Nun ist das Lesen dieses wie auch der anderen beiden Blogs aus diesem Hause sowieso kostenlos möglich, so dass ich mir wohl eine alternative Formulierung, die einen ähnlichen Sinn widergibt, einfallen lassen muss. „Kostenlos zu haben, aber nicht billig.“, wäre eine Idee. 😉

Na, das geht auch besser. Eine der nächsten Mußestunden hilft da sicher weiter.

Liebe Spammer

Meist bin ich ja recht nachsichtig, was Eure Aktivitäten betrifft. Es muss schließlich jeder sehen, wie er zu seinem Geld kommt. So habe ich Eure Kommentare hier immer sehr freundlich ignoriert, gelegentlich gelöscht und vorher darauf geachtet, dass keiner veröffentlicht wurde.

Aber was ihr Euch in den letzten Tagen und Wochen so erlaubt habt, das ging selbst mir irgendwann zu weit. Zum einen wurde in Euren Spamkommentaren doch immer wieder nur das gleiche beworben, zum anderen wurde es rein quantitativ einfach zu viel. Da half selbst die Erkenntnis nicht weiter, dass die meisten davon von einer IP-Adresse stammten. War die blockiert, kam alles von einer anderen.

Habt ihr eigentlich keine Evaluation bei Eurem Tun? Es ist doch kein einziger Eurer Kommentare hier oder in meinen beiden anderen Blogs online gegangen, Eure Aktivität war doch so sinnlos. Der einzige, der sie gesehen hat, war ich; meine Resistenz gegen Online-Werbung ist aber sehr groß.

Nachdem Euch auch kein Captcha abgehalten hat, werden jetzt andere Seiten aufgezogen. Mal sehen, was nun passiert. Ich wünsche Euch ein schönes, wenn auch sinnloses Wochenende (Sind Wochenenden nicht sowieso meist mit sinnlosen Aktivitäten gefüllt?).

Liebe Grüße

DirkNB

Jüngste Stadt des Landes

Da ist man auf einer geführten Tour quer durch die heimlische Hauptstadt des Landes Rostock, erfährt viel über die Backsteinbauten dortselbst, sieht die „ältesten“ Häuser der Stadt und darf sich anschließend doch wundern. Stimmt das alles, was einem da erzählt wurde? Ist Rostock wirklich elf- oder zwölfhundertsowieso gegründet bzw. erstmals urkundlich erwähnt worden? Oder werden die ganzen alten Bauten nur für die Touristen hingestellt und sind im schlimmsten Fall aus Pappmaché?

Konkretisieren wir die Frage: Wurde Rostock 1218 oder 1952 gegründet? Die Stadtführerin auf der eine Seite oder diese Info, auf der gleichen Tour fotografiert, auf der anderen Seite:

Knapp 800 Jahre oder 60? Gesprochenes Wort vs. geschriebenes.

Früher war mehr … geregelt

Es ist doch erstaunlich, was es mittlerweile so alles gibt. Schuld daran ist wohl auch eine zurückgehende Regulierungsflut staatlicherseits, was das dann auch immer konkret heißen soll. Als gelernte Bundes- und Europabürger sind wir da einiges gewohnt. Gurken- und Bananenverordnungen, Bäderregelung, Ladenöffnungszeiten, DIN und TGL – alles das gab es und gibt es in der einen oder anderen Form nach wie vor.

Apropos Shopping. Neben Weihnachten und Ostern feierte lange Jahre der Einzelhandel noch zwei andere wichtige Feiertage: Sommerschluss- und Winterschlussverkauf. Der Kunde wusste, wann es also rabattierte Waren gab, alles war geregelt. Offiziell gibt es diese Schlussverkaufstermine nicht mehr, es steht dem Handel frei, wann er dergleichen durchführt und unter welchem Namen. Immer häufiger wird darauf mittlerweile auch mit dem urdeutschen Begriff „Sale“ hingewiesen, von dem man aber auch erstmal wissen muss, dass er sowas ähnliches wie SSV und WSV heißt.

Während die Schlussverkäufe die entsprechend jahreszeitlich geprägte Saison abschlossen, gibt es mittlerweile diesen terminlichen Anlass nicht mehr. Oder man gibt dem Kind einfach einen neuen Namen, Hauptsache, man kann mit Rabattaktionen Leute in den Laden bzw. auf die Webseite locken.  So etwas müssen sich die Wortdesigner eines Internethandelshauses auch gedacht haben, als sie sich den „Midseasonsale“ ausgedacht haben – auch nur eine Rabattwerbung.

Was sehen wir, wenns nichts zu sehen gibt?

Zur Zeit feiern die Fernsehsender, seien sie privat oder öffentlich-rechtlich, einen großen Feiertag, oder, genauer gesagt: Sie bereiten ihn vor. Es ist der 30. April 2012. Zelebriert wird die Abschaltung des analogen Fernsehens, auf das in zahlreichen, manche sagen auch in zu zahlreichen,  Fernsehspots hingewiesen wird. Selbst unsere hiesige Lokalzeitung nahm sich jetzt des Themas an. Grund dafür dürfte u.a. sein, dass beim ebenfalls hiesigen Kabelfernsehbetreiber die Nachfragen häuften.

Was lernen wir daraus? Werbung im Fernsehen, wenn sie die Leute anspricht, hat durchaus eine überragende Wirkung, vor allem bei denjenigen, die nicht so in der Materie stehen. Die Bedingung ist dabei, dass es die Leute direkt betreffen muss. Ein Fernsehabend ist ohne Fernsehprogramme, die man empfangen kann, auch nur halb so schön, aber dieses Szenario drohte ja laut TV-Spot. Irgendwie erinnert mich das an den Werbespot eines „Erkältungsheilmittels“, dass nach eigenen Angaben Deutschlands meist verkauftes und vor allem auch meist überschätztes ist.

Die Wissenschaft hat gezeigt: Eine Erkältung dauert ohne medizinische Behandlung 7 Tage und mit medizinischer Behandlung eine Woche. Was sollen Wirkstoffe in der Kapsel wie Paracetamol, Ascorbinsäure, Coffein, Chlorphenaminhydrogenmaleat (genau die sind da drin) schon ausrichten? Die Kopfschmerzen (so vorhanden) werden gelindert, das künstliche Vitamin C geht sowieso gleich in den Ausguss, Coffein kriegt man auch durch einen Espresso oder eine Cola und das letzte soll wohl die Nasenschleimhäute zum Abschwellen bringen. Das heißt: Es werden die körperlichen Reaktionen unseres Immunsystems unterdrückt, die eigentlich die beste Strategie gegen Erkältungen sind: Ruhe, Entspannung und Nasenfluss. Denn, das muss einem auch erst mal einer sagen, was wir als Erkältungssymptome wahrnehmen, sind eigentlich die Abwehrreaktionen unseres Körpers auf die Erkältung.

Der Erkältungstipp: Die drei oder vier Tage, wo die Erkältung am schlimmsten ist, einfach auf Krankenkassenkosten frei nehmen und es sich bei heißem Tee und heißer Hühnerbrühe auf dem Sofa bequem machen und etwas leiden. Das muss ja nicht nur durch das Nachmittagsprogramm der Fernsehsender sein, womit wir dann beim eigentlichen Ursprungsthema wären. 20 Fernsehsender stehen ab 1. Mai im Neubrandenburger Kabelfernsehnetz analog noch zur Verfügung. Ich vermute aber, dass zu dem Zeitpunkt eine Kanalsuche durchgeführt werden muss, nicht alle werden ihren Kanalplatz behalten. Der Auswahl der Sender standen sicher verschiedene Kriterien zu Grunde, Zuschauerinteresse war dabei nicht als Spitzenreiter dabei. Rechtliche Vorgaben und wirtschaftliche Interessen hatten vermutlich Vorrang. Wer mehr sehen möchte, kommt um den Kauf eines Receivers (DVB-C) oder eines neuen Fernsehers (ebenfalls mit DVB-C) nicht herum. Der Fachhändler ihres Vertrauens berät sicher gern.

Schlafmützen aufgepasst!

Auch als Schlafunterlagenverkäufer muss man aufgeweckt sein. Es empfiehlt sich außerdem, bei der Werbung ein klein wenig Logik mit einfließen zu lassen. Und auch Mathematik kann nicht schaden, nicht nur beim Ansetzen des Rotstifts und beim Errechnen des Rabattes.

Sowohl in der Logik als auch in der Mathematik lässt sich eine Negation nicht steigern, in dem man sie nochmals negiert. Aufs allerwesentlichste reduziert: -(-1)=1. Oder als logischer Ausdruck: ¬¬A = A, wobei A eine Aussage ist.

Manchmal versteckt sich allerdings eine Negation, zum Beispiel, wenn es auf etwas Rabatt gibt. Hier bedeutet ein Rabatt von beispielsweise 25%, dass etwas nicht mehr 100€ kostet sondern nur noch 75€ (25% von 100€ sind 25€; 100€ minus 25€ sind 75€).

Derweil Preise im allgemeinen eher die Tendenz haben zu steigen, kann man das mit einem kleinen Kunstgriff auch als Rabatt verkaufen, setzt man vor die Rabattprozente ein Minus. Das Beispiel würde also heißen, dass wir jetzt -25% Rabatt gewähren. Wir rechnen: -25% von 100 € sind -25€; 100€ minus -25€ sind 125€. Manchmal ist so ein kleines Vorzeichen doch eine ganze Menge wert.

Negativsparen. So, so. Das klingt nach dem Negativwachstum, dass uns auch immer wieder verkauft wird, und eigentlich Verkleinerung heißt. Man muss bei doppelten Negationen schon aufpassen, das ist nicht unwichtig.

Vergebliche Werbemüh‘

Natürlich verläuft bei jedem der Sonntag etwas anders. Das Klischee spricht gern von einem gemütlichen Frühstück, etwas seichte Betätigung, einen schmackhaften Sonntagsbraten, Reallifesocialnetworkingaktivitäten, meist verbunden mit Kaffee und Kuchen in geselliger Runde, Abendbrot, Tatort, Anne Will Günter Jauch und dann ab ins Bett.

Sendungsbedingt sieht es bei mir dann doch etwas anders aus. Nachdem mich das Licht des Sonntags den morpheus’schen Armen entreißt, meist in Form eines Weckradios, erhält die Sendung „RundumGenuss“ ihr letztes inhaltliches Update. kulinarisch verschweiße ich das elterliche Mittagessen zum Brunch, um mich anschließend der weitestgehenden Sendungsvorbereitung in der „Redaktionskonferenz“ zu ergehen. Dann gehts – meist mit einem Umweg über McCafé – nach Hause. Dies ist dann auch der Zeitpunkt der Sonntagsleerung meines Briefkastens.

Wahlsonntage bringen den Ablauf nur bedingt durcheinander. Das Update ist etwas straffer organisiert, so dass ein wenig Zeit gewonnen wird, um zur Wahl gehen zu können. Der Termin des sonntäglichen Mittagstisches ist seit Jahrzehnten festgemeiselt, daran ändern auch ein gesellschaftlicher Wandel nichts. Nur: Die Wahlwerbung in „Neubrandenburgs größter Sonntagszeitung“ verfehlt dann völlig ihre Wirkung, sehe ich sie doch erst Stunden nach meinem Wahlakt.

„Streuverluste“ nennt das wohl der Werbefachmann, wenn Werbung Leute anspricht, die die beworbenen Produkte nicht nutzen können. Die Kandidaten haben eine ganze Reihe Unterstützer um sich versammelt, die teilweise aber auch ganz schön streuen, vor allem dann, wenn das eine Partei-A-Mitglied den Kandidaten von Partei B, ein anderes Partei-A-Mitglied den Kandidaten von Partei C unterstützt.

Deutsch 5, setzen!

Das Bildungsniveau scheint wirklich immer weiter abzusinken, vor allem sieht man das auch am Beherrschen der hier üblichen Sprache. Der aktuelle Wahlkampf gab mit „C wie Zukunft“ einen ersten Aufhänger.

Aber auch die theoretisch vorhandene Konkurrenz bereichert die orthogramatikalischen Kostbarkeiten. Beim Slogan „Gut, wie das Land.“ (ein Bild ist u.a. hier zu bestaunen) steckt ebenfalls ein Fehler drin. Oder kann jemand das Komma erklären?

Ich könnte mir vorstellen, welche Funktion es haben soll, aber selbst dann ist es falsch und besser als Gedankenstrich auszuführen.

Überraschung!

Wer liebt sie nicht, diese „Wir-machen-gar-keine-große-Party-aber-wenn-der-zu-befeiernde-nach-Hause-kommt-ist-es-ein-Riesenfest-und-alle-rufen-wenn-er-reinkommt-‚Überraschung!'“-Parties? Einfache Antwort: Ich. Nicht umsonst habe ich ja auch den Wahlspruch: „Bei dreimonatiger Voranmeldung Spontanität gesichert.“ Aber Scherz beiseite.

Im anglophilen Sprachraum wird, passend zum Zwecke der allgemeinen Verständlichkeit, meist nicht „Überraschung!“ gebrüllt, sondern „Surprise!“.  Das ist, Mitdenker und Englisch kundige wird das nicht wundern, die ortssprachliche Entsprechung. Vermutlich gibt es dort auch genauso viele Liebhaber der Unsitte wir hier.

Nur welchen Sinn hat das Wort „Surprise“, wenn man es hinter einen eingeführten Produktnamen schreibt? Wahrscheinlich ist dann eine Überraschung mit drin. „Die Pille Surprise“ enthält dann wohl an einer Stelle eine Schokolinse, eine Kiste Cola light koffeeinfrei Surprise enthält eine Flasche mit braungefärbtem Süßstoffwasser und bei Tütensuppe Surprise ist mal kein Glutamat/Hefeextrakt drin.

Was passiert aber, wenn eine, wie ich es jetzt auf einem großen Werbeaufsteller im Stadtgebiet gesehen habe, Zigarettenmarke mit der Produktvariante „Surprise“ wirbt? Sind bei gleichen Preis unterschiedlich viel Zigaretten drin? Oder sind die aufgedruckten Krankheiten, die man vom Rauchen bekommen kann, vielfältiger? Oder gibt es in einer Packung jetzt viele Geschmacksrichtungen? Ich werde es nie erfahren. Das Schicksal eines Nichtrauchers.